Sport kompakt:Die Schmach noch einmal abgewendet

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Die deutsche Handball-Nationalmannschaft siegt gegen Österreich und hat damit gute Chancen auf die EM-Teilnahme, Uli Hoeneß kritisiert die Machenschaften bei der Fifa und greift DFB-Präsident Zwanziger an, Disput in Schalke wegen Lehmann-Verpflichtung.

kompakt

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat einen großen Schritt auf dem Weg zur EM 2012 gemacht. Das Team des scheidenden Bundestrainers Heiner Brand setzte sich mit einem leidenschaftlichen Auftritt vor 8000 Zuschauern in Innsbruck gegen Österreich mit 28:20 (15:8) durch. Damit reicht dem Europameister von 2004 in der Qualifikationsgruppe 5 am Sonntag in Trier ein Punkt gegen Lettland zur Teilnahme am EM-Turnier in Serbien.

Es war das vorletzte Spiel von Heiner Brand als Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Deutschland siegte mit 28:20 und hat damit gute Chancen, die Qualifikation für die EM in Serbien zu schaffen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Pascal Hens war vor 8000 Zuschauern mit sechs Treffern bester deutscher Werfer. Der Bundestrainer hatte im Spiel seines Teams einzig eine Schwächephase nach der Halbzeit zu bemängeln. "Das hätte nicht passieren dürfen", sagte Brand, der in Trier seinen Abschied feiern wird. "Wir haben uns selbst in Probleme gebracht. Das kann auch mal schiefgehen". Der glänzende deutsche Torhüter Silvio Heinevetter verhinderte aber, das die Partie kippte. "In den entscheidenden Phasen war Silvio da", lobte Brand. Der Gummersbacher gibt sein Amt Ende des Monats ab und wird Manager im Deutschen Handballbund. Nachfolger wird wahrscheinlich sein bisheriger Co-Trainer Martin Heuberger.

Wer Uli Hoeneß kennt, der weiß, dass einiges im Argen liegt, wenn der Bayern-Präsident zu lange schweigt. Zuletzt war es wieder so weit. Die wenig zufriedenstellende Saison der Münchner, der unschöne Abschied von Trainer Louis van Gaal und der Streit mit der eigenen Fankurve - all das scheint Hoeneß jetzt in einem Interview mit der Sportbild aufzuarbeiten, nachdem er sich lange zurückgehalten hatte. Sogar zu den neuesten Enthüllungen um angebliche Korruption bei der Fifa um ihren Boss Joseph Blatter äußerte sich Hoeneß nun eindeutig. DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte er wegen dessen Votum für den umstrittenen Fifa-Präsident heftig. "Herr Zwanziger ließ keinen Zweifel daran, dass man Blatter wählen wird. Ganz nach dem Motto: Augen zu und durch", sagte der 59-Jähirge. "Ich bin enttäuscht, dass der DFB vor diesen unseriösen Machenschaften die Augen verschließt. Nachdem wichtige Fifa-Funktionäre wie Jack Warner, Chuck Blazer, Bin Hammam und viele andere involviert sind, werden noch Dinge rauskommen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können." Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes wehrte sich im selben Blatt: "Nein, niemand beim DFB hat die Augen verschlossen. Aber wir mussten klug sein." Der DFB wolle durch ein "sachbezogenes Verhältnis" Einfluss nehmen, für Hoeneß stehen die Dinge dagegen um einiges drastischer: "Der ganze Saustall gehört ausgemistet!" Dass Blatter seinen Posten als Fifa-Boss räumen muss, sei für ihn nach den neuesten Enthüllungen nur noch eine Frage der Zeit.

Im eigenen Verein will der Bayern-Präsident dagegen nach dem Streit mit der Fankurve wieder auf mehr gegenseitiges Verständnis hinarbeiten. Für den 2. Juli ist dafür ein "Runder Tisch" mir Fan-Vertretern des FC Bayern geplant. In der Münchner Arena sollen Club-Vorstand sowie verantwortliche Mitarbeiter und Spieler sich mit zehn "repräsentativ ausgewählten Vertretern" aus dem Arbeitskreis Fan-Dialog zusammensetzen. "Unser Ziel ist es, einen harmonischen, erfolgreichen, toleranten und respektvollen FC Bayern zu haben. Mia san mia - und wir sind ein gemeinsamer Verein", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Hoeneß erklärte, dass ihn die Anfeindungen im Heimspiel gegen Gladbach "schockiert haben" und dass er bis heute auf eine Entschuldigung warte. Viele Anhänger werfen dem Klubboss nach wie vor einen Alleingang bei der Verpflichtung von Nationaltorwart Manuel Neuer sowie bei der Unterstützung des Lokalrivalen TSV 1860 München vor.

Die mögliche Verpflichtung von Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann sorgt für Meinungsunterschiede in der Führung von Fußball-Pokalsieger Schalke 04. "Wir haben über Jens Lehmann philosophiert. Doch da er Ralf Fährmann auch schwächen könnte, war für mich persönlich das Thema eigentlich vom Tisch", sagte Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies der Bild. Der S04-Boss vertritt damit anscheinend eine andere Meinung als Manager Horst Heldt. "Wir haben immer kommuniziert, dass wir wohl einen zweiten neuen Torwart holen, wenn Manuel Neuer uns verlässt. Wir haben viele Situationen durchgespielt - auch die Konstellation mit Jens Lehmann ist dabei", hatte Sportdirektor Heldt Sport Bild gesagt. Heldt, der mit Lehmann schon beim VfB Stuttgart zusammengearbeitet hat, betonte aber, dass noch alles offen sei. "Jens hat einige Anfragen, dazu muss er grundsätzlich überlegen, ob er überhaupt weitermacht." Der Traditionsklub hatte den 22-jährigen Fährmann als Ersatz für Manuel Neuer (zu Bayern München) von Eintracht Frankfurt zurückgeholt. Heldt hatte zuletzt bereits den Druck auf Fährmann erhöht. Der Rückkehrer, der schon von 2003 bis 2009 das Schalker Trikot getragen hat, sei laut Heldt "nicht automatisch gesetzt: Erst in der Vorbereitung entscheidet sich, wer die Neuer-Lücke schließt und unsere Nummer 1 wird", sagte Heldt.

Der Höhenflug von Mona Barthel (Bad Segeberg) beim WTA-Turnier in Kopenhagen geht weiter, dagegen ist Kathrin Wörle (Lindau) ausgeschieden. Die 20-Jährige Barthel zog mit einem 7:6 (7:2) und 6:4 gegen die an Nummer fünf gesetzte Tschechin Barbora Zahlavova Strycova erstmals auf der WTA-Tour in ein Viertelfinale ein. Dort trifft sie auf Bethanie Mattek-Sands (USA/Nr. 3) oder Johanna Larsson (Schweden). Beendet ist die mit 220.000 Dollar dotierte Konkurrenz für Kathrin Wörle. Die 27-Jährige musste sich der Ukrainerin Alona Bondarenko mit 0:6, 6:1, 2:6 geschlagen geben und mit einem Preisgeld von 2950 Dollar trösten. Auf die dritte deutsche Starterin in der dänischen Hauptstadt wartet am Donnerstag eine schwere Aufgabe. Die Kielerin Angelique Kerber trifft im Achtelfinale auf die topgesetzte Weltranglistenerste und Lokalmatadorin Caroline Wozniacki.

Sarah Gronert ist beim WTA-Rasenturnier in Birmingham in Runde zwei gescheitert. Nach ihrem Auftaktsieg gegen die gesetzte Serbin Bojana Jovanovski musste sich die 24 Jahre alte Lintorferin der Amerikanerin Alison Riske mit 3:6 und 4:6 geschlagen geben. Damit ist von einem deutschen Duo in Birmingham nur noch Sabine Lisicki im Wettbewerb. Die Fed-Cup-Spielerin aus Berlin traf am Mittwochabend in der zweiten Runde auf die Belgierin Kirsten Flipkens. (Hier geht's zu allen Tennis-Ergebnissen)

Das Internationalen Olympische Komitees (IOC) hat am Dienstagabend stolz verkündet, die amerikanischen Fernsehrechte für die Spiele von 2014 bis 2020 an den Sender NBC verkauft zu haben. Der Deal ist überraschend lukrativ: 4,38 Milliarden US-Dollar zahlen die Besitzer des TV-Giganten - rund drei Milliarden Euro. NBC, das die US-Fernseh-Rechte für Sommer-Olympia seit 1988 und für Winter-Olympia seit 2002 besitzt, hatte seine Investitionen zuletzt nicht refinanzieren können. Wie schwierig die Verhandlungen um TV-Olympia-Rechte offenbar sind, darin gab der Sportchef des Schweizer Fernsehens, Urs Leutert, in der Neuen Zürcher Zeitung einen Einblick: "Wir reden von Sport, sie reden von Geld; wir reden von Fernsehen, sie reden von Geld; wir reden vom Olympiaprogramm, sie reden von Geld. Und sie bieten uns einzelne Sportarten und einzelne Pakete zum Beispiel für TV, Radio oder Internet an. Diese Aufsplittung der Sportarten und diese unersättliche Geldgier des IOC sind ein totaler Verrat an der olympischen Idee."

Fußball-Bundesligist Werder Bremen hat das Leihgeschäft mit Racing Santander beendet und Stürmer Markus Rosenberg zurück in die Hansestadt geholt. Der schwedische Nationalspieler, der Ende August vergangenen Jahres in die Primera Division gewechselt war, soll seinen noch bis 30. Juni 2012 laufenden Vertrag bei den Norddeutschen erfüllen und wird zum Bremer Trainingsstart am 29. Juni (10.00 Uhr) erwartet. Für die Spanier erzielte Rosenberg in 33 Spielen neun Tore.

Der dreifache Europameister Christophe Lemaitre hat seinen Ruf als bester weißer Sprinter bestätigt. Beim Leichtathletik-Meeting in Montreuil-sous-Bois unterbot der Franzose in der nationalen Rekordzeit von 9,96 Sekunden seine bisherige Bestmarke über 100 m um eine Hundertstelsekunde. Damit liegt Lemaitre hinter dem Portugiesen Francis Obikwelu (9,86), einem gebürtigen Nigerianer, und dem britischen Olympiasieger Linford Christie (9,87) auf dem drittem Platz der europäischen Bestenliste. Die beste Zeit eines weißen Kurzstreckenläufers aller Zeiten reichte aber nur für den zweiten Platz. Den Sieg sicherte sich der Jamaikaner Yohan Blake mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung. Der 20-Jährige Lemaitre hatte im vergangenen Jahr als erster Weißer die Zehn-Sekunden-Marke über 100 m geknackt. Bei den Europameisterschaften in Barcelona sicherte er sich über 100 m, 200 m und in der Staffel über 4 x 100 m die Goldmedaille.

Berti Vogts will trotz der jüngsten Vorkommnisse Nationaltrainer von Aserbaidschan bleiben. "Ich will meinen Vertrag erfüllen. Ich fühle mich sehr wohl", sagte der 64-Jährige vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft (1:3) am Dienstagabend im ARD-Interview. Auf die Frage, ob dies möglicherweise sein letztes Spiel als Trainer Aserbaidschans sei, antwortete Vogts: "Das glaube ich nicht." Er habe Gespräche mit dem Verbandspräsidenten und dem Generalsekretär geführt: "Wir werden uns in den nächsten Tagen noch einmal zusammensetzen." Seit April 2008 ist Vogts Nationaltrainer von Aserbaidschan. Sein Vertrag läuft bis 2012. Am Sonntag war Vogts in Baku im Rahmen einer Pressekonferenz attackiert worden.

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EM-Qualifikation: Aserbaidschan - Deutschland
:Lästige Pflichtaufgabe in Baku? Erfüllt!

Viele neue Gesichter, ein ungewohnter Startplatz für Philipp Lahm, zwei blitzgescheite Momente von Mesut Özil und das nächste Länderspieltor von Andre Schürrle: Deutschland schlägt Aserbaidschan 3:1.

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