Ude und Olympia 2018:Böser Ausrutscher

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Münchens Oberbürgermeister Christian Ude wollte sich in Vancouver für die Olympia-Berwerbung seiner Stadt starkmachen - und leistete sich einen gravierenden Fehler.

Den einen Satz würde Christian Ude wohl gerne zurücknehmen. Der Oberbürgermeister von München sprach in Vancouver gerade über seine Stadt und über die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2018, natürlich erwähnte er das Oktoberfest, das vor 200 Jahren erstmals stattgefunden hat. Niemals, versicherte Ude seinen Zuhörern, "niemals" habe es einen "ernsthaften" Vorfall auf der Wiesn gegeben. Im Auditorium blickten sich einige Menschen daraufhin irritiert an, Gemurmel setzt ein.

Münchens Oberbrügermeister Christian Ude und Kuratorin Katarina Witt. (Foto: Foto: dpa)

Ude sprach auf Englisch, er las von einem Blatt ab, aber trotzdem war seine Aussage ein unverzeihlicher Fehler. Am 26. September 1980 explodierte eine Bombe direkt am Eingang zur Theresienwiese - 13 Menschen kamen ums Leben, 211 wurden verletzt, 68 davon schwer. Es war der größte Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Und das in einer Stadt, in der acht Jahre zuvor beim sogenannten Olympia-Attentat elf israelische Sportler getötet wurden, als die palästinensische Terrorgruppe "Schwarzer September" die schöne Illusion der heiteren Spiele zerstörte.

Am Dienstagmorgen entschuldigte sich Ude für seine Aussage. "Ich bedaure dieses Missverständnis außerordentlich", sagte er. "Selbstverständlich sollte mit keinem Wort die Erinnerung an das schreckliche Wiesn-Attentat von 1980 in Frage gestellt werden." Im Gegenteil: Die Stadt plane zum 30. Jahrestag eine große Gedenkveranstaltung.

Die falsche Aussage sei durch eine kurzfristige Änderung des Manuskripts entstanden. "Gemeint war, dass es im Münchner Olympiapark in den fast 40 Jahren seiner nacholympischen Nutzung keinen ernsthaften Vorfall gegeben habe", so Ude.

In acht Jahren sollen die "Friendly Games" in München und seinen Außenstellen Garmisch-Partenkirchen und Königssee stattfinden - die "freundlichen Spiele". Bundesinnenminister Thomas de Maizière versichert auf der Pressekonferenz in Vancouver, wo sich alle drei Bewerber um die Spiele 2018 kurz der Weltöffentlichkeit vorstellen durften, Deutschland habe aus seiner Vergangenheit gelernt. Als das Thema noch einmal auf 1972 kommt, sagt er mit fester Stimme: "Wir haben unsere Lektion gelernt. Geschichte wiederholt sich nicht."

Die Deligierten aus München wirken trotz des Fauxpas von Ude sympathisch, vor allem auch im Vergleich zu den anderen Bewerbern. Das liegt vor allem an der einzigen Frau auf dem Podium. Katarina Witt, 1984 und 1988 Eiskunstlauf-Olympiasiegerin, ist die Vorsitzende des Kuratoriums von "München 2018", sie verkauft sich in Vancouver außerordentlich gut. "Wintersport ist in unserer DNA", sagt sie mit charmantem Lächeln, als sie über die Begeisterung der Deutschen spricht. Dazu sagt de Maizière: "Ganz Deutschland ist hinter dieser Bewerbung vereint." Außer den Grünen und ein paar renitenten Bauern freilich.

Auch Bewerbungschef Willy Bogner sammelt Sympathiepunkte. Er spricht vielleicht etwas zu sanft, aber durchaus überzeugend von der "klaren Vision" der Münchner Bewerbung, von der "Freundlichkeit zu den Athleten, zur olympischen Familie und zur Zukunft". Bogner, als Ski-Rennläufer 1960 und 1964 Olympia-Teilnehmer, hat auch die Lacher auf seiner Seite, als er seine Rolle als Kameramann bei drei Filmen der James-Bond-Reihe erwähnt. Er habe sogar James Bond wie einen Olympia-Teilnehmer aussehen lassen, sagt er scherzhaft.

Da ist Thomas Bach schon von einem anderen Kaliber. Auf die kritische Nachfrage, ob Garmisch nicht ein bisschen weit von München weg sei, kontert der DOSB-Präsident mit Humor: "Selbst, wenn Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung in Ihrem Land einhalten, schaffen Sie die 80 Kilometer locker in einer Stunde."

Im Video: Die Verantwortlichen der Münchener Kandidatur für die Winterspiele 2018 rühren in Kanada die Werbetrommel.

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