Supercup gegen den BVB:Die Bayern scherzen wieder

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"Nur" der Supercup? Joshua Kimmich (links) und Rafinha feiern trotzdem ausgelassen. (Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern gewinnt den Supercup gegen Dortmund im Elfmeterschießen.
  • Die Spieler freuen sich, haben jedoch noch einige Arbeit vor sich.
  • Was passiert mit Dortmunds Ousmane Dembélé?

Von Maik Rosner, Dortmund

Thomas Müller lief zu Späßen aufgelegt durch die Interviewzone. Mit einem Mitarbeiter des FC Bayern scherzte der Kapitän herum, und als sie einem Gespräch auf Italienisch lauschten, sagte Müller launig: "Italienisch kann ich nicht, nur ein paar Schimpfwörter." Er lachte wieder vergnügt und gab damit ein Bild ab, das man von ihm und den anderen Münchnern zuletzt eher selten zu sehen bekommen hatte.

Nun wirkten sie sehr gelöst, der Gewinn des Supercups bei Borussia Dortmund hatte etwas Befreiendes nach zuletzt fünf teils heftigen Niederlagen in den vergangenen sechs Tests. Dass der knappe Erfolg des Meisters beim Pokalsieger nach dem 2:2 nach 90 Minuten erst durch das 5:4 im Elfmeterschießen herbeigeführt werden konnte? Nebensache. Schimpfwörter waren nun sehr fern, egal ob in der Muttersprache von Trainer Carlo Ancelotti oder auf Bayerisch. "Es war wichtig, dass wir die Niederlagen aus der Vorbereitung etwas abstreifen", sagte Müller, "es war eine Wohltat zu gewinnen."

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Viele gute Chancen in der ersten Halbzeit

Wie groß die Anspannung beim FC Bayern gewesen war nach der missratenen Vorbereitung, war beim Jubel nach dem entscheidenden zwölften Elfmeter zu erkennen gewesen. Manuel Neuers Vertreter im Tor, Sven Ulreich, wehrte Marc Bartras Versuch ab, wie schon jenen zuvor von Sebastian Rode. Nach der letzten Parade sprang die Bayern-Bank auf, die Kollegen auf dem Platz rannten auf Ulreich zu. Es waren für Bayern-Verhältnisse beinahe schon ekstatische Szenen, die eher an den Meistertitel von 2001 erinnerten, als die Münchner dem FC Schalke am letzten Spieltag in der Nachspielzeit die Schale noch entrissen hatten.

Diesmal fühlten sich die Bayern beinahe ein bisschen ertappt durch ihren Gefühlsausbruch. "Ich glaube, da gibt es viele Gründe, sich zu freuen", sagte Ulreich dazu und verwies auf den ersten offiziellen Titel der Saison, zumal gegen den größten nationalen Rivalen, und dann auch noch auswärts. Dann sagte er: "Und es hat natürlich auch gut getan nach der nicht so guten Vorbereitung."

Unabhängig vom Ergebnis hatte auch das Spiel zuvor einige Gründe zur Freude für die Münchner bereitgehalten. Vor allem in der ersten Halbzeit, als sie Dortmund nicht nur überwiegend im Griff hatten, sondern mit einem funktionierenden Zusammenspiel auch viel Tordrang entwickelten und zu mehreren guten Chancen kamen. Zwar erst nach einem Ballverlust des später angeschlagen ausgeschiedenen Innenverteidigers Javi Martínez, der Christian Pulisic die Dortmunder Führung ungewollt aufgelegt hatte (11.).

Doch danach zogen die Münchner die Schlinge um den BVB zunehmend zu, erzielten nach einer hübschen Kombination über Sebastian Rudy und Joshua Kimmich durch Robert Lewandowski den Ausgleich (18.) und kamen der Führung bis zur Pause sehr nahe.

Die zweite Halbzeit zeigte allerdings auch, dass die Münchner vom gewünschten Selbstverständnis noch weit entfernt sind, einen Gegner über die gesamte Dauer einer Begegnung in Schach zu halten. Pierre-Emerick Aubameyangs 2:1 (71.) glichen die Bayern erst glücklich nach einem unkontrollierten Gestochere im Strafraum des BVB und dank eines Eigentores von Torwart Roman Bürki aus (88.). "Die zweite Halbzeit ging komplett an uns, und deshalb ist es bitter, dass wir das Spiel noch verlieren", klagte Dortmunds Mittelfeldspieler Nuri Sahin.

"Ein bisschen aus der Hand gegeben" habe man die Begegnung, erkannte auch Ulreich, man habe dem Dortmunder Pressingstil mit einem unsouveränen Aufbau "in die Karten gespielt". Anders als in der ersten Halbzeit gelang es den Bayern nicht mehr, sich den anlaufenden Borussen zu entziehen. Immerhin, lobte der neue Sportdirektor Hasan Salihamidzic: "Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und ist immer wieder zurückgekommen." Wichtig sei nach vielen Gesprächen mit der gesamten Belegschaft gewesen, "dass wir wieder wie Bayern München gespielt haben". Zumindest phasenweise.

Hummels vermeidet eine Ansage an die Konkurrenz

Dass noch einiges fehlt, um wieder als Übermacht hierzulande wahrgenommen werden zu können, wissen allerdings auch die Bayern. "Eine sehr klare Steigerung gegenüber Dienstag (dem 0:3 gegen den FC Liverpool, d. Red.), trotz der sehr dünnen Personaldecke", durfte Mats Hummels zumindest bilanzieren, weswegen man "zufrieden und glücklich" sei, "auch wenn es nicht alles perfekt war." Ob dies eine Antwort auf die missratene Vorbereitung gewesen sei? "Zumindest ein Teil der Antwort, ein Anfang der Antwort", sagte der Innenverteidiger vorsichtig. Es tue der Mannschaft nach der strapaziösen Asienreise gut, nun "normale Trainingswochen" zu haben und "nicht mehr so viele nichtsportliche Termine. Und wir hecheln nicht mehr von Spiel zu Spiel, wir haben jetzt einfach eine vernünftige Vorbereitung. Wir werden uns jetzt mit jeder Woche unserer Topform nähern."

Noch aber, das weiß auch Hummels, "fehlen auf jeden Fall noch ein paar Prozente in allen Punkten", zumal zahlreiche Kollegen aus dem Stammpersonal noch ihre Blessuren auskurieren. Bei aller Zuversicht, die dieser Samstagabend für die Münchner nährte, hielt sich Hummels mit übergeordneten Prognosen lieber zurück. Ob dieser Prestigeerfolg schon als klare Ansage an die nationale Konkurrenz zu verstehen sei? Der Weltmeister sagte: "Eine Ansage nicht, aber es war ein schöner Moment."

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