W20 Summit in Berlin:Buhrufe für Ivanka Trump in Berlin

  • Die amerikanische "First Daughter", Ivanka Trump nimmt gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an einem Frauengipfel teil.
  • Das Kommen Trumps galt als Coup, eingefädelt durch Merkel.
  • Während einer Diskussionsrunde muss sie ihren Vater verteidigen.

Von Antonie Rietzschel, Berlin

Ist Angela Merkel eine Feministin? Es ist das erste Mal, dass die Bundeskanzlerin offiziell mit dieser Frage konfrontiert wird und sie gerät ins Stocken. Gerade hatte Merkel noch sehr unterhaltsam über die Einführung der Frauenquote erzählt: "Wir haben Jahre lang gebettelt und gebeten. Die Aufsichtsräte haben sich das Gesetz selbst erarbeitet - durch Nichtstun." Gelächter im Publikum. So locker wie in dieser Diskussionsrunde sieht man Merkel selten.

Hier inmitten erfolgreicher und auch kämpferischer Frauen scheint sie sich wohl zu fühlen. Rechts von ihr sitzt die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, ein paar Sitze weiter die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland und die niederländische Königin Máxima.

Merkel setzt zu einer Antwort an: "Die Geschichte des Feminismus, da gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu mir." Sie wolle sich nicht einfach ein Label geben, für das andere Frauen so hart gekämpft hätten. "Wenn Sie finden, dass ich eine Feministin bin, stimmen Sie ab", sagt sie schließlich lachend.

Trumps Kommen galt als Coup

Die Podiumsdiskussion über Förderung von Unternehmerinnen ist der Höhepunkt eines Frauengipfels, der im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft in Berlin stattfindet. Bereits zuvor gab es zahlreiche Berichte über das Treffen. Vor allem wegen der Teilnahme der amerikanischen "First Daughter" Ivanka Trump.

Deren Kommen galt als Coup, eingefädelt durch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte Ivanka Trump während ihres US- Besuches im März nach Deutschland eingeladen. Da war die 35-Jährige zwar noch gar nicht offiziell persönliche Beraterin ihres Vaters, des US-Präsidenten. Doch die Bundeskanzlerin hatte schon damals ein Gespür für deren wichtige Rolle während der Präsidentschaft von Donald Trump. Gute Beziehungen zu Ivanka Trump führen zu guten Beziehungen zum mächtigsten Mann der Welt, so die Hoffnung.

Doch der Besuch in Berlin ist auch für die Präsidententochter ein wichtiger Termin. Über ihr Firmenimperium hinaus hat sie sich selbst zur Marke gemacht. Sie inszeniert sich als erfolgreiche Working Mom, der es scheinbar mühelos gelingt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Dies belegt schon ein Blick auf ihren Instagram-Account: Ivanka Trump bei einer Podiumsdisskussion zum Thema Public Private Partnerships. Ivanka Trump mit ihrem Sohn Theodore auf dem Teppich mit Bauklötzen. Auf der offiziellen Webseite der Präsidententochter kann man nicht nur Mode kaufen. Frauen bekommen hier Tipps für die Karriere.

Über die Einladung zum Gipfel "Women20 Summit" will sie sich auch international profilieren, als Kämpferin für Gleichberechtigung für Frauen. Bei der Podiumsdiskussion nimmt sie sich jedoch gleich zu Beginn zurück: "Ich suche Rat. Ich bin hier, um zu lernen und Ideen mit nach Amerika zu nehmen. Ich hoffe, ich kann Veränderung bringen," sagt sie und dankt Merkel für die Einladung. Die nickt Trump freundlich zu. So wie auch die anderen Diskussionsteilnehmer.

"Ich bin sehr stolz auf meinen Vater"

Im Verlauf des Gesprächs muss sich Trump aus dem Publikum Buhrufe anhören. Vor allem wegen ihrer Antwort auf die Frage nach dem US-Präsidenten und dessen sexistische Äußerungen. "Ich habe die Berichte in den Medien gelesen", sagt sie. Doch sie spreche aus persönlicher Erfahrung. Sie habe einen Vater erlebt, der sie dazu ermutigte, als Frau Karriere zu machen. "Ich bin sehr stolz auf meinen Vater", sagt Trump. Er habe sich für Familien stark gemacht. Gemeint ist bezahlter Mutterschutz. In den USA gibt es den nicht. Ivanka Trump hatte sich dafür eingesetzt, dass ihr Vater das Thema in den Wahlkampf aufnimmt.

In ihren Aussagen über die Gleichberechtigung von Frauen bleibt Ivanka Trump sehr allgemein, wiederholt die Positionen der anderen Diskussionsteilnehmerinnen, wonach Frauen besserer Zugang zu Kapital aber auch zur Digitalisierung ermöglicht werden müsse. Konkrete Vorschläge oder Forderungen fehlen jedoch.

Das überlässt sie den anderen Frauen. So will Bundeskanzlerin Merkel zur Förderung von Frauen in Entwicklungsländern einen Fonds einrichten. Finanziert von Deutschland, den USA, Kanada und den Niederlanden. Dieser könnte bei der Weltbank angesiedelt und weiter aufgestockt werden, sagt Merkel. Der Zugang von Frauen zu finanziellen Möglichkeiten müsse verbessert werden, fordert die Kanzlerin: "Das wollen wir in den politischen Prozess einspeisen." Frauen in Entwicklungsländern müssten mehr Kleinkredite bekommen.

Am Ende der Diskussion greift Merkel die Frage nach dem Feminismus noch mal auf. Sie wolle noch mal darüber nachdenken, sagte sie. Am kommenden Mittwoch wird Angela Merkel zum zweiten Mal bei dem Frauengipfel auftreten. Vielleicht hat sie bis dahin eine klare Antwort.

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