Treffen zwischen Putin und Blatter:Auf der Krim schwelt ein Fußballkonflikt

World Cup 2014 - Final - Germany vs Argentina

Bei der WM noch freudigst vereint: Wladimir Putin und Fifa-Chef Sepp Blatter.

(Foto: dpa)

Wo gehören die Fußballvereine auf der Krim hin? Auch ein Treffen zwischen Wladimir Putin und Fifa-Boss Sepp Blatter löst die Situation rund um die von Russland annektierten Teams nicht. Nun deutet sich eine Uefa-Sanktion an.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Auf zwei Hafenstädte am Schwarzen Meer richtet sich an diesem Mittwoch der Blick in der aktuell heikelsten sportpolitischen Angelegenheit. Sewastopol gegen Simferopol und Noworossijsk gegen Jalta, zwei sportlich eher unwichtige Spiele in der Gruppe eins der Division Süd der dritten russischen Liga sind geplant.

Doch sportpolitisch sind sie höchst bedeutsam: Diese Partien wären die ersten Ligaspiele unter Organisation des russischen Verbands RFU mit Beteiligung von Mannschaften von der Krim - und das wäre ein klarer Verstoß gegen die Statuten der Dachverbände Uefa und Fifa, denen zufolge es die Zustimmung der ukrainischen Föderation FFU zu diesen Spielen bedürfte. Die gab es bisher aber nicht, und es wird sie auch nicht geben, bekräftigte die FFU am Dienstag noch einmal.

Seit der Annektierung der Halbinsel durch Russland im März schwelt der Konflikt auch in der Fußballwelt. Es wurde vertagt und getrickst, die Mannschaften aus den Krim-Städten Sewastopol, Simferopol und Jalta wurden neu gegründet, um sie als explizit russische Vereine ausweisen zu können.

Doch selbst das hilft gemäß der Statuten nicht weiter, denn auch wenn zwei russische Klubs auf der Krim spielen wollen, bedürfte es der ukrainischen Zustimmung. Die Situation ist so heillos verfahren, dass es am Wochenende in Sotschi sogar zum Gipfeltreffen zwischen Russlands Staatschef Wladimir Putin und Fifa-Boss Sepp Blatter kam.

Dabei ging es neben der Diskussion um eine mögliche Reduzierung der WM-Stadienzahl 2018 von zwölf auf zehn auch um die Krim-Causa.

Für Fifa und Uefa die bequemste und einfachste Lösung wäre es, wenn der ukrainische Verband doch noch sein Okay zu russischen Ligaspielen auf der Krim gibt. Doch die Hoffnung, dass es dazu kommt, tendiert in den mit Russland unter anderem dank üppiger Sponsorenverträge mit Gazprom bestens verbandelten Dachverbänden inzwischen gegen Null.

Die FFU schließt einen solchen Schritt öffentlich kategorisch aus. "Wir werden dazu niemals unsere Zustimmung geben", sagte ein Verbandssprecher am Dienstag. "Die Krim ist ukrainisches Territorium, wir sind absolut solidarisch gegenüber unserer Regierung." Vielmehr fordert er harte Sanktionen gegen das Vorgehen des russischen Verbandes - bis hin zum Entzug der WM 2018.

Flankierend zu dieser Haltung beschloss der FFU zu Wochenbeginn angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes, dass er als symbolischen Beitrag eine Million Griwna (umgerechnet knapp 60 000 Euro) für ein Krankenhaus des Verteidigungsministeriums überweist, um verletzte Kämpfer zu behandeln.

Fußballspiele für die Soldaten

Zugleich sollen von jeder Eintrittskarte der Länderspiele im September (gegen Paraguay und die Slowakei) fünf Griwna an die ukrainische Armee gehen. "Heute muss sich die ganze Gesellschaft konsolidieren, um unsere Soldaten zu unterstützen", sagte Verbandspräsident Anatolij Konkow.

Angesichts einer solch klaren Haltung haben Fifa und Uefa mittlerweile erkannt, dass sich die Ukraine nicht in eine schlichte Lösung einbinden lässt, die ein listiger Strippenzieher wie Blatter am Ende noch zu eigenen Gunsten ausschlachten könnte: als eine Art Friedensstifter in Europas aufgewühltem Osten. Offenbar hat den Fifa-Chef der Austausch mit Putin derart ernüchtert, dass nun die Uefa "grünes Licht" erhalten hat, wie es dort heißt, die Sache auf eine Lösung hinzutreiben. Beide Dachverbände seien "an dem Punkt angelangt, wo sie des Wartens müde sind", sagte einer, der den Prozess eng begleitet.

Bis zum Freitag, heißt es nun in Uefa-Kreisen, soll eine klare Position erarbeitet und öffentlich kommuniziert werden; die Fifa könne sich dann dazu erklären. Am Dienstag warteten die Krisenmanager in der Verbandszentrale in Nyon am Genfer See noch auf die offizielle Reaktion des russischen Verbandes RFU auf ein Schreiben der Uefa; danach ist eine Sitzung des Dringlichkeitskomitees geplant. Man sei "bereit, Maßnahmen zu ergreifen", hieß es.

Verbandsintern laufen die Diskussionen darauf zu, den Krim-Klubs die Teilnahme an russischen Meisterschaftsspielen nicht zu erlauben; so wie das in der Vergangenheit auch "in anderen Fällen gehandhabt" worden sei. Nimmt man hinzu, dass die Uefa auch bei den Vereinten Nationen angefragt hat, wie diese die Hoheit über das Krim-Territorium einschätzt, weist vieles darauf hin, dass Russlands Fußball Sanktionen erwachsen dürften, falls die umgemodelten Teams antreten sollten.

Die Antwort der RFU soll sich auf die Frage beziehen, wie man es rechtfertigt, dass schon vergangene Woche drei Krim-Teams im nationalen Pokal mitmischen durften. Auf eine Warnung, was die anstehenden Ligaspiele am Mittwoch betrifft, hatte die Uefa verzichtet. Das sei nicht noch einmal nötig gewesen, heißt es in Nyon: "Die wissen ja, wie die Regeln sind."

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