Deutsche Bahn: Warnstreiks:Die Loks bleiben stehen

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Die Lokführer-Gewerkschaft GDL beginnt mit ihren Warnstreiks. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer mischt sich ein - und warnt die Streikenden, sich nicht den "Falschen zum Feind zu machen".

Thomas Öchsner

Für Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), gibt es kein Zurück mehr: In dieser Woche, wohl schon am Montag, beginnen die Warnstreiks. Wann und wo genau es losgehen soll, sagt die GDL erst kurz vorher. Schließlich will die Gewerkschaft ihre Gegner, den Marktführer Deutsche Bahn und dessen privaten Konkurrenten, überraschen.

Von diesem Montag an kommt es zu Warnstreiks. (Foto: dpa)

Nur so viel steht fest: Der erste Arbeitskampf soll nicht länger als drei Stunden dauern, aber sehr wirksam sein. Für Bahnreisende verheißt dies nichts Gutes: Nachdem im vorigen Jahr Züge massenhaft ausfielen und zahlreiche andere Pannen Bahnkunden nervten, müssen sich die Fahrgäste erneut auf Unannehmlichkeiten einstellen.

Die Lokführer werden bei der privaten Konkurrenz meist schlechter bezahlt als bei der Bahn. Das will die GDL, die etwa 80 Prozent der Lokführer bei der Bahn und mehr als 70 Prozent bei den großen Bahn-Konkurrenten vertritt, unbedingt ändern. Sie fordert einen einheitlichen Flächentarifvertrag für alle 26.000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr, unabhängig davon, für welches Unternehmen sie tätig sind.

Die Bahn soll also mehr zahlen als bisher, und die privaten Anbieter müssten ihr Tarifniveau dem der Bahn angleichen, was diese strikt ablehnen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Konkurrent der GDL, hatte bereits einen Branchen-Tarifvertrag mit der Bahn und den sechs größten privaten Anbietern abgeschlossen, jedoch nur für den Nahverkehr.

Wie immer bei Arbeitskämpfen geht es deshalb vor allem um Prozente: Die GDL sagt, die Bahn wolle nur 1,9 Prozent mehr Gehalt zahlen, zugleich aber die Wochenarbeitszeit von 38 auf 39 Stunden erhöhen, ohne Lohnausgleich. Die Bahn kontert: stimmt nicht. Das Staatsunternehmen hat nach eigenen Angaben vorgeschlagen, die Löhne stufenweise zu erhöhen, dieses Jahr um 1,8 und im kommenden Jahr um 2,0 Prozent. Außerdem bietet der Konzern an, die Altersvorsorge zu verbessern. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber versichert jedenfalls, nie eine längere Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich gefordert zu haben.

100 zusätzliche Mitarbeiter

In den Streit hat sich auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) eingemischt. In der Bild am Sonntag forderte er, mehr Rücksicht auf die Bahnkunden zu nehmen: Die Berufspendler dürften nicht "als Geiseln" für konkurrierende Gewerkschaften herhalten. Die GDL solle sich nicht die "Falschen zum Feind machen". Die Bevölkerung werde für einen solchen Streik kaum Verständnis haben, sagte Ramsauer.

Auch der Fahrgastverband Pro Bahn forderte die Gewerkschaft auf, nach anderen Streikformen zu suchen, die den Reisenden weniger schaden. Der Verband hat aber Verständnis für die Wünsche der Gewerkschaft. Der Wettbewerb auf der Schiene müsse über die Qualität der Angebote gehen und nicht über niedrige Löhne für die Mitarbeiter, heißt es bei Pro Bahn.

Die Bahn hat sich auf die Warnstreiks bereits vorbereitet. Das Unternehmen wird am Montag mehrere 100 zusätzliche Mitarbeiter einsetzen. Vor allem an den Bahnhöfen und bei den telefonischen Reiseinformationen wird das Servicepersonal verstärkt. Der Konzern empfiehlt Reisenden, sich vor der Fahrt unter der kostenlosen Nummer 08000996633 über die Folgen des Streiks zu informieren.

© SZ vom 21.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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