ZEW-Konjunkturprognose:Herbstdepression der Börsianer

Die Bundesregierung versucht, gute Stimmung zu verbreiten, doch der Erfolg bleibt aus: Bei den Börsenhändlern wächst die Skepsis über die weitere Konjunkturentwicklung, die Erwartungen sind so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr. Politiker beharren dennoch darauf: "Der deutsche Aufschwung ist nach wie vor intakt."

In der Theorie geht es aufwärts, nur die Praktiker glauben nicht dran: Während die Wachstumsprognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute zuletzt verhalten optimistisch waren, ist die Stimmung bei den Börsianern im Keller. Sie schätzen die Aussichten für die deutsche Wirtschaft so schlecht ein wie seit knapp drei Jahren nicht mehr. Der Konjunkturerwartungsindex des Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sank nach Angaben des Instituts von minus 43,3 Punkten im September auf minus 48,3 Punkte. Der Index basiert auf einer Befragung von etwa 300 Analysten und institutionellen Anlegern.

Die ostdeutsche Wirtschaft wächst. Doch sie schafft den Anschluss an den Westen nicht. (Foto: dpa)

Die Finanzmarktexperten fürchten dem ZEW zufolge, "dass die schwelende Staatsschuldenkrise deutsche Unternehmen und Konsumenten dazu veranlassen könnte, Investitionen und Konsumausgaben aufzuschieben". Das ließe Umsatzrückgänge im Einzelhandel und sinkende Neuaufträge in der Industrie befürchten. Der Wirtschaft droht der Bundesbank zufolge ein harter Winter.

Die zunehmende Unsicherheit hat am heutigen Dienstag auch den deutschen Aktienmarkt belastet. Der Dax fiel im frühen Handel um 1,61 Prozent, erholte sich aber im Laufe des Vormittags. Für neue Unruhe sorgte laut Händlern, dass Moody's den stabilen Ausblick für die Bonitätsnote Frankreichs in den kommenden drei Monaten erneut auf den Prüfstand stellt.

Auch wenn der ZEW-Index als wichtiger Stimmungsindikator der deutschen Wirtschaft gilt, sieht die Bundesregierung keinen Anlass für Schwarzmalerei. Zwar spüre die exportabhängige Wirtschaft Gegenwind, weil die Weltkonjunktur einen Gang zurückgeschaltet habe, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Bernhard Heitzer. Dennoch ist er optimistisch: "Der deutsche Aufschwung ist nach wie vor intakt."

© sueddeutsche.de/dapd/Reuters/dpa/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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