Wolfsburg:Und dann tickt auch noch Luiz Gustavo aus

Lesezeit: 2 min

Luiz Gustavo nach seinerm Platzverweis. (Foto: Michael Sohn/AP)
  • Wolfsburg steckt mit einem der teuersten Kader der Liga immer noch tief im Abstiegskampf.
  • Luiz Gustavo holt sich einen Platzverweis ab und rastet danach komplett aus.
  • Mario Gomez kritisiert sein Team, glaubt aber weiter fest an den Klassenerhalt.

Von Carsten Scheele, Wolfsburg

Wie tief der Frust beim VfL Wolfsburg sitzt? Da genügte der Blick auf Luiz Gustavo. Die Partie gegen den FC Bayern (Endstand 0:6) war am Samstagabend nicht mehr zu gewinnen, die Meisterschaft längst nach München vergeben, als Gustavo beim Stand von 0:4 einen skurrilen Auftritt hinlegte. Wegen Meckerns hatte der Brasilianer in der ersten Halbzeit Gelb gesehen, ein taktisches Foul in Minute 78 bedeutete Gelb-Rot. So weit, so folgerichtig. Doch als er den roten Karton sah, tickte Gustavo aus.

Er stürmte auf Schiedsrichter Felix Zwayer zu, schrie ihn an, bedrängte ihn, klatschte höhnisch in die Hände. Man mag sich nicht ausdenken, wie es Zwayer ergangen wäre, wäre er mit Gustavo alleine auf dem Rasen gestanden. Doch eine Gemeinschaft von Wolfsburger und Münchner Spielern konnte den Wüterich abdrängen und vom Platz geleiten, zuletzt der kleine Rafinha, der offenbar auf Portugiesisch die richtigen Worte fand.

"Er hat Emotion in seinem Körper, Emotion in seinem Kopf", nahm ihn sein Trainer Andries Jonker in Schutz, als sei Gustavos achter Bundesliga-Platzverweis so einfach entschuldbar. Was indes kaum vertretbar sein dürfte: Wolfsburg steckt nach dem Nullsechs noch tiefer im Abstiegskampf, hat drei Spieltage vor Schluss nur 33 Punkte auf dem Konto, könnte am Saisonende in der Relegation landen. Und nun fällt auch noch der Kapitän selbstverschuldet für mindestens eine Partie aus.

"Hinten raus war es wie Männerfußball gegen Jugendfußball."

Wie Wolfsburg mit einem der teuersten Kader aller Bundesligisten so weit abrutschen konnte, ist das Rätsel schlechthin. Nach den vielen Trainer- und Funktionärswechseln in dieser Saison (Allofs, Hecking, Ismael) schien sich die Mannschaft zum Rückrundenstart unter Jonker zu stabilisieren - dieser Trend ist verwirkt. Nur eines der vergangenen sechs Spiele konnte Wolfsburg gewinnen, dagegen holten die meisten Konkurrenten am Tabellenende zuverlässig ihre Punkte. Ein 0:6 ist da besonders bitter, kritisierte Mario Gomez: "Einigen war offenbar nicht klar, wie wichtig die Tordifferenz noch werden kann." Der Stürmer stellte sich als einer der wenigen der Kritik. Und fand auch als einer der wenigen wieder einmal die richtigen Worte.

Mit einer merkwürdigen Taktik waren viele seiner Teamkollegen in die Partie gegangen. Sie ließen ihren Gegenspielern so viel Platz, dass sich Bayern-Feinfüße wie Thiago mehr als einmal verwundert umblickten, als kein Wolfsburger ihn zu bedrängen versuchte. Robert Lewandowski durfte sein Tor-Konto spielerisch auf 28 erhöhen, weil er bei beiden Treffern im Strafraum riesige Räume vorfand. "Hinten raus war es wie Männerfußball gegen Jugendfußball", tadelte Gomez die eigene Mannschaft, "das darf uns nicht passieren."

Gomez hielt trotzdem wenig davon, weitere Krisenstimmung zu verbreiten. Wolfsburg trifft noch auf Frankfurt, Gladbach und Hamburg, hat es am letzten Spieltag gegen den HSV als direkten Konkurrenten vermutlich selbst in der Hand, sich zu retten. "Mit den Leuten, die wir haben, sind wir gut genug, um in der Bundesliga zu bleiben. Das werden wir auch schaffen", erklärte Gomez. "Wir geben nicht auf", bekräftigte auch Jonker. Auf jeden Fall in der Bundesliga bleiben dürfte übrigens Wüterich Gustavo, egal wie die Spielzeit mit Wolfsburg endet: Er soll laut Medienberichten für die kommende Saison bei Borussia Mönchengladbach auf dem Zettel stehen.

© Sz.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern München
:"Wo ist der Alkohol?"

Der FC Bayern sichert sich seinen 27. Meistertitel vorzeitig durch ein 6:0 gegen Wolfsburg, die Spieler verlangen Feiergetränke und Karl-Heinz Rummenigge gönnt sich schon vor Schlusspfiff ein Siegerbier.

Von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: