Als die New York Times vor der US-Wahl ein Porträt über Tiffany Trump veröffentlichte, wurde die vielleicht interessanteste Information nur als Randnotiz mitgeliefert. Tiffany Trump habe ein Interview abgelehnt, war als Einschub in Klammern zu lesen. Sie habe sich aber bereiterklärt, für den Artikel ein aktuelles Foto von sich machen zu lassen.
Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass Familie und Freunde von Präsidentschaftskandidaten im Umgang mit den Medien gebrieft werden - aber eine junge Frau, die sich selbst einen Maulkorb verpasst? Oder angewiesen wurde, nichts zu sagen?
Beide Deutungen scheinen möglich. Tiffany Trump hat die Öffentlichkeit in der Vergangenheit durchaus gesucht. Sie nahm Schauspielunterricht und brachte den Popsong "Like a Bird" heraus. Mit mäßigem Erfolg. Allerdings waren nicht alle Unternehmungen der Trump-Tochter politisch unproblematisch. So gehört sie zu einer Clique von Promi-Sprösslingen, die von der Presse den Spitznamen Snap Pack bekam - weil deren Mitglieder ihre exklusiven Partynächte gerne auf Snapchat und Instagram teilen. Zum Snap Pack zählen unter anderem Kaya Kennedy, eine Tochter des amerikanischen Polit-Clans, und Gaia Matisse, eine Ururenkelin des französischen Malers.
Die Party-Schnappschüsse sind von Tiffanys Instagram-Profil verschwunden
Zu Donald Trumps Anti-Establishment-Inszenierung passt solches Social-Media-Geprotze nicht und so sind die meisten Party-Schnappschüsse längst von Tiffany Trumps Instagram-Profil verschwunden. Trotzdem folgen ihr dort noch mehr als 760 000 Menschen. Ein Großteil der verbliebenen Fotos könnte aus einer Werbekampagne für einen konservativen, amerikanischen Designer stammen: eine blonde Frau in gedeckten Farben vor Strandpanoramen.
Viel lässt sich aus dem bereinigten Instagram-Profil der Präsidententochter nicht herauslesen. Tiffany Trump scheint eine junge Frau zu sein, die sich selbst gerne eine puppenhafte Perfektion verleiht und die manchmal ein bisschen albern ist (ein Foto zeigt sie mit montierten Hundeohren). Vor allem aber ist sie offenbar bemüht, es ihrem Vater rechtzumachen.
Auf dem Foto, das den New-York-Times-Artikel begleitet, sitzt Tiffany Trump auf einer Fensterbank, sie blickt nicht direkt in die Kamera, sondern zur Seite. Im Hintergrund sind Bauarbeiten an der Manhattener Skyline zu erahnen. Symbolisch ist das bestechend: Schließlich wurde der jüngsten Tochter jenes Mannes, dessen Immobilien das Stadtbild New Yorks mitprägen, nie dieselbe Aufmerksamkeit zuteil wie ihren Geschwistern. Als der republikanische Haussender Fox News im Sommer vor der Wahl ein einstündiges Special über die Familie Trump brachte, wurde Tiffany Trump mit einem einzigen Satz abgehandelt. Und die New York Times überschrieb ihr Porträt mit "The Other Trump", also "Die andere Trump".
Dass Tiffany Trump als Kind nie so in der Öffentlichkeit präsent war wir ihre älteren Geschwister Donald Jr., Ivanka und Eric oder ihr jüngerer Bruder Barron hat sie ihrer Mutter zu verdanken. Die Schauspielerin Marla Maples war in den Neunzigerjahren sechs Jahre lang mit Trump verheiratet. So schlagzeilenträchtig die Beziehung zu Beginn war - Donald Trump schaffte es acht Mal hintereinander auf die Titelseite der Boulevardzeitung New York Post -, so wenig hörte man nach Trennung noch von Maples.
Familie im Rampenlicht: Tiffany Trump auf dem Schoß ihrer Mutter Marla Maples, rechts Vater Donald Trump, 1995.
(Foto: picture-alliance / dpa)Ihre Vorgängerin Ivana Trump veröffentlichte nach der Trennung zwei Liebesromane, schrieb eine Scheidungs-Kolumne und nahm an der britischen Ausgabe der Reality-TV-Show Promi Big Brother teil. Die jetzige Ehefrau Melania Trump wird als First Lady in die Geschichtsbücher eingehen. Und Maples? Die hatte zum ersten Mal im vergangenen Jahr wieder ein größeres Publikum: als Teilnehmerin der amerikanischen Ausgabe von Let's Dance.