Börsen:Warum die Finanzmärkte weltweit zucken

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Die Börsen weltweit sind unter Druck. Auch die in New York. (Foto: AFP)

Und warum normale Menschen einfach weiteratmen können. Viele Reiche allerdings nicht.

Von Bastian Brinkmann

Kaum ging es los, ging es steil bergab: Der US-Aktienindex Dow Jones fiel zum Handelsstart um 1000 Punkte, also um mehr als sechs Prozent. Das ist ziemlich viel: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise verlor der Dow innerhalb eines Tages 777 Punkte, am 11. September 2001 waren es 685 Punkte. Der Dow erholte sich allerdings recht schnell wieder. Bis Mittag New Yorker Zeit machte er den Verlust fast wieder vollständig wett.

Schon zuvor waren weltweit die Börsen abgestürzt. In Europa (oben im Screenshot) und in Asien (unten) rutschten die Werte ins Minus, rot dargestellt. Die US-Börsen waren zum Zeitpunkt des Screenshots größtenteils noch nicht geöffnet und sind deswegen weiß.

Kurz nach Handelsbeginn fielen auch die Kurse an der Wall Street.

Der Absturz der US-Aktien um kurz nach 15.30 Uhr deutscher Zeit zog auch den Dax noch einmal kräftig nach unten. Er erholte sich danach leicht und schloss am Montagabend bei 9648 Punkten - so tief wie seit siebeneinhalb Monaten nicht mehr.

Was passiert gerade an den globalen Finanzmärkten? Reagieren die Händler panisch, weil in China eine Blase platzt? Oder geht China die Puste aus, weil das Wachstum im Westen ausbleibt? Ein leitender Redakteur der South China Morning Post fasst es so zusammen: "Chinesische Staatsmedien beschuldigen die westliche Wirtschaft, dass der chinesische Aktienmarkt crasht; die US-Medien beschuldigen China, dass der Dow Jones crasht."

Weltweit belaufe sich der Verlust an den Börsen auf fünf Billionen Dollar, hat die Finanzagentur Bloomberg schon vor dem heutigen Montag berechnet. Die Summe ergibt sich aus den Verlusten seit dem 11. August, als China den Yuan abwertete und damit die Frage auslöste, ob der Boom nicht gerade zu Ende geht. Seitdem brechen weltweit die Kurse ein - hier ein Überblick in Charts.

Diese Karikatur illustriert einen wichtigen Treiber der Finanzmärkte: den Herdentrieb. Auch wenn der Effekt nicht alleine verantwortlich ist für das Auf und Ab der Kurven, für massenhaftes Kaufen ( buy) und Verkaufen ( sell) kann er doch Kursstürze verstärken.

Panik, wissen auch Spongebob Schwammkopf und sein Kumpel Patrick, kann ansteckend sein.

Und jetzt? Ein Kollege des britischen Magazins Economist weist darauf hin, dass die US-Notenbank Fed 1998 eine Finanzmarktpanik bekämpft hat, indem sie die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte senkte. Das geht diesmal nicht - die amerikanische Notenbank hat wie die Europäische Zentralbank die Zinsen praktisch auf null gesenkt. Die Fed könnte nun allerdings den für September erwarteten Anstieg der Zinsen verschieben.

Wer kein Börsenhändler ist, sollte einfach weiteratmen, rät der Wall-Street-Kenner Kevin Roose. Wer noch mehr als zehn Jahre vor seiner Rente stehe und sein Geld normal investiere - in den USA heißt das oft: breit gestreut, in Aktien und vor allem in Anleihen -, der könne sich entspannen.

Denn auch wenn die Börsen mal einen Tag zucken, werden sie langfristig wieder steigen. Schaut man sechs Jahre zurück, haben sich die beiden wichtigen US-Indeizes Dow Jones und S&P-500 immer noch etwa verdoppelt.

Kurzfristig treffen Börsenabstürze vor allem die Vermögen der Reichen - "falls das ein Trost ist", schreibt die Finanzkorrespondentin Annie Lowrey. Reiche Menschen haben oft sehr viel Geld in Aktien angelegt. Mark Zuckerberg beispielsweise ist wegen seiner Facebook-Aktien Multimilliardär - und die haben heute zeitweise zwölf Prozent an Wert verloren.

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