Pakete von Ebay:Schneller meins

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Ebay hat ein Start-up gekauft: Shutl soll bei der schnellen Lieferung helfen. (Foto: dpa)

Bestellen und noch am selben Tag auspacken - das erwarten inzwischen viele Online-Kunden. Die Plattform Ebay will deshalb ihr Angebot "Ebay Now" ausbauen. Bei der Logistik soll ein Start-up aus London helfen.

Von Björn Finke, London

Weihnachten wird in diesem Jahr kein allzu frohes Fest für den Internethändler Ebay. Vergangene Woche gab der börsennotierte US-Konzern einen enttäuschenden Ausblick auf das wichtige Schlussquartal; die Kunden könnten sich wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit beim Geschenke-Kaufen zurückhalten, fürchten die Kalifornier. Die Aktie verlor daraufhin kräftig.

Doch nun verkündete der Onlinehandel-Pionier zur Abwechselung eine Botschaft, die die Herzen seiner Investoren vorweihnachtlich wärmen dürfte: Ebay übernimmt ein Londoner Start-Up namens Shutl, das mit seiner Software den schnellen Transport von Internet-Einkäufen nach Hause organisiert. Das Know-how soll bei einem wichtigem Ziel helfen: Ebay möchte mehr Kunden anbieten, ihnen ihre Einkäufe noch am selben Tag nach Hause zu liefern - wo sie sie voller Vorfreude auspacken dürfen.

Die Handelsplattform startete ihren rasanten Dienst namens "Ebay Now" vor einem Jahr in einigen Großstädten der USA. Kaufen Internetsurfer auf der Ebay-Seite Waren von Einzelhändlern aus ihrer Region, liefern diese die Produkte auf Wunsch innerhalb einer Stunde nach Hause. Die Software des Zukaufes Shutl - zum Preis machte Ebay keine Angaben - kann jetzt dabei helfen, einen schnellen und billigen Kurier vor Ort zu finden.

Ebay möchte im Wettbewerb mit Amazon punkten

Das Projekt soll nun in Nordamerika ausgeweitet werden. Im kommenden Jahr soll der Service dann auch in Städten ausgewählter anderer Länder zur Verfügung stehen. Den Anfang macht London, die Stadt, in der Shutl vor vier Jahren an den Start ging. Wann Deutschland dran ist, teilten die Kalifornier nicht mit. Allerdings gibt es hierzulande ähnliche Pilotprojekte: So können Kunden auf der Ebay-Seite Produkte der Elektronikkette Saturn ordern, und wenn sie in der Nähe des beteiligten Saturn-Marktes wohnen, können sie das schicke Gerät dort abholen oder sich rasch zustellen lassen.

Mit der besonders schnellen Lieferung möchte Ebay gegen den weltweit größten Onlinehändler Amazon punkten. Die beiden Internet-Pioniere bedienten einst unterschiedliche Märkte, doch inzwischen sind sie direkte Rivalen. Ebay fing als Online-Auktionshaus an - wer seinen Musikgeschmack verfeinert hatte und deswegen die alte CD-Sammlung loswerden wollte, konnte sie dort versteigern. Trödler fütterten die Web-Auktionen mit allerlei Tinnef.

Doch heute nutzen vor allem Einzelhändler die Plattform, um zu Festpreisen ihre Waren feilzubieten. Ebay ist - wie Amazon - ein riesiges Schaufenster und verdient an Provisionen sowie an der sicheren Abwicklung der Bezahlung; Ebays Bezahldienst Paypal wächst schneller als das Geschäft der eigentlichen Handelsplattform. Die nutzen nach Angaben der Firma weltweit 124 Millionen Menschen. Denn Online-Shopping boomt; immer mehr Kunden stöbern lieber gemütlich auf der Couch in Webangeboten als sich in die Fußgängerzone zu begeben.

Einzelhändler nutzen Ebay und Amazon als Schaufenster

Rivale Amazon fing einst als Online-Buchhändler an, hat anders als Ebay eigene Lager und eine eigene Logistik. Im Leipziger Lager streitet sich der US-Konzern gerade mit der Gewerkschaft Verdi. Doch finden sich auf der Amazon-Seite schon längst nicht mehr nur Schmöker, sondern alles, was das Herz begehrt, von Babywindeln bis zum Kugelgrill. Genau wie bei Ebay nutzen andere Einzelhändler die Amazon-Seite als Schaufenster. Und auf den Erfolg von Paypal reagierte Amazon mit dem Start eines eigenen Bezahldienstes.

Vom Angebot, noch am selben Tag zu liefern, verspricht sich Ebay viel: Die Erwartungen der Onlinekunden an den Service seien dramatisch gestiegen, sagt Devin Wenig, Chef der Handelssparte von Ebay. Daher "ändern wir unser Geschäftsmodell fundamental, um so weiter der richtige Partner für Händler zu sein".

Vielleicht hilft das ja auch beim Weihnachtsgeschäft.

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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