Sport kompakt:Rummenigge greift an

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Bayern-Boss spricht Machtwort in der Schweinsteiger-Frage und attackiert die Fifa. Dort sind die Strafen im Korruptionsskandal umstritten. Uwe Rapolder ist neuer Trainer beim Karlsruher SC. Sport kompakt

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge von Fußball-Rekordmeister Bayern München hat im anhaltenden Vertragspoker mit Bastian Schweinsteiger ein Machtwort gesprochen und einen vorzeitigen Verkauf des umworbenen Nationalspielers ausgeschlossen. "Ich habe immer gesagt, dass wir den Vertrag mit Bastian unbedingt verlängern wollen. Daran arbeiten wir. Aber wenn das nicht gelingt, dann bleibt er sicher bis zum 30. Juni 2012 beim FC Bayern", sagte Rummenigge am Montag in München. Bayern-Trainer Louis van Gaal hatte zuletzt gefordert, Schweinsteiger nach dem Ende der Saison abzugeben, falls der 26-Jährige die Bayern auch verlassen möchte. Denn nur bei einem vorzeitigen Verkauf Schweinsteigers könnten die Münchner Ablöse für den begehrten Mittelfeldspieler kassieren. Diese dürfte bei rund 30 Millionen Euro liegen. Real Madrid und Manchester United gelten als aussichtsreichste Interessenten, doch Rummenigge will Schweinsteiger behalten: "Er ist einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Spieler bei uns." Der Bayern-Boss schließt dagegen nicht mehr länger aus, dass die Münchner in der Winterpause ihrerseits auf dem Transfermarkt aktiv werden und sich in der Problemzone Abwehr verstärken. "Wenn wir die Fehler nicht abstellen, werden wir da etwas machen. Wir werden das gut beobachten und analysieren - und dann die Dinge gemeinsam entscheiden", sagte Rummenigge vor dem Abflug der Bayern zum Champions-League-Spiel bei der AS Rom am Dienstag (20.45 Uhr/Sky). Als Zugang ist Linksverteidiger Domenico Criscito vom FC Genua 93 im Gespräch.

Karl-Heinz Rummenigge hat erneut umfassende Reformen im Fußball gefordert und dem Weltverband FIFA im Abstellungsstreit mit einem Prozess gedroht. Der Vorstandschef von Rekordmeister Bayern München will den Spielkalender verändern, einen Versicherungsschutz für Profis und generell mehr Mitsprache für die Klubs. Wichtigste Forderung Rummenigges ist aber die Veränderung der FIFA-Bestimmungen für die Spieler-Abstellung für Länderspiele. "Die FIFA müsste ihre Statuten ändern. Wir als Arbeitgeber können nicht mehr akzeptieren, dass uns nur par ordre de Mufti der Kalender mitgeteilt wird, dass wir die Spieler kostenlos abstellen. Gelingt uns kein Konsens, wird irgendwann eine Beschwerde eingeleitet. Und dann gnade Gott der FIFA!", sagte Rummenigge dem Fachmagazin kicker. Sollte ein Verein den Gang vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) wagen, da ist sich Rummenigge sicher, "würde der Klub mit Pauken und Trompeten gewinnen". Und der Bayern-Boss hält einen Prozess für durchaus möglich, denn: "Ich bin skeptisch, dass mit der FIFA und der UEFA Lösungen im Konsens möglich sind." Mit der europäischen Klub-Vereinigung ECA, in der 197 Klubs organisiert sind und deren Vorsitzender Rummenigge ist, hat Rummenigge schon konkretes Vorgehen vereinbart und "beschlossen, dass wir den Kalender und den Versicherungsschutz angreifen. Wir gehen davon aus, dass es bis 2012 Lösungen gibt. Falls nicht, schließe ich drastische Maßnahmen der Vereine nicht aus." Zudem machte sich Rummenigge für eine Änderung des Spielkalenders stark. "Eigentlich sind wir ein bisschen gaga in der Bundesliga. Die beste Zeit des Jahres, Juni bis August, verschenken wir. Wir müssten das Kalenderjahr nehmen und im Sommer durchspielen", sagte er.

Auch die Kontinental-Meisterschaften außerhalb Europas möchte Rummenigge reformieren. "Wir hatten von der FIFA das Versprechen, dass in den Jahren einer EM der Afrika-, Asien-, und Amerika-Cup gespielt werden. Einmal alle vier Jahre. Darauf warten wir alle noch." Außerdem warf Rummenigge den Regelhütern des International Board vor, undemokratisch zu sein. "Das ist Monopol pur, das kann nicht Bestand haben", sagte er. Rummenigge erhielt Unterstützung von Trainer Felix Magath. "So kann es nicht bleiben, dass die Verbände Spieler beanspruchen, wann sie wollen", sagte der Coach von Schalke 04. Auch Magath erhofft sich mehr Einfluss für die "sportlich Verantwortlichen", einen Gang vor Gericht sieht er jedoch nicht als Lösung an. "Prozessieren hilft nichts, wir müssen ein Miteinander finden", sagte er.

Trainer-Routinier Uwe Rapolder soll Fußball-Zweitligist Karlsruher SC vor dem Sturz in die Drittklassigkeit bewahren. Die Badener stellten den 52-Jährigen am Montag als neuen Coach und erhofften Retter vor. Rapolder, der am 13. Dezember 2009 bei TuS Koblenz entlassen worden war, erhält beim sportlich und finanziell angeschlagenen KSC zunächst einen Vertrag bis zum Saisonende. "Wir müssen es jetzt so schnell wie möglich schaffen, auf der Schussfahrt zu wenden", sagte Rapolder bei seiner Vorstellung. "Es wartet viel Arbeit auf uns. Die Situation ist alles andere als einfach. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Mannschaft das Potenzial hat, um da unten rauszukommen." Für den neuen KSC-Präsident Ingo Wellenreuther, der in der vergangenen Woche an die Spitze des Vereins gewählt worden war, war Rapolder der Wunschtrainer: "Ich bin froh, dass es mit ihm geklappt hat. Er war mein erster Ansprechpartner. Uwe Rapolder kennt die zweite Liga und er ist ein Konzeptionstrainer. Wir hatten zuletzt taktische Defizite. Die wird Uwe Rapolder abstellen." Der KSC hatte sich Ende Oktober von Trainer Markus Schupp getrennt. Zuletzt war Markus Kauczinski beim Drittletzten der zweiten Liga als Interims-Coach tätig.

Die Konsequenzen aus dem FIFA-Korruptionsskandal sind in der Führung des Fußball-Weltverbandes unerwartet umstritten. Für FIFA-Vizepräsident Chung Mong-Joon (Südkorea) ist die Suspendierung von zwei Mitgliedern des Exekutivkomitees jedenfalls zu drastisch. "Persönlich denke ich, dass die Strafen überzogen sind", sagte Chung. Die FIFA-Ethikkommission hatte in der vergangenen Woche Chungs Kollegen Reynald Temarii (Tahiti) für ein Jahr und den Nigerianer Amos Adamu für drei Jahre für alle Tätigkeiten im Fußball gesperrt. Beide hatten britischen Medienerkenntnissen zufolge erkennen lassen, dass ihre Stimmen bei der bevorstehenden Vergabe der WM-Endrunden 2018 und 2022 am 2. Dezember in Zürich zu kaufen wären. Außerdem suspendierte die FIFA vier weitere Funktionäre wegen Korruptionsvorwürfen. "Temarii und Amadu haben sich unvorsichtig geäußert. Aber ich frage mich, ob ihr Verhalten so verfehlt war, dass es eine solche Bestrafung nach sich ziehen muss", begründete Chung seine Kritik am Beschluss der Ethik-Kommission.

Timo Bracht hat den Ironman Arizona gewonnen und sich damit frühzeitig das Ticket für die Weltmeisterschaft auf Hawaii im kommenden Jahr gesichert. Der 35-Jährige siegte am Sonntag (Ortszeit) in Tempe (US-Bundesstaat Arizona) in 8:07:16 Stunden vor dem Dänen Rasmus Henning und stellte damit einen Streckenrekord auf. "Einen schöneren Saisonabschluss kann man sich kaum wünschen", sagte der Ausdauer-Triathlet nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. "Ich wusste ja nicht so genau, ob es so kurz nach Hawaii schon wieder so rund läuft, aber die Rechnung ist heute voll aufgegangen." Auf Hawaii hatte Bracht im Oktober Platz sechs belegt.

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Jakub Blaszczykowski und Pawel Pogrebnjak schaffen komödiantische Höhepunkte, Franck Ribéry keine gelungene Aktion und Tim Wieses Leistung verhöhnt seine Mitspieler. Die Elf des Spieltags.

Die Champions-League-Partie gegen Twente Enschede wird für Inter Mailands Trainer Rafael Benitez zum Schicksalsspiel. Noch eine Niederlage und der glücklose Nachfolger des Triple-Siegers José Mourinho wird wohl gefeuert. "Bis Mittwoch machen wir so weiter", sagte Inter-Präsident Massimo Moratti nach der 1:2-Pleite der Mailänder am Sonntag bei Chievo Verona. Fans und Medien verstehen dies als Ultimatum für den Spanier. Der Titelverteidiger ist in der Serie A auf Platz sechs abgestürzt und hat schon neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter AC Mailand. So schlecht stand Inter seit sechs Jahren nicht mehr da. Nach fünf Spielen ohne Sieg ist der in der vergangenen Saison noch schier unschlagbare italienische Meister nur noch ein Schatten seiner selbst. Ex-Coach Mourinho kann den Absturz kaum fassen. "Was er hat wieder verloren - unglaublich!", kommentierte der Portugiese die Talfahrt seines Ex-Clubs - ob mitleidig oder schadenfroh sei dahingestellt. Benitez gibt aber noch nicht auf. "Ich spüre, dass man mir hundertprozentig vertraut", meinte der Spanier und sorgte damit bei den Reportern in Mailand für Verwunderung. Die Verunsicherung und die Zweifel am Trainer sind bei Inter deutlich zu spüren, auch wenn Benitez Durchhalteparolen bemüht: "Wir schlagen jetzt Twente und dann ändert sich alles. Ich glaube noch an den Meistertitel", versicherte Benitez.

In der ersten schottischen Fußball-Liga drohen am kommenden Wochenende Spielausfälle. Nach Medienberichten in Großbritannien haben sich die Schiedsrichter nach anhaltender Kritik durch Vereine und Spieler bei einem Meeting am Sonntag mit überwältigender Mehrheit für einen Streik ausgesprochen. "Der Frust bei den Schiedsrichtern hat sich aufgebaut. Es geht um die Intensität der Kritik und die Form der geäußerten Anschuldigungen", sagte der ehemalige Schiedsrichter Stuart Dougal dem TV-Sender Sky Sports News. Einige Schiedsrichter hätten Zweifel an der Sicherheit ihrer Familien. Das sei ein inakzeptabler Zustand. Neben dem Spiel des Tabellenzweiten Celtic Glasgow gegen Inverness Caledonian Thistle am Samstag ist auch die Partie von Spitzenreiter Glasgow Rangers bei Dundee United am Sonntag vom Ausfall bedroht.

Kolumbien hat sich als zweiter südamerikanischer Teilnehmer für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland qualifiziert. Die Kickerinnen aus dem Andenstaat besiegten im entscheidenden Playoff-Spiel am Sonntag (Ortszeit) in Ecuador Argentinien mit 1:0. Für Kolumbien, das bei der U-20-WM in diesem Jahr in Deutschland das Halbfinale erreicht hatte, wird es vom 26. Juni bis 17. Juli eine WM-Premiere. Die Südamerika-Meisterschaft gewann Vize-Weltmeister Brasilien mit einem 3:1 gegen Chile. Neben Titelverteidiger Deutschland sowie Brasilien und Kolumbien haben sich England, Schweden, Norwegen, Frankreich, Australien, Japan, Nordkorea, Neuseeland, Mexiko, Kanada, Nigeria und Äquatorialguinea qualifiziert. Der letzte Teilnehmer wird zwischen den USA und Italien ermittelt.

Die Los Angeles Lakers bleiben in der nordamerikanischen Profiliga NBA auf Erfolgskurs. Angeführt von seinen beiden Superstars Pau Gasol und Kobe Bryant gewann der amtierende Champion das kalifornische Duell gegen die Golden State Warriors deutlich mit 117:89. Der spanische Nationalspieler Gasol war mit 28 Punkten Top-Scorer des Spiels, er versenkte alle zehn Würfe aus dem Feld und seine acht Freiwürfe. Kobe Bryant kam in 27 Minuten Einsatzzeit auf 20 Zähler und wurde angesichts eines 35-Punkte-Vorsprungs nach drei Vierteln im Schlussabschnitt geschont. Die Lakers führen nach dem zwölften Erfolg im 14. Saisonspiel souverän die Pacific Division an und sind Dritter in der Tabelle der Western Conference. Bei den Warriors, mit sieben Siegen und sechs Niederlagen Zweiter der Division und Achter der Western Conference, war Dorell Wright mit 16 Punkten erfolgreichster Punktesammler. Monta Ellis schied bei den Gästen aufgrund einer Hüftverletzung in der zweiten Halbzeit aus.

Spaniens Fußball-Nationaltrainer Vicente Del Bosque ist davon überzeugt, dass die beiden deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira auch für den Top-Klub Real Madrid eine Bereicherung sind. "Deutsche Spieler sind in der Lage, sich schnell an jeden Fußball anzupassen. Und wenn ich beurteilen sollte, welche ausländischen Spieler besonders schnell im spanischen Fußball heimisch geworden sind, würde ich vor allem auch die deutschen Spieler nennen", sagte Del Bosque bei DFB.de. Die Erfolge des Welt- und Europameisters Spanien sieht der 59-Jährige ähnlich wie in Deutschland in der guten Nachwuchsarbeit begründet. "Die Erfolge der spanischen Nationalmannschaft sind auch das Ergebnis der guten Nachwuchsarbeit, die der Verband und die Vereine seit vielen Jahren leisten", sagte Del Bosque und fügte hinzu: "Glücklicherweise haben wir in unserem Fall einen unserer Komplexe überwunden: dass wir uns in den Partien gegen Deutschland fast immer unterlegen fühlten." Den Wechsel von Stürmerstar Raul von Madrid zu Schalke 04 beurteilt Del Bosque positiv: "Er hat seine Situation bei Real Madrid analysiert und dagegen gehalten, wie sehr es ihn reizte, in ein anderes Land zu gehen. Wichtig ist, dass er glücklich ist und seine fantastische Karriere auf die bestmögliche Weise beendet."

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