Lebenslange Sperre droht:Anti-Doping-Agentur klagt Armstrong an

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Lance Armstrong muss wieder zittern: Amerikanische Ermittler wollen den Radprofi des Blutdopings überführen. Die Anklage hat für den siebenmaligen Tour-de-France-Gewinner schon jetzt Konsequenzen.

Gegen den ehemaligen US-Radprofi Lance Armstrong gibt es neue Doping-Vorwürfe. Die US-Anti-Doping-Agentur Usada hat den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger nach einem Bericht der Washington Post formal des Blutdopings angeklagt.

Gegen den Ex-Radprofi Lance Armstrong gibt es neue Dopingvorwürfe. (Foto: REUTERS)

In einem 15 Seiten umfassenden Schreiben informierte die Usada Armstrong darüber, dass mutmaßliche Dopingproben von ihm aus den Jahren 2009 und 2010 "vollkommen mit Proben übereinstimmen, an denen Blutmanipulation, inklusive Epo und/oder Blut-Transfusionen vorgenommen wurden." Als Folge wurde der 40-Jährige, der seit Ende seiner Radsport-Karriere 2011 im Triathlon startet, sofort für alle Wettkämpfe gesperrt.

Ende Juni wollte er in Vorbereitung auf den Ironman im Oktober in Nizza starten. Das fällt nun flach, wie eine Sprecherin des Veranstalters der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Armstrong war nach ihren Angaben Mitte der vergangenen Woche in Frankreich eingetroffen, um für den Wettkampf am 24. Juni zu trainieren. Der Triathlon-Weltverband (WTC) teilte mit: "Unsere Regeln (...) schreiben vor, dass ein Athlet während laufender Ermittlungen nicht berechtigt ist, an einem Wettkampf teilzunehmen. Armstrong ist deswegen für WTC-lizenzierte Wettkämpfe bis zur weiteren Prüfung gesperrt."

Die Anklage kommt nur vier Monate nachdem die US-Staatsanwaltschaft strafrechtliche Ermittlungen gegen den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger eingestellt hatte. Damit musste der gebürtige Texaner keine strafrechtlichen Konsequenzen mehr fürchten. Wenn Armstrong, der im vergangenen Jahr als Radprofi zurückgetreten war, schuldig gesprochen wird, droht ihm eine lebenslange Sperre sowie die Aberkennung seiner Tour-de-France-Titel.

Armstrong hatte bislang jegliches Doping stets bestritten und wies auch die neuen Vorwürfe konsequent von sich. "Ich habe nie gedopt und bin im Gegensatz zu vielen meiner Ankläger 25 Jahre als Ausdauer-Athlet angetreten, ohne das meine Leistung plötzlich angestiegen ist." Armstrong wies zudem darauf hin, dass er mehr als 500 Mal auf Doping hin kontrolliert wurde und alle Tests bestanden habe.

Die Usada hält dem entgegen, dass "mehrere Fahrer mit Wissen aus erster Hand" aussagen würden, dass Armstrong zwischen 1998 und 2005 Epo und Testosteron genommen, Blut-Transfusionen genutzt sowie Doping vertrieben und verwaltet habe. Die Profis, so heißt es in dem Schreiben weiter, würden zudem bezeugen, dass der Radstar bereits vor 1996 mit dem menschlichen Wachstums-Hormon HGH gedopt habe.

Die Usada behauptet, dass Armstrong zusammen mit fünf Team-Mitgliedern, darunter der sportliche Leiter, Johan Bruyneel, zwischen 1998 und 2011 an massiven Doping-Verschwörungen beteiligt war.

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Armstrong-Anwalt Robert Luskin bezeichnet die neuen Anschuldigungen als "ein Produkt von Böswilligkeit und Groll und ohne Beweise." Seine Aussage begründet er damit, dass sich die Behauptung einer überspannenden Doping-Verschwörung gegen vier Teams und einen Zeitraum von 14 Jahre richte, letztlich aber Armstrong der Einzige sei, dem Doping angelastet werde.

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Trotz zahlreicher Anschuldigungen und Zeugen-Aussagen, unter anderem von seinen ehemaligen Team-Mitgliedern Tyler Hamilton und Floyd Landis, ist Armstrong bislang straffrei davongekommen. Im Februar hatte die US-Staatsanwaltschaft ihre fast zweijährigen Untersuchungen gegen ihn ohne Angabe von Gründen eingestellt.

Unter Führung von Cheffahnder Jeff Novitzky hatten die Ermittler versucht zu klären, ob während Armstrongs Zeit beim von der Regierung gesponserten amerikanischen Rennstall US Postal ein Dopingprogramm aufgebaut wurde. Die Usada indes hatte bereits vor vier Monaten angekündigt, ihre Ermittlungen gegen Armstrong fortzuführen.

"Anders als die US-Staatsanwaltschaft ist es unsere Aufgabe, vielmehr den sauberen Sport zu schützen als Strafrecht durchzusetzen", war Usada-Chef Travis Tygart damals zitiert worden.

Der Radsport-Weltverband UCI forderte die Beschuldigten nun zu Stellungnahmen auf. Wie die UCI am Donnerstag mitteilte, sei sie in die Ermittlungen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada aber nicht involviert.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sid/schu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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