Lufthansa:Die letzten Stunden des Pilotenstreiks

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Mehr als 400 000 Betroffene und ein Millionenschaden: Der Streik der Lufthansa-Piloten geht in den letzten Tag und Konzernchef Franz fordert Änderungen beim Streikrecht.

In seinem Entschuldigungsvideo auf Youtube hat Lufthansa-Chef Christoph Franz es angekündigt: "Ab Samstagfrüh wird für Sie der gewohnte, gute Lufthansa-Service wieder verfügbar sein." Doch bis Freitagabend müssen sich Passagiere der größten deutschen Fluggesellschaft noch gedulden. Ihre Piloten streiken bis Freitagabend. Nach Angaben der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit soll er um 23.59 Uhr enden.

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Die Fluggesellschaft will möglichst schnell den regulären Flugplan wieder aufnehmen, vereinzelt soll es aber noch Ausfälle geben. "Bei uns erwarten wir da keine Probleme", sagte ein Sprecher am größten deutschen Drehkreuz in Frankfurt. Auch am Flughafen in München blickt man relativ gelassen auf den Samstag. Es gebe nur wenige Annullierungen, sagte ein Sprecher. Wegen des zu erwartenden großen Andrangs sollen Passagiere aber früher zum Flughafen anreisen.

In Hamburg wurden am Freitag 70 von 434 An- und Abflügen gestrichen, teilte der Flughafen mit. Unter anderem seien Flüge nach Frankfurt, München, Düsseldorf und Stuttgart abgesagt worden. In Berlin-Tegel wurden erneut 130 Starts und Landungen gestrichen.

Drei Tage lang ging bei der Lufthansa fast nichts mehr. Die Piloten waren am Mittwoch in den Ausstand getreten, um gegen die Rentenpolitik ihrer Airline zu protestieren. Bislang hatte eine Übergangsrente den Piloten ermöglicht, vorzeitig aus dem Beruf auszuscheiden. Die Lufthansa hat diese Regelung nun aufgehoben. Wegen des Streiks wurden rund 3800 Flugverbindungen gestrichen, etwa 425 000 Passagiere sind betroffen. Der Konzern bezifferte den wirtschaftlichen Schaden durch den Streik auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Auch die Flughäfen München und Frankfurt gehen von Einbußen in Millionenhöhe aus.

Geht es um die Konsequenzen aus dem Streik, tritt Franz aggressiver auf als in seinem Video für die Passagiere. Das Streikrecht müsse geändert werden, sagte er dem Handelsblatt: "Es sollte aus unserer Sicht auch bei einem Streik eine Pflicht auf Mindestaufrechterhaltung der kritischen Verkehrsinfrastruktur geben, zu der ja auch die Bahn oder die Flugsicherung zählen." Die Politik müsse die Macht kleiner Gewerkschaften zu streiken beschneiden. Allerdings hat Arbeitsministerin Andrea Nahles bereits abgewunken: Eine Änderung des Streikrechts stehe nicht zur Diskussion.

Mit rund 190 freiwilligen Piloten inklusive rund 100 Managern mit Pilotenschein hielt die Airline rund 10 Prozent des üblichen Angebots aufrecht. Gestrandete Fluggäste gab es nach Angaben der großen Drehkreuze in München und Frankfurt aber kaum, viele Passagiere hatten sich vorab informiert.

Die Gewerkschaft hatte etwa 5400 Kapitäne und Co-Piloten von Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Informationen über Streikbrecher habe man nicht vorliegen, hieß es bei der Vereinigung Cockpit. Eine Annäherung der Parteien gab es in den letzten Tagen nicht. Lufthansa-Chef Franz nannte den Ausstand im Handelsblatt "unverhältnismäßig".

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