Frisur der Ex-US-Außenministerin:Hillarys neues "Seitenscheitel-Dings"

Lesezeit: 3 min

Bei der Amtseinführung des neuen New Yorker Bürgermeisters de Blasio zeigt sich HIllary Clinton (hier mit ihrem Ehemann Bill) erstmals mit einer neuen Ponyfrisur. (Foto: dpa)

Hillary Clinton experimentiert gerne mit ihren Haaren. Jetzt hat sie sich eine Ponyfrisur zugelegt, natürlich ist das in den USA gleich ein nationales Thema. Leider fällt das Urteil gemischt aus - anders als bei Maggie Thatcher, die auch frisurtechnisch eisern war.

Von Oliver Klasen

Die Naivität der Aussage, auch wenn sie vielleicht nur Koketterie ist, ist überraschend für eine ehemalige First Lady, Senatorin, US-Außenministerin, Anwärterin auf die Präsidentschaftskandidatur. Aber Hillary Clinton sagte in einem Interview wirklich einmal: "Es fasziniert mich, dass die Leute da so neugierig sind."

Dabei weiß sie eigentlich: Wenn eine Frau wie sie sich eine neue Frisur zulegt, dann ist das selbstverständlich immer gleich ein nationales Thema. So wie jetzt, als sich Clinton bei der Amtseinführung des neuen New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio mit einer neuen Ponyfrisur präsentierte.

Was will sie damit aussagen? Wie sieht es in ihrem Inneren aus? Wie steht es um ihre Ehe? Unterstreicht das neue Haar-Styling ihren unbedingten Willen zur Macht? Das sind die Fragen, die sich die Modewelt stellt. Wichtig ist dann, wie die Frisur bei denjenigen ankommt, die in Stilfragen als tonangebend wahrgenommen werden.

Auf Twitter gibt es zwar einige positive Kommentare, nach denen Clintons Pony durchaus präsidabel sei.

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Dass Magazin US-Weekly bescheinigt Clinton immerhin, dass "kein Pony mehr so viel Aufmerksamkeit verursacht hat", seitdem US-Präsidentengattin Michelle Obama vor einem Jahr ebenfalls einen Pony präsentiert habe. Doch schon die Beschreibung des Hollywood Reporter hört sich weniger gut an. Der neue Schnitt sei "modern und locker", das klingt, in der deutschen Übersetzung allemal, wie von Friseurinnen in Kleinstadt-Salons, die ihren Kunden gerne einen "frechen" Haarschnitt verpassen wollen.

Mutig toupiert oder nach außen geföhnt

Und die Vanity Fair, eines der in den USA elementaren Zentralorgane für Stilsicherheit, fällt im aktuellen Fall schließlich ein ziemlich vernichtendes Urteil. Es sei zwar auf den ersten Blick "technisch korrekt", wenn einige Nachrichtenseiten Clintons Haarpartie in der Stirn als Pony bezeichneten. Bei näherer Analyse ähnele sie allerdings eher einem "schlampig frisierten Seitenscheitel-Dings".

Schon immer hat Clinton gerne mit ihrem Haar experimentiert. Seit sie Anfang der Neunziger, als ihr Mann Bill Präsident wurde, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, hat sie ihre Frisur in regelmäßigen Abständen erneuert ( Diese Bildergalerie zeigt eine Auswahl).

Eine teilweise hochgesteckte, recht mutig toupierte Variante ist dabei, die etwas strengere Seitenscheitel-Version oder das nach außen geföhnte schulterlange Haar mit eleganter Perlenkette und Perlohrringen. Deutlich wird aber: Clinton guckt auf den Bildern immer dann besonders gut gelaunt, souverän, ja mächtig, wenn das Gesicht freigelegt und die Stirn nicht verhangen ist. Demgegenüber wirkt der neue Pony fast ein bisschen hausmütterlich - exakt das, was Clinton nie und nimmer verkörpern will.

Dass Frisur und Macht irgendwie zusammenhängen, lässt sich auch an anderen Politikern ablesen. An Gerhard Schröder zum Beispiel, dem ehemaligen Bundeskanzler, der einst drohte, alle Promi-Magazine zu verklagen, die es wagten zu behaupten, einzelne Strähnen seines Haupthaars seien womöglich von grau auf dunkelbraun gefärbt.

Das beste Exempel für die auch frisurliche Zementierung der Macht ist aber Maggie Thatcher. Die im vergangenen Jahr gestorbene ehemalige britische Premierministerin war nicht nur in ihren politischen Zielen unbeirrbar, sondern auch bei der Konsequenz, mit der sie ihre unverrückbare Wellenfrisur kultivierte.

Wie ein Kalender zeigt, der jetzt nach der in Großbritannien üblichen Sperrfrist von 30 Jahren vom britischen Nationalarchiv veröffentlicht wurde, hatte Thatcher allein im Jahr 1984 die beachtliche Zahl von 120 Friseurterminen - im Durchschnitt also einen Termin etwa alle drei Tage. Bei wichtigen Ereignissen legte Thatcher besonders viel Wert auf ihr Aussehen: Im Juni 1984 ließ sie sich um das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs aus den sieben damals führenden Industriestaaten in London herum an fünf Tagen in Folge die Haare frisieren.

Im Terminkalender stand einfach nur "hair"

Wie der britische Telegraph schreibt, pflegte Lady Thatcher, den Friseur für gewöhnlich zwischen 8:30 Uhr und 9:00 Uhr zu sich zu bitten. Im Kalender waren diese Termine ganz einfach mit dem Wort "hair" notiert.

Dass sich ein gewisser Konservatismus in Sachen Haarpflege auszahlen kann, zeigt das Beispiel Angela Merkel. Zwar hat auch sie in früheren Jahren einiges ausprobiert. Seit sie ihre Macht als Kanzlerin jedoch gefestigt hat, ist es bei der auch jetzt noch von ihr getragenen ordentlich zurechtgelegten, aber trotzdem nicht überstrengen Frisur geblieben.

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Wie oft Hillary Clinton zum Friseur geht, ist nicht bekannt. Dass sie weiß, wie wichtig das Thema ist, zeigte sich aber schon 2001. Damals riet sie Studenten in einer Rede an der Elite-Universität Yale: "Haare sind wichtig. Achtet auf eure Haare, denn alle anderen werden es auch tun."

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