Familienplanung:Bluttest soll Wechseljahre voraussagen

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Schon Jahrzehnte vor den Wechseljahren wollen iranische Forscher vorhersagen können, wann bei Frauen mit dem Ende der Fruchtbarkeit zu rechnen ist.

Können Frauen in Zukunft mit einem einfachen Bluttest feststellen, wann sie damit rechnen müssen, dass ihre fruchtbare Zeit zu Ende gehen wird? Iranische Wissenschaftler gehen jedenfalls davon aus - und wenn ihre Studienergebnisse bestätigt werden, könnten Frauen sich besser darauf einstellen, wann sie einen Kinderwunsch spätestens realisieren sollten.

Wenn schon junge Frauen wüssten, wann ihre Wechseljahren beginnen, könnte dies hilfreich sein für ihre Familienplanung. Iranische Forscher glauben, dass mit Hilfe eines Bluttests eine entsprechende Vorhersage möglich ist. (Foto: dpa)

Die Forscher um Fahimeh Ramezani Tehrani vom Reproductive Endocrinology Department des Endokrinologischen Forschungszentrums Teheran wollen ihre Ergebnisse heute auf dem 26. Kongress der "European Society of Human Reproduction and Embryology" in Rom vorstellen.

Wie sie vorab erklärten, soll die Konzentration des sogenannten Anti-Müller-Hormons (AMH) im Blut Hinweise darauf geben, wie lange es noch dauert, bis eine Frau in die Wechseljahre (Menopause) kommt. Mit diesen Informationen ließe sich dann auch der Zeitpunkt abschätzen, wann sie mit dem Ende ihrer fruchtbaren Zeit rechnen müssen Die Konzentration des Hormons gibt Aufschluss über die Zahl der Eier, die in den Eierstöcken noch enthalten sind.

Ein entsprechender Test könnte insbesondere für jene Frauen mit Kinderwunsch hilfreich sein, die besonders früh in die Wechseljahre kommen. Bei manchen ist dies bereits ab dem 40. Lebensjahr der Fall.

"Wir haben festgestellt, dass die AMH-Konzentration wesentlich mehr als das chronologische Alter den Beginn der Menopause bestimmt", erklärte Ramezani Tehrani. Studien unter anderem in Kanada und den USA hatten bereits zuvor Hinweise darauf geliefert, dass sich eine AMH-Untersuchung zu diesem Zweck eignen könnte. Allerdings gab es bislang keine langfristigen Daten dazu.

Die Forscher aus Iran untersuchten während eines bereits 1998 gestarteten Tests 266 Frauen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren, von denen 63 im Studienzeitraum die Wechseljahre erreichten. Auf der Grundlage dieser Daten entwickelten die Wissenschaftler ein statistisches Modell, um von der Messung der AMH-Konzentration den Beginn der Wechseljahre abzuschätzen.

Die Differenz zwischen der Vorhersage der Wissenschaftler und dem tatsächlichen Eintritt in die Menopause habe nur zwischen vier Monaten und maximal drei bis vier Jahren gelegen, so Ramezani Tehrani.

Andere Fachleute reagierten mit Interesse, aber auch mit Skepsis. Mit den Tests könne man nicht gleich morgen schon beginnen, erklärte etwa William Ledger von der britischen University of Sheffield die Nachrichtenagentur AP. "Aber wenn es wirklich funktioniert, könnte es für junge Frauen, die sich überlegen, ob sie arbeiten oder eine Familie gründen wollen, immens nützlich sein."

Nick Panay vom Queen Charlotte's and Chelsea Hospital in London riet ebenfalls zur Vorsicht. "Ich bin nicht sicher, ob ein einziger Bluttest Jahrzehnte im Voraus die Menopause vorhersagen kann." Vermutlich sei es besser, Frauen mit zunehmendem Alter häufiger zu testen, weil ein sinkender Hormonspiegel die bevorstehende Menopause anzeigen könne.

Wenn man einen Test anwenden wolle, um Frauen in Kinderfragen zu beraten, so müsste dieser sehr verlässlich sein, fügte Nicholas Macklon von der britischen University oft Southampton hinzu. Eine AMH-Untersuchung sei ein vernünftiger Weg, um die Menopause vorherzusagen. Aber die Zahl der von den iranischen Forschern untersuchten Frauen sei noch zu klein. "Es wird sehr nützlich sein, Frauen sagen zu können, wie schnell ihre biologische Uhr tickt", sagte Macklon der Nachrichtenagentur. "Aber die Menschen werden auf dieser Grundlage sehr wichtige Entscheidungen treffen. Deshalb müssen wir vorher über weitere Daten verfügen."

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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