Internationale Raumstation:Nasa will ISS erst 2024 im Meer versenken

Lesezeit: 2 min

"Hoher wissenschaftlicher Nutzen": Auf der ISS dürfen Astronauten wohl länger forschen als geplant (Foto: dpa)

Galgenfrist im All: Die US-Regierung will die ISS vier Jahre länger nutzen, die Europäer sind jedoch gespalten. Ein Aufschub könnte der Raumfahrt neue Chancen eröffnen.

Von Alexander Stirn

Die Internationale Raumstation ISS bekommt eine zusätzliche Gnadenfrist. Statt wie bislang geplant im Jahr 2020 soll die orbitale Containeranlage nun frühestens im Jahr 2024 im Meer versenkt werden. Das für die Verlängerung nötige Geld will die US-Regierung bereitstellen - notfalls sogar ohne die Europäer, die sich zieren, noch mehr Geld in das Projekt zu stecken.

Der US-Anteil an den Betriebskosten beträgt derzeit etwa drei Milliarden Dollar pro Jahr. "Die ISS ist eine einzigartige Einrichtung mit großem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen", schreibt Nasa-Chef Charles Bolden im Blog der US-Raumfahrtagentur. "Die Entscheidung der Obama-Regierung, die Lebenszeit der Station bis mindestens 2024 zu verlängern, wird uns erlauben, das Maximum aus der ISS herauszuholen."

Europäer zögern

Seit November 2000 ist die Station, deren Aufbau und Unterhalt inzwischen mehr als 100 Milliarden Euro gekostet haben dürften, durchgängig bewohnt. 15 Staaten beteiligen sich am Betrieb - neben den USA und Russland, die die Hauptlast tragen, auch Kanada, Japan und elf europäische Länder.

Insbesondere in Europa, das derzeit 8,3 Prozent der Kosten aufbringt (Russland ausgenommen), ist die Beteiligung umstritten. Frankreich und Italien möchten ihre Beiträge reduzieren. Deutschland, das fast die Hälfte der europäischen Ausgaben für die ISS schultert, will an der Station festhalten. Nach zähen Verhandlungen hatten sich die Partner im November 2012 zumindest darauf verständigt, die Station in abgespeckter Form bis 2020 zu unterstützen - doch nicht einmal das dafür nötige Geld ist bislang zusammengekommen.

Jean-Yves Le Gall, Präsident der französischen Raumfahrtagentur Cnes, betonte daher am Mittwoch im Gespräch mit dem Fachblatt Spacenews, zunächst müssten die bestehenden Verpflichtungen erfüllt werden. Erst dann könne über Europas Beitrag nach 2020 entschieden werden. Auch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) kommt keine feste Zusage. "Deutschland hat immer gesagt, der Betrieb der ISS muss mindestens bis zum Jahr 2020 sicher gestellt werden, wenn nicht sogar darüber hinaus", sagte DLR-Chef Johann-Dietrich Wörner am Mittwoch in Washington.

Die Nasa wählt dagegen die Offensive. "Es ist wichtig, diese Partnerschaft am Leben zu erhalten - mit Amerika in der führenden Rolle", schreibt Bolden in seinem gemeinsam mit Obamas Wissenschaftsberater John Holdren verfassten Blogbeitrag. Falls nötig, würden die USA auch alleine mit Russland weitermachen.

Chance für private Transportflüge

Für die Amerikaner steht viel auf dem Spiel. Nach dem Ende der Space-Shuttle-Flüge im Juli 2011 versucht die Nasa derzeit, eine private Raumfahrtindustrie zu etablieren - mit unbemannten Versorgungsflügen zur ISS, künftig aber auch für den Transport von Astronauten.Mit dem Erstflug einer Crew ist allerdings erst 2017 zu rechnen.

Sollte die Station bereits drei Jahre später versenkt werden, würde sich das Engagement für Dienstleister kaum lohnen. "Eine Verlängerung des ISS-Einsatzes bei einer gleichzeitig höheren Anzahl von Flügen, wird die Kosten pro Mission drücken und die Investition in solche Flüge deutlich attraktiver machen", schreiben Bolden und Holdren.

© SZ vom 10.1.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fotos von der ISS
:Leuchtende Erde, strahlende Atmosphäre

In der Dunkelheit der Nacht ist es vom Weltraum aus besonders deutlich zu sehen: Es gibt kaum noch Regionen, die nicht von Menschen besiedelt sind. Das zeigen besonders eindrucksvoll die Aufnahmen des US-Astronauten Douglas H. Wheelock.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: