Fußball:Adidas sticht Nike im Wettbieten um Herstellung deutscher Trikots aus

Oktoberfest in China

Auch beim Oktoberfest im chinesischen Qingdao wurden 2014 deutsche Trikots getragen.

(Foto: dpa)
  • Adidas bleibt Ausrüster des DFB.
  • Der Konzern muss dafür aber 50 Millionen Euro im Jahr zahlen - mehr als doppelt so viel wie bisher.

Von Uwe Ritzer

Adidas-Chef Herbert Hainer antwortete mit einer diplomatischen Floskel, als er diese Woche in Paris darauf angesprochen wurde, ob der bis 2018 laufende Ausrüstervertrag mit dem DFB noch während der EM verlängert werde. "Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen", sagte er. Und lächelte vielsagend. An diesem Sonntag wird das Ergebnis dieser Gespräche unterschrieben. Nach monatelangen Verhandlungen wird das DFB-Präsidium den Vertrag mit dem fränkischen Unternehmen bis 2022 verlängern. Einen entsprechenden Bericht der Sport-Bild wollten Sprecher von DFB und Adidas nicht bestätigen. Insider bestätigten gegenüber der SZ jedoch die Einigung.

Adidas ist als Ausrüster seit 1954 eng mit dem DFB verbunden. Nun wird die Zusammenarbeit jedoch deutlich teurer. Statt wie bisher 25 Millionen Euro pro Jahr wird sich die Gesamtsumme an Geld- und Sachleistungen dem Vernehmen nach auf über 50 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Das gilt nach Ablauf des bestehenden Vertrages, also von 2018 an. Teil des Deals sind auch exklusive Bandenwerbung bei Spielen der DFB-Auswahl sowie Unterstützung von DFB-Projekten im Jugend- und im sozialen Bereich. Dazu kommt, wie bisher, die komplette Ausrüstung sämtlicher Männer- und Frauen-Teams des DFB.

Die monatelangen Verhandlungen waren bis zuletzt ein Wettbieten zwischen Adidas und Nike, der amerikanischen Nummer eins in der Sportartikelwelt. Wobei Adidas den Vorteil eines im bestehenden Vertrag festgeschriebenen, sogenannten "Matching-Offer-Right" hatte. Diese Klausel erlaubte der Drei-Streifen-Marke, ein gegebenenfalls höheres Nike-Angebot noch zu kontern. Die US-Amerikaner waren dem Vernehmen nach sehr daran interessiert, neben Brasilien und Frankreich auch Weltmeister Deutschland als Aushängeschild zu gewinnen.

Neu an der Zusammenarbeit wird nach SZ-Informationen auch die Produktion der DFB-Leibchen in Deutschland sein. Bislang werden sie in Asien genäht, wie nahezu alle Sportartikel. Unter dem Stichwort "Speed Factoring" arbeitet Adidas jedoch mit einem Partner aus der Kunststofftechnik-Branche seit geraumer Zeit an einer weitgehend automatisierten Produktion hierzulande. Das hätte den Vorteil, dass die Trikots bei Bedarf schneller geliefert werden können. So sollen Wartezeiten wie nach der WM 2014 vermieden werden,. Damals mussten Fans des deutschen Teams nach dem Titelgewinn teilweise wochenlang auf das Trikot mit dem vierten WM-Stern auf der Brust warten. Wann die Produktion der DFB-Leibchen in Deutschland konkret startet, ist aber noch offen.

Spitzen-Klubs sind den Ausrüstern mehr wert als Spitzen-Nationalteams

Adidas rechnet damit, in diesem EM-Jahr 1,3 Millionen deutsche Trikots an Fans zu verkaufen. Im WM-Jahr 2014 waren es drei Millionen. Insgesamt will der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach bei Nürnberg in diesem Jahr 2,5 Milliarden Euro Umsatz mit Fußball-Produkten erwirtschaften.

Im Umfeld der Nationalmannschaft hatten manche Verantwortliche offenbar auf mehr als die nun vereinbarten 50 Millionen Euro pro Jahr gehofft. Denn zuletzt waren die Summen in den Ausrüsterverträgen mit internationalen Spitzen-Vereinsmannschaften wie Manchester United oder Bayern München deutlich gestiegen. In absehbarer Zeit dürften sie die 100-Millionen-Euro-Grenze überschreiten. Nationalmannschaften gelten den Top-Klubs gegenüber jedoch als weniger attraktiv, da sie nicht jede Woche spielen und nur alle zwei Jahre große Wettbewerbe wie Welt- oder Europameisterschaften anstehen. Entsprechend weniger sind sie in den Medien präsent.

Eine Tendenz jedoch ist klar: Während Spitzenteams für die Ausrüster rasant teurer werden, tut sich das Gros der Vereine und Verbände immer schwerer damit, lukrative Verträge abzuschließen. Weil Adidas sich ganz auf die Top-Mannschaften konzentrieren will, beendet das Unternehmen etwa seine Zusammenarbeit mit Chelsea, Bayer Leverkusen oder dem 1. FC Nürnberg. Angeblich stehen auch bei Schalke 04 die Zeichen auf Trennung.

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