Vor der Nominierung des DFB:Wie viele Patienten verträgt Löws WM-Kader?

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  • Am Dienstag (13 Uhr) gibt der deutsche Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die Fußball-WM in Russland bekannt.
  • Ob Löw seine vermeintliche Traumelf nominieren kann, ist jedoch äußerst fraglich.
  • Für Spannung sorgt vor allem die Frage, ob Torwart Manuel Neuer und WM-Finaltorschütze Mario Götze zum Team gehören werden.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Die Fassade des Deutschen Fußballmuseums sah bis Montag aus wie eine riesengroße leere Doppelseite aus dem Panini-Album. 26 Bildchen werden hier am Dienstagmittag eingeklebt, wobei jedes Bildchen fast zwei Meter hoch ist. Ausgesucht werden die Spieler von Bundestrainer Joachim Löw, der die Namen seines erweiterten Weltmeisterschafts-Kaders um 13 Uhr bekannt gibt. Mit Überraschungen ist eher nicht zu rechnen. Joachim Löw hat im Moment ganz andere Sorgen, im Kreise seiner treuen Folgschaft plagen sich relevante Kandidaten mit mehr oder weniger schmerzhaften Verletzungen. Und die Frage lautet nun: Wie viele Patienten verträgt so ein WM-Kader?

Nimmt man die 26 Spieler, die Ende März bei den hochwertigen Testpartien gegen Spanien und Brasilien zum Aufgebot gehört haben, zieht man den verletzten Lars Stindl ab und addiert den wiedergenesenen Marco Reus hinzu, dann hat man die erweiterte Auswahl eigentlich schon beisammen. Löw dürfte theoretisch sogar bis zu 35 Spieler in den vorläufigen WM-Kader berufen, davon wird er aber kaum Gebrauch machen. Bis zum 4. Juni muss er seine Auswahl auf 20 Feldspieler und drei Torhüter reduzieren. Spannend ist vor allem, ob der Torwart Manuel Neuer und der Angreifer Mario Götze dazu gehören.

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Bei fast allen deutschen Topspielern zwickt's

Am 23. Mai geleitet Löw seine Reisegruppe an die Südtiroler Weinstraße ins Fünf-Sterne-Wellnesshotel Weinegg in Eppan, südwestlich von Bozen. Die Ausflügler werden in pittoresker Umgebung zwei Wochen lang so manche Fitnesseinheit absolvieren, weil der Bundestrainer ganz genau darauf achten muss, welcher Spieler in welcher Verfassung ist. Zwickt es Bayern Münchens Innenverteidiger Jérôme Boateng dann noch an den Adduktoren? Schmerzt seinen Klubkollegen Mats Hummels bis dahin noch der Fuß? Werden Liverpools Abwehrmann Emre Can und Arsenals Angreifer Mesut Özil von ihren Rückenleiden erlöst sein? Auch Sami Khedira pausierte jüngst bei Juventus Turin. Die ärztlichen Bulletins aus Südtirol werden unter Fußball-Freunden das Gesprächsthema sein, denn vom Zustand der Topspieler werden die Chancen auf die Titelverteidigung entscheidend abhängen.

Das Länderspiel am 2. Juni in Klagenfurt gegen Österreich ist Löws letzte Gelegenheit, Wackelkandidaten vor der endgültigen Nominierung unter Wettkampfbedingungen zu testen. Am 4. Juni benennt er seine 23 WM-Fahrer, am 8. Juni spielt das Team in Leverkusen noch gegen Saudi-Arabien, am 12. Juni fliegt der ganze Tross nach Moskau. Ob Neuer dann mit an Bord sitzt, hängt von seinem Zustand ebenso ab wie von seiner Bereitschaft, die WM vielleicht sogar von der Bank aus anzusehen. Mit letzterer Einschränkung hätte Löw keine Probleme, aber einen eingeschränkt fitten Zweit-Torwart kann er in Russland nicht gebrauchen. Dann hieße das Torwart-Trio wohl: Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Bernd Leno.

"Die härteste WM-Nominierung" ist nun wirklich schwierig geworden

Löws derzeitige Wunschelf war am 23. März in Düsseldorf zu erkennen, es war die Startelf fürs Testspiel gegen Spanien: Vor dem Torwart ter Stegen standen Joshua Kimmich, Boateng, Hummels und Jonas Hector in der Abwehrkette, Sami Khedira und Toni Kroos im defensiven Mittelfeld, Thomas Müller, Mesut Özil und Julian Draxler in der offensiven Angriffsreihe sowie Timo Werner in der Spitze. Weil Löw im Kader alle Positionen doppelt besetzt haben will, dürften auch Matthias Ginter, Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Marvin Plattenhardt als Abwehrspieler zum Kader gehören, außerdem Ilkay Gündogan und Sebastian Rudy als defensive Mittelfeldspieler, Leon Goretzka, Marco Reus und Leroy Sané als offensive Mittelfeld-Optionen sowie Mario Gomez und Sandro Wagner als Spitzen. Zwischen Gomez und Wagner müsste bis zum 4. Juni wohl eine Entscheidung fallen. Can und der Leverkusener Julian Brandt bleiben Wackelkandidaten, genauso wie Mario Götze.

Aus dem Dortmunder ist man in den vergangenen Wochen nicht so recht schlau geworden. Starken Vorstellungen wie zuletzt gegen Leverkusen und in Bremen folgte im finalen Heimspiel gegen Mainz wieder ein spielerischer Einbruch. Stabiler und spielfreudiger präsentierte sich sein BVB-Kollege Reus, der in Russland seine erste WM spielen dürfte, nachdem er sich 2014 im finalen WM-Test in Mainz schwer verletzt hatte. Doch auch bei ihm oder beim bereits zwei Mal am Knie operierten WM-Debütanten Gündogan weiß man nicht, wie sie so ein intensives Turnier durchstehen.

Die vor einiger Zeit schlagzeilenträchtig als "härteste WM-Nominierung aller Zeiten" apostrophierte Zusammenstellung ist nun tatsächlich eine schwierige geworden, angesichts der diversen Verletzungen allerdings in einem anderen Kontext als ursprünglich gedacht. Im idyllischen Südtirol muss das Kollektiv erst einmal genesen, bevor es ernsthafte Hoffnungen auf den neuerlichen Titel entwickeln kann.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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