Weltmeister Deutschland:Der vierte Stern geht auf

Weltmeister Deutschland: Philipp Lahm stemmt den WM-Pokal

Philipp Lahm stemmt den WM-Pokal

(Foto: AP)

Was für ein Finale - intensiv bis zum Schluss! Deutschlands Team versucht, seine Idee vom schönen Fußball durchzusetzen, zeigt Respekt, wirkt aber nicht verschüchtert. Bundestrainer Löw hat diese Auswahl der Hochbegabten souverän um die Klippen des Turniers gelenkt.

Von Klaus Hoeltzenbein

1954, 1974, 1990 - diese Ziffernkombination, die 24 Jahre lang Bestand hatte, kann jetzt erweitert werden. Und es wird auch keine Debatten geben wie 1990 in Rom, als der Elfmeter, den Andreas Brehme zum 1:0-Sieg ins Netz setzte, umstritten war und Verschwörungstheorien gegen die Fifa bei den Argentiniern auslöste.

Denn auch wenn die Schiedsrichter nach der WM dringend in Klausur müssen, um sich zu fragen, ob sie solche Schlachtengemälde mit blutenden Helden auch in Zukunft zulassen wollen, bekam das Finale von Rio die passende Pointe: Der Treffer von Mario Götze war von unwiderstehlicher Eleganz - die Krönung für die beste Mannschaft des Turniers. Jene, die stets die Initiative suchte, die diese WM mit den meisten und schönsten Treffern bebilderte.

1954, 1974, 1990, 2014 - die Erweiterung dieser Ziffernfolge war das Resultat eines Gänsehaut-Kicks, mit dem kein ARD-Tatort mithält, der sonst diesen Sendeplatz am Sonntagabend belegt. Folge des gewiss nicht besten, vielleicht aber intensivsten Fußballspiels der Historie. Eine Aneinanderreihung von Zweikämpfen. Und mit jeder Sekunde, die verstrich, taumelten beide Teams mehr und mehr dem Lucky Punch entgegen - jeder wusste, wer den ersten Wirkungstreffer im eigenen Netz hat, der hat alles verloren. Nie zuvor wurde damit schlüssiger der Beweis geführt, dass ein Fußballspiel kaum Tore braucht, um zum Thriller zu werden. Zu viele Tore, wie beim 7:1 gegen Brasilien, stören inflationär den Spannungsbogen.

Die Mannschaft hat im Finale versucht, ihre Idee vom Jogi bonito, vom schönen Löw-Fußball, durchzusetzen. Sie zeigte Respekt, wirkte aber nicht verschüchtert vor einer Abwehr aus Granit. Gut, die DFB-Elf hatte nicht jeden über Lionel Messi laufenden Blitzkonter der Argentinier unter Kontrolle, aber weitgehend behielt sie die Hoheit über die Dramaturgie des Abends.

Joachim Löw hat diese Auswahl der Hochbegabten souverän um die Klippen des Turniers gelenkt. 1954, 1974, 1990, 2014 - dafür gibt es künftig den vierten Stern aufs Trikot. Und das ist der Verdienst dieses Trainers, der mit 54 Jahren sein Coaching völlig neu erfunden hat. In einem Alter, in dem andere meinen, sie hätten alles schon erlebt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: