Lohnerhöhung:Eon-Mitarbeiter streiken erstmals

Warnstreiks bei Eon-Betrieben in Bayern

Kundgebung in Bayreuth: Die Eon-Mitarbeiter kämpfen für höhere Löhne, ab Montag soll gestreikt werden.

(Foto: dpa)

Die Mitarbeiter wollen deutlich mehr Lohn, Eon will sparen: Dem Energiekonzern droht der erste Streik der Firmengeschichte. Zwar solle niemand frieren, verspricht die Gewerkschaft. Doch auf dem Strommarkt könnte es Engpässe geben.

Sie wehren sich gegen einen Konzernumbau, der vor allem die Mitarbeiter trifft: 91,4 Prozent der Eon-Mitarbeiter haben sich in einer Urabstimmung für einen Streik ausgesprochen. Dieser soll am Montag beginnen, teilten die Gewerkschaften mit. Das ist der erste unbefristete Ausstand bei Eon. Auch die Vorgängerfirmen Viag und Veba sind nach Angaben eines Eon-Sprechers seit mehr als 20 Jahren nicht bestreikt worden.

Das Abstimmungsergebnis lag deutlich über dem benötigten Quorum von 75 Prozent. Das zeige, dass die in der Gewerkschaft organisierten Eon-Mitarbeiter bereit seien, für höhere Löhne und Gehälter sowie für Verbesserungen bei der Übernahme von Auszubildenden zu kämpfen, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott. Die Gewerkschaft Verdi und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) haben sich bei Eon zur "Tarifgemeinschaft Energie" zusammengeschlossen.

Sie fordert 6,5 Prozent mehr Geld für die 30.000 Beschäftigten. Eon bot ein Plus von 1,7 Prozent an. Der Konzern steht wegen der Energiewende unter Druck. Er hatte 2011 trotz eines harten Sparkurses erstmals in seiner Geschichte Milliardenverluste erwirtschaftet. Für das erste Halbjahr 2012 verbuchte Eon allerdings wieder einen Gewinn.

Gestreikt werden solle sowohl im Bereich der Energieerzeugung als auch im Kundenservice und der Abrechnung, teilte Verdi mit. Fernwärmelieferungen würden jedoch aufrechterhalten, so dass Kunden "nicht befürchten müssten, dass sie im Kalten sitzen". Der Streik solle "das Unternehmen treffen, nicht die Bevölkerung".

Ob es zu Engpässen in der deutschen Stromversorgung kommen könnte, hänge von der Art der möglichen Streiks und von der Lage auf den Strommärkten ab, sagte ein Eon-Sprecher. Wenn man während einer Kältewelle zusätzlichen Strom aus dem Ausland besorgen müsse, könne dies schwierig und teuer werden, betonte er. Allerdings werde sich die Bundesnetzagentur im Notfall einschalten. So könne beispielsweise eine "Kaltreserve" von etwa 4000 Megawatt (entspricht einer Kapazität von vier Kernkraftwerken) aktiviert werden.

Das Eon-Management versucht, den Streik noch zu verhindern, und ruft die Gewerkschaften zu weiteren Gesprächen auf. "Wir hoffen sehr, dass wir noch vor Beginn eines möglichen Streiks an den Verhandlungstisch zurückkehren und eine für beide Seiten tragbare Lösung erreichen können", sagte Personalvorstand Regine Stachelhaus.

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