Offshore-Leaks:Die Spur führt nach Österreich

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Raiffeisen-International-Chef Herbert Stepic taucht nun in Offshore-Leaks-Daten auf. (Foto: REUTERS)

Erster Fall in der Alpenrepublik: Der Banker Herbert Stepic taucht mit zwei Firmen in den Offshore-Leaks-Datensätzen auf. Der Chef von Raiffeisen International ist einer der mächtigsten Unternehmer des Landes. Nicht zum ersten Mal wird er mit Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht.

Von Cathrin Kahlweit, Kurt Kuch, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer

Herbert Stepic ist ein Macher, der weiß, wie man Geld verdient und vermehrt. Er ist Vorstandschef der Raiffeisen-Bank-International in Österreich. Er hat die Expansion der Bank nach Osteuropa vorangetrieben. 2006 wurde er dafür zu "Europas Banker des Jahres" gewählt, 2007 zum "European Manager of the Year". In die Ehrfurcht für den Mann mischt sich Ehrfurcht für das Unternehmen: Raiffeisen International ist der größte Konzern des Landes und nicht nur als Geldhaus tätig, sondern auch in der Immobilien- und der Medienbranche. Zeitweilig war die Bilanzsumme etwa doppelt so hoch wie das Budget von Österreich.

Hier also agiert Stepic, 66, ein Wiener, der sich ganz nach oben gearbeitet hat. Zuletzt machte der Vorstandsvorsitzende Schlagzeilen als guter Banker: Er habe aus "moralischer Verpflichtung gegenüber seiner Organisation" zwei Millionen Euro an Bezügen aus 2012 zurücküberwiesen, ließ er in diesem Frühjahr wissen. Sein Gehalt hatte sich samt Aktienoptionen auf 4,9 Millionen addiert, das stehe nicht "im Einklang mit meinem Werteverständnis". Jetzt aber meldet der Standard, Stepic hab das Geld "nicht ganz freiwillig" zurückgegeben - nämlich erst unter Druck. Überhaupt habe sein Image zuletzt in der Branche ziemlich gelitten. Unter anderem hatte die Finanzmarktaufsicht FMA gegen ihn ermittelt. Und immer wieder hieß es, der vielleicht mächtigste Mann Österreichs mache Geschäfte in Steueroasen.

Das belegen nun auch die Datensätze von Offshore-Leaks. Dort haben die Süddeutsche Zeitung und das österreichische Magazin News Herbert Stepic im Zusammenhang mit zwei Firmen in Steueroasen gefunden: der Yatsenko International Limited, mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, und einer Holding mit Sitz in Hongkong mit dem Namen Takego.

Die Geschäfte von Stepic liefen dabei über eine seltsame Konstruktion: Stepic ist zwar wirtschaftlich Berechtigter der Yatsenko und der Takego, nach außen hin traten hingegen Firmen namens Lintel, Execorp und Sharrow als Schein-Direktoren und Schein-Teilhaber dieser Firmen auf. Durch derartige Konstrukte werden in der Offshore-Welt oft die wahren Besitzverhältnisse verschleiert. Stepic hingegen sagt, dies sei von der UBS-Bank, welche die Firmen für ihn betreut hat, so angeboten worden - "standardmäßig".

Stepic spekulierte zuvor bereits mit serbischen Immobilien

In einer ersten Stellungnahme ließ Stepic mitteilen, dass es sich bei den Firmen "nicht um Offshore-Konstruktionen" handele, sondern "um reale Immobilien-Investments, die über Projektgesellschaften abgewickelt wurden". Konkret seien die Firmen genutzt worden, um drei Wohnungen in Singapur zu kaufen. Eine Immobilie sei mittlerweile schon wieder verkauft, die Erträge "entsprechend den steuerlichen Vorgaben" versteuert worden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Stepic mit Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht wird. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass diese für Immobiliengeschäfte genutzt wurden: 2011 enthüllte das Nachrichtenmagazin Profil, dass Stepic mit serbischen Immobilien spekuliere. Abgewickelt wurden die Deals über eine Firma namens "Enthusa Limited" mit Sitz in der Steueroase Zypern. Teilhaber sind serbische Geschäftsleute - und Stiftungen in einer weiteren Steueroase, in Liechtenstein. Eine davon gehört laut internen Bankunterlagen Herbert Stepic.

Seither interessiert sich auch Österreichs Finanzmarktaufsicht FMA intensiv für Stepics Geschäfte. Er, der gepriesene Banker, der Macher, musste sich plötzlich erklären. In einem der SZ vorliegenden Schreiben versichert er der FMA "an Eides statt", dass seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse "geordnet und gesund" seien. Seine Vorgehensweise solle bitte nicht als unkooperativ verstanden werden, schreibt er, sie fuße vielmehr "auf einer divergierenden Rechtsansicht". Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht bekannt, dass Stepics Name auch in den Offshore-Leaks-Daten auftaucht.

Die Offshore-Leaks-Unterlagen belegen, wie Briefkastenfirmen und Trusts genutzt werden, um Vermögen zu verstecken und Geschäfte zu verschleiern. 130.000 Personen kommen in den Unterlagen vor - darunter Hunderte aus Deutschland und Österreich. Wie mittlerweile bekannt wurde, sind auch die amerikanischen, britischen und australischen Behörden im Besitz der Daten - und bereit, mit anderen Staaten zu kooperieren. Auch Österreichs Finanzministerin Maria Fekter hat Interesse angemeldet. Sie hat bereits eine Sonderkommission "Offshore-Leaks" gegründet - auch diese dürfte auf Stepic stoßen.

© SZ vom 23.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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