Wladimir Putin in Berlin:"Der Euro ist notwendig für die Weltwirtschaft"

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Ein kurioses Duo: Beim SZ-Führungstreffen spielen sich der russische Ministerpräsident Wladimir Putin und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Bälle zu. Der Russe und der Schweizer reden den Euro stark und räsonieren über einen Beitritt Russlands zur Gemeinschaftswährung. Zugleich kritisiert Putin, Europa missachte russische Investoren.

Einen Tag nach seinem Eintreten für eine Freihandelszone zwischen Russland und der Europäischen Union hat Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin die Bedeutung des Euro betont. Der frühere Präsident Russlands zeigte sich zudem überzeugt davon, dass die Stabilisierung der europäischen Einheitswährung nach den Turbulenzen um das finanzielle Hilfspaket für Irland gelingen werde.

"Es ist vollkommen richtig, die Abhängigkeit des internationalen Währungssystems von einer so dominanten Währung wie dem Dollar zu reduzieren", sagte Putin auf dem Führungskräftetreffen der Süddeutschen Zeitung (SZ).

"Der Euro ist auf jeden Fall notwendig für die Weltwirtschaft." Er könne sich auch vorstellen, dass Russland eines Tages Teil eines gemeinsamen europäischen Währungsraums werde, sagte Putin. Die russische Zentralbank halte den Euro bereits heute als Reservewährung.

Abkehr vom Dollar als weltweite Leitwährung

Ähnliche Überlegungen wie der russische Staatsmann äußerte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Der Banker plädierte auf lange Sicht für eine Abkehr vom Dollar als weltweiter Leitwährung. "Ich glaube, es ist vollkommen richtig: Wir müssen die Abhängigkeit von einer dominierenden Währung wie dem Dollar über die Zeit vermindern", sagte Ackermann beim SZ-Führungskräftetreffen.

Es sei klar, dass sich mit dem Euro eine weitere starke Währung in der Welt herausgebildet habe. Er könne sich im Grundsatz auch eine Mitgliedschaft Russlands im europäischen Währungsraum vorstellen, sagte der Schweizer, ohne dafür aber einen konkreten Zeitraum zu nennen. "Dass wir Russland einladen, Teil von uns allen zu sein, kann ich nur unterstützen", sagte Ackermann auf eine entsprechende Frage.

Putin hingegen zeigte sich ausdrücklich offen dafür, den Euro verstärkt bei Geschäften im Energiesektor zu verwenden. Die Geschäfte mit Öl würden auf den internationalen Märkten in Dollar abgewickelt, worauf Russland wenig Einfluss habe.

Putin kritisiert Zusammenarbeit mit Westeuropa

Die russische Regierung habe aber "bestimmte Ideen", diesen Handel auch in Russland und dann in Rubel zu organisieren. Er könne sich zudem den verstärkten Einsatz des Euro bei Abrechnungen im Energiesektor vorstellen, sagte Putin ohne konkreter zu werden.

Allerdings äußerte Putin Kritik an der derzeitigen Zusammenarbeit zwischen Russland und Westeuropa. Russische Unternehmen wollten in Europa expandieren, stießen aber auf "politisch und wirtschaftlich motivierten Widerstand". Die Gründe für den Widerstand seien für die Unternehmen meist "völlig unklar". "So können wir nicht arbeiten."

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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