Vertrag vor Unterzeichnung:Magna bei Opel auf der Zielgeraden

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Die Sanierung der Opel-Tochter Vauxhall ist geklärt, nun dürfte dem Deal mit Magna nichts mehr im Wege stehen. Im Lager der beiden Konzerne herrscht Optimismus.

Lange haben die Beteiligten miteinander gerungen, jetzt könnte alles ganz schnell gehen. Magna steht offenbar kurz davor, Opel zu kaufen. Zuletzt wurden sogar wohl die erheblichen Bedenken am Rettungskonzept für die britische Opel-Tochter Vauxhall weitgehend ausgeräumt. Für die deutsche Regierung heißt das: Der Staatsgarantie für die Übernahme steht nichts mehr im Weg. Schon am Dienstag will Magna den Kaufvertrag unterzeichnen.

Lange haben die Vertragspartner verhandelt, jetzt könnte der Magna-Deal bald über die Bühne gebracht werden. (Foto: Foto: dpa)

Doch ob es tatsächlich dazu kommt, ist noch unsicher. Denn noch fehlen finanzielle Zusagen der Regierungen aus anderen EU-Ländern mit Opel-Standorten. Zwar könnte der Kaufvertrag auch ohne deren Bereitschaft unterschrieben werden, das Vorhaben wäre jedoch ziemlich riskant. Denn die EU-Kommission wird einen deutschen Alleingang wahrscheinlich nicht akzeptieren, und ohne die 4,5 Milliarden Euro Staatshilfen könnten Magna und die russische Sberbank die Opel-Sanierung nicht schultern.

Optimismus im Opel-Lager

Dennoch - im Opel-Lager herrscht Optimismus, dass das lange Warten auf eine Unterschrift endlich ein Ende haben könnte. "Ich bin zuversichtlich, dass General Motors und Magna den Übernahmevertrag in der kommenden Woche unterzeichnen werden", sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz.

Regierungskreise bestätigten am Samstag einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, wonach die Staatsgarantie für Opel grundsätzlich genehmigungsfähig sei. Das habe der Interministerielle Ausschuss der Regierung für die Vergabe von Bürgschaften am vergangenen Donnerstag entschieden. Keiner der Teilnehmer hat danach die Tragfähigkeit des Magna-Konzepts für Opel grundsätzlich infrage gestellt, hieß es aus einem der beteiligten Ministerien.

Auch britische Befürchtungen, das europäische Sanierungskonzept berge Nachteile für Vauxhall, sind ausgeräumt. "Am Freitagabend ist eine einvernehmliche Einigung zwischen Magna und den englischen Gewerkschaften erzielt worden", hieß es aus englischen Verhandlungskreisen. Die Zustimmung der britischen Regierung stehe kurz bevor.

Standort Bochum gefährdet

Die Bedenken seien "solidarisch behoben" worden. Andere Standorte würden Volumen abgeben, damit die Lasten der Restrukturierung gerecht verteilt werden. "Wir bleiben solidarisch." Die Sorgen, wonach deutsche Werke wie Eisenach oder Bochum durch die Zugeständnisse an England und Spanien zu klein würden, um profitabel zu sein, wies der Insider zurück: "Alle Standorte bleiben groß genug."

Hingegen forderte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel von Magna verbindliche Auskünfte darüber, welche Werke in Zukunft welche Modelle fertigen werden. Einenkel sagte mit Blick auf das Werk in Bochum, er sehe bisherige Produktionszusagen wieder in Gefahr. Drohe der von Magna geplante Abbau von über 2000 Stellen und die Abwanderung ganzer Baureihen, erreiche das Werk eine kritische Größe. "Dann ist die Existenz akut gefährdet", sagte er.

Dem Vernehmen nach soll nach dem Kompromiss in England ein Teil der Fahrzeugproduktion von Rüsselsheim nach Ellesmere Port verlagert werden. Das Werk in Luton erhielt die Garantie, bis 2014 den Kleinbus Vivaro bauen zu dürfen.

Debatte um Standort Zaragoza

Auch die Kritik aus Spanien hält der stellvertretende Opel-Aufsichtsratsvorsitzende für überwindbar. Die spanische Regierung will sich nur unter neuen Bedingungen an der Milliarden-Staatshilfe beteiligen. "Ich denke, dort kommen wir zügig zu einem Ergebnis", sagte Franz. Die Spanier zählen bislang zu den schärfsten Kritikern der deutschen Opel-Lösung. Spanien verlangt von Magna langfristige Garantien für das Opel-Werk bei Zaragoza. Andernfalls will das Land kein Geld für das Rettungskonzept bei "New Opel" geben.

Die Spanier hätten inzwischen begriffen, dass der Standort Zaragoza nur dank des deutschen Überbrückungskredits noch am Leben sei, betonte Franz: "Sie haben aber nicht verstanden, dass nur noch fünf bis zehn Prozent der spanischen Produktion im Süden abgesetzt werden, der Rest wird mit einer riesigen Kostenbelastung exportiert."

Der Betriebsratsvorsitzende schlug vor, dass Spanien die Fertigung des Corsa-Fünf-Türers behalten solle, den Dreitürer aber nach Eisenach abgibt. Im Gegenzug könne Zaragoza Aufträge übernehmen, die bisher fremdvergeben wurden. "Damit verhindern wir einen größeren Stellenabbau und den Abfluss von Bargeld", betonte Franz.

© sueddeutsche.de/dpa/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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