Wirtschaft kompakt:Autokäufer strafen Daimler ab

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Von der Minifirma bis zum Dax-Konzern ächzt die Wirtschaft unter dem Abschwung - deutlich zu sehen an gestiegenen Insolvenzzahlen sowie der Entwicklung bei Daimler und Puma.

Die Hoffnung, beim Autohersteller Daimler könnte es langsam wieder aufwärts gehen, haben einen Dämpfer bekommen.

Daimler hat im Juli elf Prozent weniger Autos verkauft als vor einem Jahr. (Foto: Foto: AP)

Weltweit wurden im Juli 93.900 Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, AMG, Smart und Maybach verkauft - elf Prozent weniger als vor einem Jahr. Damit hat sich der Rückgang zwar im Vergleich zu den ersten Monaten des Jahres halbiert, im Vergleich zum Juni (minus 6,7 Prozent) beschleunigte sich die Talfahrt allerdings wieder.

Besonders herbe Einbußen muss Daimler beim Smart verkraften: Von dem Kleinwagen wurden mit 10.400 Stück 15,9 Prozent weniger verkauft. Von der Kernmarke Mercedes-Benz setzte Daimler mit 83.500 Wagen zehn Prozent weniger ab.

Zum Lichtblick entwickelte sich ausgerechnet der Heimatmarkt. In Deutschland konnte der Premiumhersteller die Verkäufe mit 26.900 Fahrzeugen (minus 3,4 Prozent) dank Zuwächsen bei der Kompaktklasse fast stabil halten. Von der A- und B-Klasse wurden sogar acht Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als noch vor einem Jahr.

Einzige Wachstumsregion war für Daimler im Juli China: Hier verkauften die Stuttgarter gut ein Drittel (34,9 Prozent) mehr Autos. Ansonsten ging es zum Teil dramatisch abwärts. Besonders schmerzhafte Rückgänge gab es erneut in Japan (minus 28,6 Prozent) und in den USA (minus 24,2 Prozent).

In der vergangenen Woche hatte sich Daimler-Chef Dieter Zetsche vorsichtig optimistisch für die nächsten Monate geäußert. Es gebe Anzeichen für eine Trendwende, hatte der Manager betont. Das Autogeschäft ziehe an und die Sparprogramme zeigten Wirkung. Für das Gesamtjahr rechnet er jedoch weiter mit einem deutlichen Umsatz- und Absatzrückgang.

BMW - Absatzminus im Juli

Der Münchener Autokonzern BMW hat auch im Juli weniger Fahrzeuge verkauft. Angesichts der schwachen Konjunktur auf den internationalen Märkten ging der weltweite Absatz gegenüber dem Vorjahresmonat um 12,6 Prozent auf 109.923 Autos zurück, teilte BMW mit.

Allerdings sei das Minus erneut etwas geringer ausgefallen als in den Vormonaten. Von Januar bis einschließlich Juli verzeichnete BMW den Angaben zufolge einen Absatzrückgang von 18,6 Prozent auf 725.377 Fahrzeuge. Allerdings hatte der Wettbewerber Audi für den Juli bereits leichte Zuwächse gemeldet.

Wie BMW weiter mitteilte, erzielte die Marke Mini mit weltweit 19.281 Auslieferungen im Juli erstmals seit September 2008 wieder ein leichtes Verkaufsplus von 0,3 Prozent.

Die Marke BMW habe dagegen einen Rückgang von 14,9 Prozent auf 90.597 Fahrzeuge verzeichnet.

Für die kommenden Monate rechnet BMW laut Vertriebsvorstand Ian Robertson nicht zuletzt dank einer Reihe von neuen Modellen mit einem weiteren allmählichen Aufwärtstrend beim Absatz. Er sei "zuversichtlich, dass wir im Gesamtjahr 2009 unsere Marktposition im Premiumsegment weiter ausbauen und die Position als führender Premiumhersteller behaupten können", sagte Robertson.

Puma im Sog der Wirtschaftsflaute

Der Sport- und Lifestyleartikelhersteller Puma spürt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher.

Zwar erwirtschaftete der Konzern im ersten Halbjahr ein leichtes Umsatzplus, trotzdem hat Unternehmenschef Jochen Zeitz für das Gesamtjahr Vorsicht angemahnt. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher könne sich in der zweiten Jahreshälfte negativ auf die Umsatzentwicklung auswirken.

Im ersten Halbjahr war der Konzernumsatz in Euro gerechnet um 3,8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro gestiegen. Kosten für das Ende 2008 eingeleitete Sparprogramm in Höhe von 110 Millionen Euro, die im ersten Quartal angefallen waren, belasteten den Ertrag allerdings auch aufs Halbjahr gesehen: Der Konzerngewinn nach Steuern ging um fast 68 Prozent auf 44 Millionen Euro zurück.

Im zweiten Quartal verringerte er sich um fast 16 Prozent auf 38,5 Millionen Euro.

Zeitz sprach von einer "soliden Geschäftsentwicklung". Das Sparprogramm, bei dem unter anderem die Produktpalette überarbeitet und die Unternehmensstruktur gestrafft werden sollen, zeige erste Ergebnisse. Weitere Verbesserungen seien in den kommenden 18 Monaten zu erwarten, sagte Zeitz.

Firmenpleiten sprunghaft angestiegen

Die schärfste Rezession der Nachkriegsgeschichte lässt die Zahl der Firmenpleiten sprunghaft steigen. Im Mai wurden von den Amtsgerichten 2663 Unternehmensinsolvenzen gemeldet, das sind 14,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Im April war eine Zunahme von 7,1 Prozent gemessen worden. Für die ersten fünf Monate 2009 zusammengerechnet ergibt sich damit laut Hochrechnungen des Amtes aus 15 Bundesländern ein Anstieg um 12,9 Prozent. Daten aus Nordrhein-Westfalen wurden aus der Veränderungsrate herausgenommen, da hier im ersten Quartal 2008 ältere Fälle nachgemeldet worden waren.

Bei den Verbraucherinsolvenzen spiegelt sich die Rezession dagegen noch nicht wider. Im Mai stieg die Zahl nur leicht um 0,4 Prozent auf 7493 Fälle. Für die ersten fünf Monate 2009 zusammen ergibt sich sogar ein Rückgang um 3,5 Prozent.

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