WM-Vorbereitung in Südtirol:Drama beim Werbe-Dreh des DFB-Teams

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Ein italienischer Polizist steht in der Nähe des Ortes, wo sich während eines Werbe-Drehs für einen DFB-Sponsor ein Unfall ereignet hat. (Foto: dpa)

Ein Autounfall mit zwei verletzten Zuschauern überschattet das Trainingslager der Nationalmannschaft. Auf abgesperrter Strecke sitzen die Schalker Höwedes und Draxler als Beifahrer in den Fahrzeugen. Die Führerscheindebatte um Trainer Löw gerät da in den Hintergrund.

Von Benedikt Warmbrunn, St. Leonhard

Der siebte Tag im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft ist von einem schweren Unfall überschattet worden. Bei einem Werbetermin des Automobil-Sponsors verletzten sich zwei Personen, eine davon schwer. Formel-1-Pilot Nico Rosberg war nach Berichten von Augenzeugen bei einer Bergabfahrt von einer Frau am Fahrbahnrand offenbar irritiert worden und bremste plötzlich.

Der hinter ihm fahrende DTM-Pilot Pascal Wehrlein erfasste offenbar die beiden Männer, als er Rosberg ausweichen wollte. Eine der beiden Personen, ein 63-jähriger Urlauber aus Deutschland, wurde schwer verletzt mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Bozen geflogen; seine Frau erlitt einen Schock. Der zweite angefahrene Mann, ein Streckenposten, wurde mit dem Krankenwagen nach Meran gefahren.

Die Schalker Profis Benedikt Höwedes und Julian Draxler sollen als Beifahrer in den beteiligten Autos gesessen haben, sie blieben wohl unverletzt. Oswald Tschöll, der Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard, versicherte, dass alle Posten auf den ihnen zugeteilten Plätzen gewesen seien. Trotzdem haben sich nach seinen Angaben Schaulustige über "Schleichwege" Zugang zu der Fahraktion verschafft, "weil das Interesse an der deutschen Mannschaft so groß ist".

Jens Grittner, der Pressesprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), bestätigte den Unfall. In einer Stellungnahme sagte er, dass der DFB "eng mit allen zuständigen Stellen und Behörden zusammenarbeiten" werde. Unter dem Eindruck der Ereignisse sagte der DFB das für den Abend geplante Testspiel gegen die eigene U20 ab. Welche Folgen der Unfall für den weiteren Verlauf des Trainingslagers der Nationalmannschaft, das bis Samstagvormittag geplant ist, zusätzlich haben könnte, blieb am Dienstagabend offen.

Werbe-Termin der Nationalelf
:Urlauber bei DFB-Dreh verletzt

Bei TV-Aufnahmen im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft verursacht ein Rennfahrer einen Unfall und erfasst zwei Menschen. Die Verletzten werden ins Krankenhaus gebracht - Nationalspieler sind nicht betroffen.

Die Fahrt gehörte zu einer Werbeveranstaltung, die am Dienstag mit den Nationalspielern stattfinden sollte; gemeinsam mit Wehrlein, Rosberg und Golfer Martin Kaymer sollten die Nationalspieler einen entspannten Nachmittag verbringen.

Am Mittag saßen die drei Gäste auf einem Podium in St. Martin, doch bestimmt wurde die Pressekonferenz von einem anderen, wenig erfreulichen Thema. Bundestrainer Joachim Löw gestand am Vormittag in einer Mitteilung, dass ihm der Führerschein entzogen wurde, für ein halbes Jahr. Schon 2006 musste er seinen Führerschein abgeben, wurde zwischenzeitlich zum Bahn-Fahrer. Dass er nun wiederholt zu schnell gefahren sei, daran, ließ Löw mitteilen, "ist nichts schönzureden. Ich habe meine Lektion gelernt und werde mein Fahrverhalten ändern".

Auf dem Podium war Teammanager Oliver Bierhoff bemüht, das Thema um Löws Führerschein möglichst klein zu halten. Er wollte die nächste Vorbilddebatte vermeiden, wenige Tage nachdem herausgekommen war, dass der Dortmunder Kevin Großkreutz sich nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale in Berlin angetrunken in einer Hotellobby daneben benommen hatte. "Das ist nix Besonderes, so etwas passiert", sagte Bierhoff zu Löws Verkehrssünden. Später sagte er: "Ich sehe keine Gefahr, dass Jogi als Raser durchgeht. Er ist an sich immer sehr vorsichtig unterwegs."

Der Dienstag fügte sich so auf tragische Weise in ein unglückliches Trainingslager ein, das bisher fast ausschließlich von schlechten Nachrichten geprägt wird. Schon kleine Unannehmlichkeiten wie das Wetter wirken sich auf die Stimmung aus, am Dienstag regnete es bis zum Mittag heftig, es war kühl. Und dann sind da weiter all die Geschichten über die Verletzten.

Am Dienstagmittag konnte Bierhoff immerhin berichten, dass Kapitän Philipp Lahm am Vormittag erstmals nach seiner Sprunggelenksverletzung wieder laufen war, begleitet wurde er weiter von Bastian Schweinsteiger. Wann die beiden wieder mit der Mannschaft trainieren, konnte Bierhoff nicht sagen, er sagte, dies müsse "von Tag zu Tag entschieden werden", eine Formulierung, die sie in diesen Tagen sehr häufig verwenden.

Zu viele Punkte in Flensburg
:Löw muss den Führerschein abgeben

Der Bundestrainer gilt als gemütlicher Genussmensch - doch nicht am Steuer. Weil Joachim Löw erneut deutlich zu schnell unterwegs war und zudem beim Fahren telefonierte, verliert er für sechs Monate seinen Führerschein.

Neuer und Lahm "bald" wieder dabei

"Positiv ist, dass sie auf dem Platz waren", sagte Bierhoff, "jetzt müssen wir die Rückmeldung abwarten, wie die Bänder reagieren, ob kein Reiz da ist." Er rechne damit, dass Lahm und Schweinsteiger "bald" wieder mit der Mannschaft trainieren. Über Manuel Neuer sagte er das nicht. Bisher gab es noch keine Nachricht, dass die Schulter des Torwarts wie erhofft heile.

Am Dienstag musste Bierhoff bekannt geben, dass Neuer länger als gedacht ausfällt: "Bei Manuel wird es noch einige Zeit dauern, bis er die Schulter belasten kann. Ich rechne nicht mit einem Einsatz in Südtirol."

Auch die Ankunft von Sami Khedira am Montagabend war keine erfreuliche. Im November hatte Khedira sich das Kreuzband gerissen, monatelang war der Mittelfeldspieler ausgefallen; am Samstag gewann er mit Real Madrid die Champions League. Am späten Montagabend also kam Khedira im Mannschafthotel an. Am Dienstag trainierte er dennoch nicht, er war erkältet. Es blieb an diesem Tag eine kleine Meldung.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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