Spanien vor der Fußball-WM:Iscos Schrei nach Liebe

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Hurra und Juhuuu: Isco feiert einen Treffer mit Iago Aspas (li.) beim 6:1 gegen Argentinien in Madrid. (Foto: AFP)
  • Spanien feiert nach dem 6:1 gegen Argentinien den kleinen Mittelfeldspieler Isco.
  • Der ist bei Real Madrid nicht immer glücklich, weil er wenig spielt.
  • Für die WM gilt er als große Hoffnung bei den Spaniern.

Von Sebastian Fischer

Sie riefen seinen Namen im Stadion von Atlético Madrid neunmal, dreimal nach jedem Tor, das er schoss. Sie riefen ihn auch zwischendurch, einfach um ihn zu feiern. Und wahrscheinlich riefen ihn viele Zuschauer auch noch hinterher, auf dem Heimweg, vor lauter Freude über diesen Abend: "Isco!" Von "drei Toren mit magischer Zauberkunst", sollte die Zeitung Marca am nächsten Morgen schreiben.

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Francisco Román Alarcón Suárez, 25, kurz Isco, hat mal wieder bewiesen, zu den besten Mittelfeldspielern der Welt zu gehören, er schlug mit der spanischen Nationalmannschaft eine ohne Lionel Messi kaum widerstandsfähige argentinische Auswahl beim 6:1 nahezu im Alleingang, gab seine Gegenspieler mit rasenden Dribblings der Lächerlichkeit preis. Wer ihn am Dienstagabend wirbeln sah, der konnte kaum glauben, worüber Isco nach dem Spiel sprach: Dass er nicht an jedem Wochenende Fußball spielen darf; dass sie im anderen Stadion in Madrid, dem Santiago Bernabeu, nicht regelmäßig seinen Namen rufen. Seine überragende leistung war auch ein Schrei nach Liebe.

Denn sein Trainer bei Real, Zinédine Zidane, wechselt Isco in den wichtigen Spielen oft nur ein, im Champions-League-Rückspiel bei Paris St. Germain zum Beispiel saß er 82 Minuten lang auf der Bank. Jüngst kam er sogar in der Liga gegen Girona erst in der 83. Minute aufs Feld. "Bei Real habe ich nicht das Vertrauen, das ein Spieler braucht", sagte also Isco. "Vielleicht bin ich das Problem. Ich weiß nicht, wie ich Zidanes Vertrauen bekommen kann."

Es ist längst nicht mehr nur Isco selbst, der wenig Verständnis dafür aufbringt. "Isco schickt eindeutige Botschaften an Zidane", schrieb die Real nahestehende Sportzeitung As. Dass sich Isco vom jungen, manchmal ins Nirgendwo dribbelnden Talent entwickelt hat, lobte selbst Teamkollege Sergio Ramos, der ihm vor ein paar Wochen noch eine lasche Einstellung vorwarf und ihn nun einen großartigen Spieler nannte, der auf dem Feld reif genug auftrete, um eigene Entscheidungen zu treffen.

Aus der Nationalmannschaft, die der euphorischen spanischen Presse zufolge mit dem 6:1 ihre Favoritenrolle für die Weltmeisterschaft bestätigte, ist Isco als prägender Vertreter der jungen spanischen Spielergeneration kaum wegzudenken. Er sagte: "Die Spiele mit dem Nationalteam geben mir Kraft, hier bekomme ich das Vertrauen des Trainers. Ich will zeigen, dass ich ein guter Spieler bin." Bei der WM in Russland, davon ist auszugehen, wird er das tun.

© SZ vom 29.3.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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