Ski alpin in Sotschi:Neureuther bricht Training ab

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Deutschlands bestem Skifahrer droht das Olympia-Aus: Im Training plagen Felix Neureuther weiter akute Schmerzen nach seinem Autounfall. Sein Start im Riesenslalom ist nahezu ausgeschlossen, DSV-Alpindirektor Maier zweifelt auch einen Einsatz im Slalom am Samstag an.

Die Piste am "Rosa Peak" war weich und die Sicht wegen Nebels miserabel, als Felix Neureuther eine Spurrille erwischte, die seinen Traum von Olympia wohl endgültig zerstörte. Ein stechender Schmerz im Nackenbereich, es ging nicht mehr. Zwei Tage vor seinem geplanten ersten Rennen in Sotschi musste Neureuther am Montag sein erstes Training in Rosa Chutor abbrechen. Sein Start bei den Spielen scheint nahezu ausgeschlossen.

Am Sonntagabend hatte sich Neureuther in Sotschi noch als begnadeter Entertainer präsentiert und Witze über seinen Unfall gemacht. Es sieht so aus, als bliebe dies sein einziger großer Auftritt bei Olympia 2014. "Das Thema Riesenslalom ist aus meiner jetzigen Sicht, wie es sich heute darstellt, sehr unwahrscheinlich", sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier der Nachrichtenagentur dpa am Montag. "Das Thema Slalom wird sich von Tag auf Tag weisen."

Maier räumte damit ein, dass Neureuthers Einsatz sowohl im Riesenslalom am Mittwoch (8.00/11.00 und 11.30/14.30 Uhr MEZ/OZ), als auch im Slalom am Samstag kaum möglich sein wird.

Er werde "alles probieren", um an den Start zu gehen, hatte Neureuther noch am Sonntagabend versichert. Und am Montagmorgen ließ es sich zunächst gut an. Das freie Fahren klappte gut, also entschloss er sich zu einem Test in den Stangen, die für ihn die Welt bedeuten. Auch da hatte er beim ersten Versuch keine größeren Probleme. Beim zweiten Lauf erwischte Neureuther dann aber besagte Spur, sein Kopf wurde zur Seite gerissen, er brach das Training ab.

Karriere von Neureuther
:Felix, einmal der Glückliche

Felix Neureuther ist der Sohn berühmter Skifahrer. Seine Karriere bietet alles: große Siege, herbe Enttäuschungen, emotionale Momente - nun tritt er vom aktiven Sport zurück. Seine Karriere in Bildern.

Eingemummelt in einen dicken Schal und mit hängendem Kopf verließ Neureuther den Trainingshang in Rosa Chutor, er begab sich sofort wieder in Behandlung seines Physiotherapeuten Martin Auracher. Eine weitere Kernspinuntersuchung sollte überdies Aufschluss über mögliche Folgeverletzungen geben.

Der ganze Fall Neureuther sei "extrem heftig", sagte Maier, dem es hörbar schwerfiel, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Neureuthers Autounfall am vergangenen Freitag hat nicht nur den besten deutschen Ski-Rennläufer, sondern den ganzen Skiverband durchgerüttelt. "Felix ist in der Form seines Lebens - und dann passiert ihm dieser Unfall", sagte Maier mit einem Schuss Verzweiflung.

Es ist eine Situatiuon eingetreten, in dem Beobachter gerne das Wort "ausgerechnet" benutzen. Ausgerechnet jetzt! Ausgerechnet Neureuther! Der 29 Jahre alte Partenkirchner ist im Spätsommer seiner Karriere stark wie nie. Sechs Rennen hat er in den vergangenen beiden Jahren gewonnen, weitere sechs Mal stand er im Weltcup auf dem "Stockerl".

Bei der WM 2013 gewann er Slalom-Silber. In Sotschi sollte Neureuther als erster Deutscher seit Markus Wasmeier 1994 wieder eine Alpin-Medaille gewinnen. Schon im Riesenslalom rechnete er sich nach seinem Sieg in Adelboden im Januar gute Chancen aus. Im Slalom sollte sein Duell mit Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich einer der großen Zweikämpfe der Spiele werden. Und jetzt?

Auf "Biegen und Brechen" wolle er nicht starten, hatte Neureuther am Sonntag noch gesagt. Es sieht so aus, als müsste die Brechstange tatsächlich im Werkzeugkoffer bleiben.

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