VfB Stuttgart:Stuttgart lechzt nach dem großen Ding

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Stuttgarts Daniel Ginczek (rechts) und Marcin Kaminski jubeln nach dem Tor zum 3:1. (Foto: dpa)
  • Es tut sich was in Schwaben: Der VfB Stuttgart ist Richtung Bundesliga unterwegs.
  • Das 3:1 gegen Union Berlin beweist, dass Mannschaft und Umfeld dafür bereit sind.

Von Matthias Schmid, Stuttgart

War das wirklich Stuttgart? Das beschauliche Ländle? Selbst die älteren Herrschaften auf der Haupttribüne verließen nach dem Schlusspfiff beseelt, ja fast schon euphorisiert, das Stadion. "Mit dieser Leistung spielen wir nächstes Jahr wieder gegen die Bayern", raunte einer seinem Sitznachbarn zu. Um die tiefere Bedeutung dieser simplen Aussage besser einordnen zu können, muss man wissen, dass auf der Haupttribüne des VfB das wohl kritischste Publikum des Planeten zu finden ist. Auch beim 3:1-Spektakel gegen Union Berlin am Montagabend kommentierten die Besucher hoch oben auf der Tribüne jede Szene - allerdings in den meisten Fällen mit schwäbischen Verbalinjurien vom Allerfeinsten.

Jeder Fehlpass brachte sie in Wallung wie ein drohender Niedergang ihres Vereins. Dabei steht der VfB kurz vor der Rückkehr in die Bundesliga. Mit der Darbietung gegen die Berliner vergrößerte er seinen Vorsprung (60 Punkte) auf die ärgsten Zweitliga-Verfolger Braunschweig und Hannover (je 57) auf drei Punkte - Union ist nun schon sechs Zähler zurück.

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Festzuhalten ist also: Dieser VfB überzeugte auch die letzten "Bruddler" (Schwäbisch für Nörgler), schon Minuten vor dem Ende gab's die "La Ola", dazu Fachsimpeleien über Stuttgart auf europäischer (sic!) Bühne. Sportvorstand Jan Schindelmeiser hätte es nicht gewundert, wenn sogar Champions-League-Duelle gegen Barcelona auf den Plan kämen. "Ich will kein Spielverderber sein", beschwichtigte er schließlich, "aber das war noch lange keine Entscheidung."

"Man hatte unten das Gefühl, dass der VfB einen Mann mehr hat"

In der Tat können in den letzten vier Saisonspielen die ersten vier Plätze noch mal wild durcheinanderpurzeln. Trotzdem fand Stuttgarts Kapitän Christian Gentner eine klare Antwort auf die Frage, was den Aufstieg jetzt noch verhindern könnte: "Nur wir selber."

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Wer die Stuttgarter vor allem in den ersten 45 Minuten spielen sah, würde ihm kaum widersprechen. Die Geschwindigkeit, Präzision und die spielerische Raffinesse, mit der die Stuttgarter auftraten, überfordert die meisten Zweitligaspieler. "Man hatte unten auf dem Rasen das Gefühl, dass der VfB einen Mann mehr hat", stellte Union-Kapitän Felix Kroos ernüchtert fest. Neben der einzigen Spitze Simon Terodde bot VfB-Coach Hannes Wolf diesmal Takuma Asano als linken und den erst 18-Jährigen Josip Brekalo als rechten Außenstürmer auf.

Die beiden dribbelten und tricksten mit einer Freude, als würden sie mit ein paar Kumpels auf dem Bolzplatz kicken. "Es ist für jeden Gegner schwer, Brekalo auf der einen und Asano auf der anderen Seite zu verteidigen", lobte Schindelmeister. In Kombination mit der Kleinkunst eines Alexandru Maxim in Bestform ergab das eine erste Hälfte fürs Lehrbüchle. Erst traf Maxim per Freistoß (29.), dann Terodde mit seinem 20. Saisontreffer (33.).

Dabei saß mit Daniel Ginczek ein Spieler erst mal draußen, den Bundestrainer Löw schon beobachten ließ, bevor ihn eine lange Leidenszeit mit Kreuzbandriss und anderen größeren und kleineren Beschwerden bremste. Nach seinem Tor zum 3:1-Endstand (68.) frohlockte der 26-Jährige, er könne auch gemeinsam mit Terodde stürmen. Beide sind ähnliche Typen, groß gewachsen, mit viel Wucht und Athletik gesegnet - beide haben die Klasse für die erste Liga.

Sogar Schindelmeiser lässt sich anstecken

Trainer Wolf lächelte, als er auf die Initiativbewerbung für einen Stammplatz angesprochen wurde. "Sie haben beide schon fantastische Spiele gemacht", sagte er, "aber ich habe eine Verantwortung für das ganze Ding hier."

Dieses ganze Ding will er in die erste Liga führen. Dass dazu Emotionen nötig sind, weiß auch Jan Schindelmeiser, der einst mit Hoffenheim in die Bundesliga aufstieg. Die Begeisterung der Zuschauer ist ihm natürlich nicht entgangen. Ein kleines bisschen ließ sich davon auch der sonst so nüchterne und zurückhaltende Manager anstecken. "Die Energie und die Hoffnung, die das fantastische Publikum auf den Platz übertragen und diesmal von den Spielern zurückbekommen hat", sagte Schindelmeister, "kann Großes entstehen lassen." Stuttgart lechzt danach.

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