Fußball-Bundesliga:Wann fällt der erste Stein im Trainer-Domino?

Markus Weinzierl

Im Wartestand: Markus Weinzierl wird wohl Trainer bei Schalke 04 - nur wann?

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Markus Weinzierl darf erst nach Schalke wechseln, wenn der FC Augsburg Dirk Schuster bekommt - eine große Trainer-Rotation steht bevor.

Von Maik Rosner, Augsburg

Es kommt selten vor, dass sie sich beim FC Augsburg mal ein bisschen als Nabel der Fußball-Welt fühlen dürfen. So etwas passiert sonst eigentlich nur dann, wenn sich so hoher Besuch einstellt wie im Februar, als Jürgen Klopps FC Liverpool zum Europa-League-Spiel in die Stadt kam. Gut drei Monate später blickt die Branche nun wieder auf den FCA, diesmal geht es allerdings nicht um einen Trainer, den es auf einer Dienstreise nach Augsburg verschlägt; es geht gleich um ein ganzes Karussell voller Trainer und um die Frage, wer wo wann und zu welchen Bedingungen als künftiger Coach vermeldet wird.

Das mit dem Trainerkarussell kann man sich nach der aktuellen Nachrichtenlage in etwa so vorstellen: Markus Weinzierl wird den FC Augsburg nach vier Jahren verlassen und bei Schalke 04 anheuern, was der Schalker Aufsichtsrat einstimmig befürwortet. Dirk Schuster, den die Augsburger als Ersatz für Weinzierl aus Darmstadt holen möchten, hat in Darmstadt bereits um seine Freigabe erbeten, um gemeinsam mit seinem Assistenten Sascha Franz zum FCA überzulaufen. Den FC Ingolstadt wiederum trainiert künftig der gerade beim Karlsruher SC verabschiedete Markus Kauczinski, an dem Augsburg ebenfalls interessiert war. Und der neue Trainer des Aufsteigers RB Leipzig ist jener Ralph Hasenhüttl, der seinen Platz in Ingolstadt zuvor für Kauczinski geräumt hatte.

Die Schwungachse des Trainerkarussells steht in Augsburg

Alles hängt also mit allem zusammen auf diesem Trainerkarussell, was es für das Publikum interessant macht, für die Verhandlungsführer aber kompliziert. Zumal nun erstmals Ablösen nicht nur für Spieler, sondern auch für deren Vorgesetzte ausgehandelt werden müssen. Hasenhüttl spielt dabei eine wichtige Rolle: Denn der FC Augsburg hat die von Leipzig an Ingolstadt überwiesene Ablöse offenbar zur Verhandlungsgrundlage für Weinzierls Ausstieg aus seinem bis 2019 befristeten Arbeitspapier erhoben. Da Ingolstadt für Hasenhüttls Abschied ein Jahr vor Vertragsablauf offenbar knapp zwei Millionen Euro aus Leipzig erhalten habe, könne man sich ja ausrechnen, was Weinzierl bei noch drei Jahren Laufzeit koste, hatte Augsburgs Manager Stefan Reuter frühzeitig wissen lassen.

Offenbar haben sich die Parteien Augsburg und Schalke nun weitgehend auf ein Modell verständigt, das dem des FCI mit RB ähneln könnte. Denn wie aus Ingolstadt zu vernehmen ist, werden für Hasenhüttl bei Erfolgen noch Nachzahlungen fällig, mit denen seine Ablöse deutlich über zwei Millionen Euro steigen könne. Von angeblich drei Millionen Euro ist nun die Rede im Fall Weinzierl, der zudem einen Dreijahresvertrag bei S04 erhalten soll.

Gut denkbar aber, dass Reuter seinen indirekt geforderten fünf Millionen über erfolgsabhängige Zusatzraten nahe kommen dürfte. Dieses Ziel wird er schon deshalb verfolgen, weil ein erheblicher Teil der Ablöse für den neuen Trainer Schuster reinvestiert werden muss. Darmstadt jedenfalls möchte großzügig am Ablösedomino partizipieren. "Erfolgreiche Leute sind in dem Geschäft heiß begehrt. Wir haben jetzt aber die längste Sommerpause und absolut keinen Druck", sagte Präsident Rüdiger Fritsch dem Hessischen Rundfunk über Schuster, der den Aufsteiger auf beachtliche Weise zum Klassenverbleib gelenkt hatte und noch bis 2018 unter Vertrag steht. Angeblich könnten ihm sogar die Spieler Marcel Heller und Aytac Sulu nach Augsburg folgen. Für sie würden ebenso Ablösen fällig.

Die Schwungachse dieses Trainerkarussells steht also in Augsburg, und beim FCA wollen sie Weinzierl offenbar erst dann endgültig freigeben, wenn sie sich seines Ersatzes ganz sicher sein können. Vorübergehend schien sich in dieser Woche ein schneller Vollzug anzudeuten, denn auch der künftige Trainer von Union Berlin, Jens Keller, hatte sich auf dem Karussell eingefunden, und zwar als vermeintlicher Nachfolger Schusters in Darmstadt. Allerdings unfreiwillig, wie sich am Donnerstag herausstellte. Er stehe nicht zur Verfügung und gedenke seinen erst im April beim Zweitligisten Union unterschriebenen Vertrag bis 2018 zu erfüllen, sagte Keller.

Was im Sinne einer vollständigen Rotation auf dem Karussell natürlich ein bisschen schade ist. Keller war früher einmal Trainer von Schalke 04.

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