Bank reagiert auf Foodwatch-Kritik:Commerzbank steigt aus Nahrungsmittel-Spekulationen aus

Rückzug aus umstrittenen Geschäften: Das zweitgrößte deutsche Geldhaus wirft Grundnahrungsmittel aus seinen Anlageprodukten. Die Commerzbank will sich nicht mehr dem Vorwurf aussetzen, sie verdiene am Hunger der Menschen in armen Ländern. Die Verbraucherlobby Foodwatch fordert nun, dass sich auch andere große Banken ein Beispiel daran nehmen.

"Die Hungermacher" hatte die Verbraucherorganisation Foodwatch ihren im Jahr 2011 veröffentlichten Bericht genannt (PDF). Die Botschaft war eindeutig: Investmentbanken und Fonds spekulieren mit Mais, Weizen und anderen Nahrungsmitteln, so trieben sie die Preise in die Höhe und hätten damit eine Mitschuld am Hunger in den ärmsten Ländern der Welt.

Mehrere Banken haben inzwischen auf die Kritik reagiert: So hatten sowohl die DekaBank der Sparkassen als auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in den vergangenen Monaten angekündigt, künftig auf die Spekulation mit Agrarrohstoffen zu verzichten.

Nun vollzieht die Commerzbank diesen Schritt, die zweitgrößte deutsche Bank. Das Institut habe zum 31. Juli alle Grundnahrungsmittel aus dem Rohstoff-Fonds ComStage ETF CB Commodity EW Index TR herausgenommen. Eine Commerzbank-Sprecherin sagte, ihr Haus habe bereits im November 2011 beschlossen, keine neuen börsennotierten Produkte auf Basis von Grundnahrungsmitteln aufzulegen.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch lobte die Commerzbank. "Am Handeln der Commerzbank sollten sich andere Häuser ein Beispiel nehmen - allen voran die Deutsche Bank", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Die Deutsche Bank hat bereits angekündigt, keine neuen Produkte mehr anzubieten, die mit Nahrungsmitteln spekulieren. Das reicht Foodwatch nicht.

Spekulationen mit Nahrungsmittelmärkten stehen seit langem in der Kritik. Während die Gewinne an den Finanzmärkten weltweit einbrechen, scheint die Landwirtschaft unbegrenzte Möglichkeiten zu bieten. Seit der Finanzkrise von 2008 haben etwa auch die Spekulationen mit Ackerland stark zugenommen. Eine Studie der OECD aus dem Jahr 2010 zeigt, dass fast 40 Prozent der Gelder, die in Ackerland investiert werden, aus Europa kommen. Zu den Großfinanziers aus Deutschland gehören die Deutsche Bank und die Allianz, aber auch konservative Renten- und Investmentfonds, deren Anleger noch nicht einmal ahnen, dass ein Teil ihrer Rendite auf Geschäften basiert, die Menschenrechtsorganisationen wie Fian, Oxfam oder Grain schlicht als Landraub bezeichnen.

Indizien dafür, dass Finanzinvestoren mit ihren Wetten an den Rohstoffmärkten die Preise für Grundnahrungsmittel nach oben treiben, gibt es zuhauf. So hat sich etwa die Zahl der Terminkontrakte auf Weizen an einem der wichtigsten Handelsplätze, dem Chicago Board of Trade(CBOT), in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht, obwohl die Erntemengen fast konstant geblieben sind. Gleichzeitig hat sich der Weizenpreis verdoppelt.

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