Testspielsieg gegen die Niederlande:Italien brüllt wieder

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Glänzender Torschütze: Italiens Ciro Immobile feiert seinen Treffer zum 2:0. (Foto: AP)

Gute Nachrichten für den BVB: Beim 2:0-Testspielsieg der italienischen Nationalmannschaft gegen die Niederlande glänzt der Dortmunder Stürmer Ciro Immobile - und scheint einen starken Partner gefunden zu haben.

Von Birgit Schönau, Rom

Er könne vor Aufregung nicht mehr schlafen, hatte Italiens neuer Nationaltrainer Antonio Conte vor seinem Debüt gestanden. Die Nervosität des Commissario Tecnico übertrug sich aber nicht auf die Mannschaft: Noch nicht einmal zehn Minuten brauchten die Azzurri am Donnerstag in Bari, um den Test gegen die Niederlande für sich zu entscheiden, mit Toren von Ciro Immobile (4.) und Daniele De Rossi (10.).

Der Römer De Rossi traf per Elfmeter, mit dem der russische Schiedsrichter Sergey Karasev ein Foul von Bruno Martins Indi an Simone Zaza ahndete, überdies wurde der Holländer vom Platz gestellt. Hoffnungslos übertrieben, fand Martins Indi, "eine gelbe Karte hätte auch gereicht".

In der Tat hatte Zaza das naive Bremsmanöver des 22-jährigen Abwehrmanns vom FC Porto sehr geschickt genutzt, so wie der Angreifer überhaupt seinen ersten Länderspieleinsatz gestaltete wie ein Routinier. Nahezu perfekt, auf jeden Fall ohne Haken die Zusammenarbeit mit Immobile: Die beiden zeigten frische und freche Kombinationen, wie man sie von Italienern lange nicht gesehen hat, und sicherten sich mit dem Auftritt gegen die zahnlosen Holländer vermutlich schon den nächsten Einsatz in der EM-Qualifikation. Am Dienstag spielt Italien in Oslo gegen Norwegen.

Debütant Zaza ist der Star bei US Sassuolo

Das neue Angriffsduo war eigentlich für Juventus Turin bestimmt gewesen, Antonio Contes bislang letzte Wirkungsstätte in der Serie A. Doch Juve überließ Immobile, 24, Borussia Dortmund und die Leihgabe Zaza, 23, der US Sassuolo. Die 40 000-Einwohner-Stadt in der Emilia Romagna hat zwar kein eigenes Stadion (Sassuolo muss in Modena spielen), könnte aber ein interessantes Versorgungsbecken fürs Nationalteam werden: In der 27-köpfigen Mannschaft des Klebstoff-Fabrikanten Giorgio Squinzi sind bis auf drei Ausnahmen alle Italiener.

Zaza ist der Star im Team, davon kann sein Partner Immobile bisher nur träumen. Italiens Torschützenkönig der letzten Saison hat in Dortmund noch nicht geglänzt - gleich schwoll in Deutschland der Chor der Kritiker. Zu Hause wurde ihm die WM-Blamage der Azzurri zwar nicht persönlich angelastet, aber man hatte schon registriert, dass auch Immobile nicht hielt, was er versprach. Auf Tore wartete Italien vergeblich.

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Gegen Holland ging es dann ganz schnell, mühelos trickste Immobile Torwart Jasper Cillessen aus und zeigte auch nach getaner Arbeit, als die Azzurri im Hinblick auf Oslo schon den Schongang eingelegt hatten, Einsatz und Lauffreude. Also das, was Conte am wichtigsten ist.

Dabei hatte der Coach Immobile bei Juventus nicht wirklich haben wollen, er passte ihm angeblich nicht ins Konzept. In die Squadra Azzurra fügen sich die verlorenen Söhne der Juventus bestens. Conte gefällt, dass sie keine Allüren haben, wie der in Ungnade gefallene und jüngst zum FC Liverpool emigrierte Mario Balotelli.

Wer weiß, wie Immobile und Zaza gegen Arjen Robben ausgesehen hätten, wenn der Bayern-Spieler nicht verletzungsbedingt ausgefallen wäre. Vermutlich schlicht wie das, was sie eigentlich sind: Offensivkräfte mit Biss, Energie und Talent aber ohne Genieblitze und noch ohne wirkliche Klasse. Die Zukunft in der Squadra Azzurra mag ihnen gehören, aber gegen die verstörend lust- und orientierungslosen Holländer hatten sie allzu leichtes Spiel.

Schadensbegrenzung der Niederländer

Denn ohne Robben, mit dem laschen Robin van Persie und dem zum Ausputzer degradierten Wesley Sneijder hatte Holland dem aggressiven Renn- und Kraftfußball der Italiener wenig entgegenzusetzen, zumal das Team von Rückkehrer Guus Hiddink 80 Minuten lang in Unterzahl spielte. "Bei meinem ersten Spiel als Bondscoach nach 16 Jahren hätte ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht", sagte Hiddink später, es klang ziemlich resigniert.

"Immerhin ist es uns gelungen, den Schaden zu begrenzen." Was eher am Entgegenkommen der Italiener lag, als am Können der niederländischen Abwehr. Auf Hiddink, der sich zwischen Südkorea, Australien, der Türkei und Russland einen Ruf als Pragmatiker des Neo-Catenaccio gemacht hat, scheint da noch eine Menge Arbeit zu warten. Vermutlich würde Conte besser zu dieser niederländischen Nationalmannschaft passen, ist er doch ein Typ wie Louis van Gaal.

Der 45-jährige Südländer ist der erste Nationaltrainer seit 1998, der beim Einstand gewinnt (zuletzt gelang das Dino Zoff), noch dazu bei einem Freundschaftsspiel. Wenn es um nichts geht als um einen guten Eindruck, pflegen sich die Italiener traditionell eher zurückzuhalten. Das 4:0 gegen San Marino vor 15 Monaten war da eher ein Ausreißer. "Norwegen wird hart", ahnt Conte, gibt aber vorsorglich die Parole aus: "Diese Spieler wollen jetzt gewinnen. Und ein Sieg erzeugt weitere Siege."

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Es reicht eigentlich, dass die Azzurri auch beim nächsten Länderspiel so viel Einsatz zeigen wie ihr Coach. Der rannte anderthalb Stunden brüllend und aufgeregt fuchtelnd am Spielfeldrand. Antonio Conte pflegt seinen Dienst nicht sitzend zu absolvieren. Aber vor dem Abflug nach Norwegen kann er jetzt immerhin ruhig schlafen.

© SZ vom 06.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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