Künftiger FC Bayern Präsident:Hoeneß im Aufbautraining

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"Ich bin dabei zurückzuzahlen, und das werde ich ganz konsequent machen", sagt Uli Hoeneß. (Foto: Teresa Tropf/dpa)

Uli Hoeneß bereitet sich auf seine Rückkehr zum FC Bayern vor. Beim Auftritt auf einem Finanzkongress läuft er sich warm. Auf allzu großes Publikum hätte er dabei lieber verzichtet.

Von Stephan Radomsky

Uli Hoeneß ist überpünktlich. Schon eine halbe Stunde bevor es losgeht, steht er im Carl-Orff-Saal und wartet auf seinen Auftritt. Fast wirkt er ein bisschen nervös, unruhig jedenfalls. Eine Dreiviertelstunde lang soll er gleich interviewt werden, oben auf der Bühne - vor einem Saal voller Anlageberater und Banker. Und die kommen schon vorher reihenweise, um ein Selfie mit dem Bald-wieder-Präsidenten des FC Bayern zu machen.

Der Auftritt hat seine ganz eigene Ironie: Den Job bei den Bayern hatte Hoeneß schließlich verloren, nachdem millionenschwere Steuerhinterziehungen im Zusammenhang mit privaten Finanzwetten ans Licht kamen. 2014 musste er deshalb vom Präsidentenbüro in eine Gefängniszelle nach Landsberg wechseln. Im November nun soll er an die Spitze der Bayern zurückkehren. Vorher aber, so scheint es, will er noch ein bisschen Übung sammeln im Reden und Repräsentieren.

Jedenfalls hat das dreiviertelstündige Gespräch auf der Bühne im Münchner Gasteig nichts von Konfrontationstherapie mit der Finanzbranche, dafür kreisen die Fragen der Moderatorin viel zu oft um die ferne Vergangenheit oder die Zukunft. Schon eher hat es etwas von Aufbautraining, oder von Warmmachen vor dem großen Spiel.

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Am liebsten hätte Hoeneß dabei auch gar kein allzu großes Publikum. Deshalb lässt er ein paar Tage zuvor über den Gastgeber DAB Bank verbreiten, dass er keine Berichterstattung wünsche. Dumm nur, dass zuvor extra Journalisten eingeladen wurden, um vom Kongress zu berichten, auch über den Stargast.

Wirklich heikel wird es für Hoeneß ohnehin nicht. Einmal kurz spricht er selbst seine Zeit im Gefängnis an, später fragt die Moderatorin noch einmal nach. Er habe dort viel Zeit zum Nachdenken gehabt, sagt Hoeneß nur, viel gelesen und wenig geschlafen. Über die Gründe, die ihn dorthin brachten aber, die entfesselten Finanzzockereien, fällt kein Wort.

Dabei redet Hoeneß durchaus über Geld. Er doziert über Niedrigzinsen und Realrenditen und findet, dass EZB-Chef Mario Draghi "einen Sensationsjob gemacht" habe in der Finanzkrise. Und dass er die amerikanische Investoren-Legende Warren Buffett bewundere; "für seinen Anlage-Instinkt". Deshalb orientiere er sich auch mal an dessen Investment-Entscheidungen und kaufe dieselben Aktien. Das lässt dann doch aufhorchen.

Kampfeslustig und unerschütterlich selbstbewusst

Vor allem aber geht es ums Geschäft, um den FC Bayern. Und da ist Hoeneß sofort wieder Bayern-Präsident, auch wenn den Posten ja eigentlich noch ein anderer innehat. "Ich bin ein Wettbewerbler", sagt er. Und natürlich spiele der Rekordmeister gegenüber anderen Clubs seine Möglichkeiten auch aus, etwa wenn es ums Verpflichten talentierter Spieler geht.

"Entscheidend ist aber, dass, wenn wir jemandem etwas wegnehmen, wir nicht kleinlich sind." Leisten könnten die Bayern sich das, "wir haben wieder ein großes Festgeldkonto". Und: "Der FC Bayern kann doch nicht schlechter arbeiten, damit die anderen nachkommen."

Da ist er dann also wieder, der alte, unerschütterlich selbstbewusste und kampfeslustige Hoeneß. Dazwischen mischt sich aber manchmal ein nachdenklicher Unterton, der da früher nicht war: Wer ihn engagiere, der müsse sich auch damit abfinden, "dass ich nicht nur, um meinen Frieden zu haben, mein Maul halte", lässt Hoeneß zum Schluss noch wissen.

Die eigene Ethik immer nur an den äußeren Umständen auszurichten, um am Ende auf der Gewinnerseite zu stehen? Das werde es mit ihm beim FC Bayern jedenfalls nicht geben. "Ich bin dabei, zurückzuzahlen, und das werde ich ganz konsequent machen." Das Training wirkt schon.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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