2. Bundesliga:Derby-Abreibung für den Club

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Zweiter Torjubel: die Fürther Goran Sukalo (links) und Niko Giesselmann nach dem 2:0 gegen Nürnberg. (Foto: Micha Will/Getty Images)

Greuther Fürth nutzt die Nürnberger Schwächen gnadenlos aus: Im Frankenderby deklassiert Fürth den großen Nachbarn und übernimmt die Zweitliga-Tabellenführung. Vor dem Spiel kommt es zu einem ernsten Zwischenfall.

Von Benedikt Warmbrunn

Die linke Faust rammte Abdul Rahm Baba gegen die linke Brust, die rechte Faust rammte er gegen die rechte Brust, er lief aufrecht, hinter ihm die Mitspieler, vor ihm die Fans. Seht her, sagte Babas Körpersprache, da bin ich, einer, der weiter alles gibt, obwohl mich zuletzt der FC Augsburg umworben hat. Seht her, sagte Babas Körpersprache, wenn ich alles gebe, dann gelingt mir auch fast alles. Seht her, sagte Babas Körpersprache: Dies ist mein Abend. Dann hatten ihn die Mitspieler aufgeholt.

Die Mitspieler umarmten Baba, sie wussten: Es war Babas Abend. Das erste Tor erzielt, das zweite vorbereitet, das dritte wieder selbst erzielt. Dann wurde er ausgewechselt. Und die SpVgg Greuther Fürth deklassierte den 1. FC Nürnberg 5:1 (2:1).

Dieser Montagabend war Babas Abend. Und es war ein emotionaler Abend, das Aufeinandertreffen zweier Vereine, zweier Städte, erstmals seit dem Frühling 2013 - damals in der Bundesliga. Nun also das Wiedersehen in der zweiten Liga, aber das schmälerte die Emotionen nicht.

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Zwischenfall in der U-Bahn

Vor dem Spiel wurden die Fanlager aneinander vorbei ins Stadion geführt, dennoch kam es zu einem Zwischenfall in der U-Bahn, nach dem eine Frau ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Als die Mannschaften einliefen, wedelten die Fürther Anhänger mit weißen und mit grünen Fahnen. Die Club-Fans zündeten Pyrotechnik an, roter Rauch im Gästeblock.

Für Fürth war es nicht nur wegen der leidenschaftlich gepflegten Rivalität ein emotionaler Abend, sondern auch wegen Ilir Azemi. Der Stürmer liegt nach einem Autounfall in einer Spezialklinik, unter anderem mit mehreren Knochenbrüchen in Hüfte und Becken. Wann Azemi zurückkehren kann, ist offen, die Spieler richteten ihm beim Warmlaufen auf T-Shirts Besserungswünsche aus, auch Trainer Frank Kramer trug eines der Shirts.

Die Emotionen endeten nicht mit dem Anpfiff. Das Spiel war hitzig, körperlich. In der vierten Minute, nach einem Foul des Nürnberger Stürmers Peniel Mlapa am Fürther Innenverteidiger Benedikt Röcker, gab es die erste Rangelei. Fürth versuchte, die körperlichen Auseinandersetzungen zu vermeiden, die Spieler passten sich den Ball schnell zu, flitzten flink in die Lücken. Hatte Nürnberg den Ball, attackierten sie den Gegner tief in der gegnerischen Spielfeldhälfte. Mit Erfolg. Nürnberg konnte sich lange nicht befreien. Hatte Fürth den Ball, verteidigte Nürnberg ruppig, immer wieder lag ein Spieler der Gastgeber nach einem Zweikampf auf dem Boden.

Es war die ruhigere, sachlicher auftretende Mannschaft, die in Führung ging. Nach einem Einwurf wehrte Nürnberg den Ball ab, nicht weit, bis zur Strafraumgrenze. Und dort stand Abdul Rahman Baba. Der Mittelfeldspieler schoss direkt, mit seinem schwachen rechten Fuß. Es war kein starker Schuss, aber er flog Richtung Nürnberger Tor. Und dort stand Raphael Schäfer. Der Ball hüpfte einmal vor dem Nürnberger Torwart auf, sprang ihm über den Körper und hüpfte über die Linie. Torwartfehler, ein krasser, die Führung (8.).

Fürth attackierte noch mutiger, noch früher, störte den Nürnberger Spielaufbau energisch. Und suchte, kaum in Ballbesitz, den schnellsten Weg zum Tor. Eine Minute nach dem ersten Treffer rannte Tom Weilandt auf Schäfer zu, links lief Baba mit, Weilandt lupfte überhastet. Im Nürnberger Block zündeten die Zuschauer die nächsten Rauchbomben.

Die Nürnberger Spieler wirkten verunsichert, das Fürther Tempo überforderte sie. In der 16. Minute foulte Tobias Pachonik im Strafraum Baba, es gab Elfmeter. Goran Sukalo traf sicher (17.). Es sah nach einem bitteren Abend für den Club aus.

Es folgten ein paar ruppige Zweikämpfe, es folgten ein paar weitere abgebrannte Feuerwerkskörper im Nürnberger Block, und auf einmal kontrollierten die Spieler der Gäste ihre Emotionen. Eckball von rechts, ein Kopfball von Fürths Niko Gießelmann, knapp am Tor vorbei (34.). Eckball von rechts, Chaos in der Fürther Verteidigung, Club-Kapitän Javier Pinola wühlte den Ball über die Linie (35.). Nürnberg spielte nun schwungvoller. Eine Minute vor der Pause setzte sich Mlapa gegen Röcker durch, sein Schuss war jedoch zu harmlos.

Mit diesem Schwung startete Nürnberg in die zweite Halbzeit, Fürth zog sich weiter zurück. Ein Freistoß von Niclas Füllkrug, der in der vergangenen Saison für Fürth gespielt hatte, landete am Pfosten (50.). Doch die ruhig und sachlich auftretenden Fürther ließen sich nicht verunsichern. Sie warteten ab, dann rannten sie flink nach vorne. Etwa in der 57. Minute. Die Gäste-Abwehr war ungeordnet, konnte den Ball abwehren, bis zur Strafraumgrenze. Und dort stand Abdul Rahman Baba. Rechtsschuss, nicht hart, aber platziert, Schäfer hatte keine Chance. Genauso wenig wie nach einem Schuss von Tom Weilandt (76.) zum 4:1. Oder beim Schuss von Robert Zulj (86.) zum demoralisierenden 5:1. Es war aber auch nicht Raphael Schäfers Abend.

© SZ vom 12.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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