Vergleich im Streit um Pleite von US-Banken:Deutsche Bank muss 145 Millionen Dollar zahlen

Im Heimatland steckt die Deutsche Bank in Turbulenzen, in den USA hat sie einen Streit beigelegt. US-Behörden hatten dem Finanzkonzern und seinem Wettbewerber Citigroup vorgeworfen, die Risiken spekulativer Finanzprodukte heruntergespielt zu haben. Die beiden Banken haben sich nun auf einen millionenschweren Vergleich eingelassen. Eine weitere Klage steht in den USA aber noch an.

Die Deutsche Bank zahlt in einem Vergleich in den USA 145 Millionen Dollar (106 Millionen Euro), um Streitigkeiten wegen der Pleite fünf großer Genossenschaftsbanken während der Finanzkrise beizulegen. Die US-Großbank Citigroup verpflichtet sich zur Zahlung von 20,5 Millionen Dollar. Beide Finanzhäuser räumen mit dem Vergleich keine Schuld ein.

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Die Deutsche Bank hat sich außergerichtlich mit der Bundesbehörde National Credit Union Administration (NCUA) geeinigt. Ihr und der Citigroup war vorgeworfen worden, amerikanische Genossenschaftsbanken nicht ausreichend über die Risiken von mit Hypotheken gesicherten Wertpapieren informiert zu haben.

(Foto: dpa)

Mitten in den Turbulenzen um Ermittlungen gegen den scheidenden Bankchef Josef Ackermann und um dessen Entscheidung, auf einen Wechsel an die Aufsichtsratsspitze zu verzichten, kann die Deutsche Bank damit zumindest einen Streitfall in den USA beilegen. Die Auseinandersetzung entzündete sich am Verkauf von Hypothekenpapieren. Der Finanzmarktregulierer National Credit Union Administration (NCUA) wirft zahlreichen Großbanken vor, die Genossenschaftsbanken mit falschen Versprechungen zum Kauf der Finanzprodukte verleitet zu haben. Sie hätten die Risiken heruntergespielt. "Wir sind zufrieden, dass wir das Thema lösen konnten, ohne dass die Parteien vor Gericht ziehen mussten", sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher am Montagabend (Ortszeit) in New York.

Bei den fraglichen Hypothekenpapieren handelt es sich um sogenannte mortgage-backed securities. Diesen liegen Hauskredite zugrunde. Als die US-Immobilienblase 2007 platzte, wurde dies einer Vielzahl von Finanzfirmen zum Verhängnis. Derartige Papiere verloren während der Finanzkrise kräftig an Wert und rissen die Banken mit in die Tiefe. Im September 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, kippte die US-Investmentbank Lehman Brothers um.

Die NCUA-Chefin Debbie Matz begrüßte das Entgegenkommen der beiden Geldhäuser. Die NCUA ist für die US-Genossenschaftsbanken zuständig und springt bei Pleiten ein, um die Kundeneinlagen zu schützen. Die Organisation versucht, die entstandenen milliardenschweren Schäden ersetzt zu bekommen - die nun erzielten Vergleiche sind die ersten ihrer Art. Der Regulierer hatte sich auch andere Großbanken vorgeknöpft und im Sommer JPMorgan Chase, die Royal Bank of Scotland und Goldman Sachs verklagt.

Auch wenn die Ereignisse schon einige Jahre zurückliegen, so weht den Banken derzeit in den USA ein scharfer Wind entgegen: Investoren und Aufsichtsbehörden haben unzählige Klagen angestrengt, um Wiedergutmachung zu erhalten oder Verfehlungen zu ahnden. Die Federal Housing Finance Agency (FHFA) hat die größte Klagewelle ausgelöst: Sie wirft 18 internationalen Großbanken vor, die zwei staatlichen US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac bei Hypothekengeschäften im Volumen von rund 200 Milliarden Dollar übervorteilt zu haben.

Auch die Deutsche Bank muss sich einer Klage der FHFA stellen, hier geht es um mehrere Geschäfte im Wert von insgesamt 14,2 Milliarden Dollar aus den Jahren 2005 bis 2007. Die Aufsichtsbehörde verlangt, dass die Frankfurter für "substanzielle Verluste" geradestehen, ohne allerdings eine genaue Summe zu nennen. Die Deutsche Bank hatte die Forderungen als haltlos zurückgewiesen und erklärt, sich wehren zu wollen.

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