Stürmer des FC Bayern:Lewandowski jagt die Bestmarken

FC Ingolstadt 04 v Bayern Munich - German Bundesliga

Welche Bestmarken stellt er in dieser Spielzeit noch auf? Robert Lewandowski.

(Foto: REUTERS)

Er ballert, köpfelt, spitzelt: Nach seinen Saisontoren 28 und 29 hat der Bayern-Stürmer die Chance, am letzten Spieltag Großes zu erreichen.

Von Jonas Beckenkamp, Ingolstadt

Der Mai ist beim FC Bayern traditionell eine Zeit, in der es menschelt. Wo es Titel einzusammeln gibt, da kommt man sich nah - und so knuddelten und busselten auch nach diesem Rekordgewinn, der vierten Meisterschaft in Serie, erwachsene Männer andere erwachsene Männer im Akkord. Die innigste Umarmung trug sich noch auf dem Rasen zu, wo direkt nach dem 2:1 (2:1) in Ingolstadt Pep Guardiola nach Robert Lewandowski griff.

Und wie der Bayern-Trainer den Polen herzte! Ein, zwei, drei Mal drückte er die breiten Schultern des Stürmers an sein schmales Asketen-Brüstchen. Der Coach und der doppelte Torschütze - dieses Bild blieb hängen von der Münchner Meisterfeier. Lewandowski hatte all jenen mit seinen beiden Treffern (15. und 32. Minute) eine herzliche Antwort gegeben, die ihm in den vergangenen Wochen schwächere Form attestiert hatten.

Der Mann des Spiels macht keine Ego-Ansagen

Wobei das vorschnelle Urteil ,schwache Form' bei seiner Quote eigentlich blanker Hohn ist. 29 Saisontore hat sich Lewandowski in dieser Spielzeit erschlichen, erballert, erköpfelt und erspitzelt - das sollte selbst dann für die Torjägerkrone reichen, wenn der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (25 Tore) am letzten Spieltag noch einmal auf wundersame Weise kontert. "Ich bin sehr zufrieden. Wahnsinn, dass Bayern vier Titel hintereinander hat", sagte der Münchner Siegbesorger, als er noch auf dem Feld erste Interviews geben musste. So ist dieser Lewandowski: Mann des Spiels, vielleicht sogar der Saison, aber keine Ego-Ansagen.

Fast leise sprach er: "Ich freue mich über die zwei Tore, klar. Natürlich habe ich noch ein Ziel: Ich hoffe, ich schaffe das am kommenden Wochenende." Vermutlich wusste Lewandowski in diesem Moment noch gar nicht, was er sonst noch alles schaffen kann. Mit 29 Treffern in einer Saison stellte er eine Bestmarke von Klaas-Jan Huntelaar aus der Saison 2011/12 ein - der war bisher alleine der erfolgreichste Ausländer in einer Spielzeit.

Und es bleibt dem Angreifer ja noch die Partie gegen Hannover, um einen weiteren, uralten Bestwert zu brechen: Seit der Saison 1976/77 hat kein Bundesliga-Spieler mehr die 30-Tore-Marke übertroffen. Damals war es Dieter Müller - 39 Jahre später könnte also Lewandowski die Listen der Historie umschreiben.

Guardiola ordnet die Schützen-Rochade an

Dass er in Ingolstadt jenes Gefühl für Räume und Möglichkeiten wieder fand, das ihm in der Liga zuletzt etwas gefehlt hatte, lag aber auch an Thomas Müller. Nach dessen Elfer-Trauma gegen Atlético Madrid ist Lewandowski wieder Bayerns erster Verantwortlicher vom Punkt - in Ingolstadt führte das zum 1:0. Guardiola hatte diese Schützen-Rochade offenbar angeordnet, auch wenn er hinterher unverblümt erklärte: "Thomas Müller hat die Persönlichkeit, um auch nach einem verschossenen Elfmeter noch mal zu schießen. Aber Lewy kämpft um die Kanone - und da denkt Thomas auch an ihn."

Müller zögerte ein wenig, als er dazu befragt wurde, geschossen hätte er wohl schon gerne, aber es sei eben "abgesprochen" gewesen. Bei Lewandowski lösten sich durch den Treffer die Sorgen der vergangenen Wochen. Er warf sich mit Genuss in jeden hohen Ball, der in seine Richtung kam, spielte im Mittelfeld geschickt mit, und dann pinselte ihm Xabi Alonso noch ein Steilpassgemälde in den Lauf, das er nur noch zum 2:0 veredeln musste.

Nur eines erfüllte sich für den besten Münchner dieses Tages zunächst nicht: der Wunsch nach Weißbier. "Ich habe hier bisher nur Wasser", sagte er mit zwei Plastikflaschen in der Hand, "aber nächste Woche holen wir das nach!"

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