Als alles vorbei, und der Einzug von Bayer Leverkusen ins Champions-League-Achtelfinale besiegelt war, sprach die Erleichterung aus Sportdirektor Rudi Völler: "Wir sind sehr selbstbewusst und geduldig aufgetreten. Wir wussten, dass wir unsere Chancen bekommen. Wenn man die 90 Minuten sieht, war unser Sieg hochverdient. Deshalb sind heute Abend eine Zigarre und ein Gläschen Wein drin."
Eine Zigarre und ein Gläschen Wein also, nur zwei Wochen nach dem negativen Saisonhöhepunkt, der 0:5-Niederlage gegen Manchester United. Bayers Spieler haben offensichtlich kein Trauma davon getragen, und machten die böse Schlappe beim letzten Gruppenspiel der Champions League wieder vergessen: 1:0 (0:0) gewann der Bundesliga-Zweite bei Real Sociedad Sebastian und verdrängte damit Schachtjor Donezk vom zweiten Tabellenplatz, weil die Ukrainer zeitgleich bei Manchester United verloren.
Es war der erste Auswärtssieg in der Champions League nach 4088 Tagen für Bayer. Den entscheidenden Treffer erzielte Deutsch-Türke Ömer Toprak in der 49. Minute; er feierte das Tor des Tages bei einem Tänzchen mit Mannschaftskamerad Emre Can. Cans Feierlaune wurde indes im Lauf des Abends getrübt, als der Linksverteidiger seine dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb sah. Fürs Achtelfinal-Hinspiel im Februar ist er gesperrt.
"Die Mannschaft hat heute wieder Charakter gezeigt", sagte Leverkusens Trainer Sami Hyypiä. "Ich habe am Anfang gedacht, dass wir ein bisschen müde sind. Aber dann haben wir ins Spiel gefunden und auch viele Chancen gehabt. In der Pause habe ich gesagt, dass wir ein Tor aus einer Standard-Situation machen", so der Coach, der nach Leverkusens Führungstreffer noch einmal jubeln durfte, als ihn in der 67. Spielminute die Nachricht von Manchesters 1:0 gegen Donezk erreichte.
Ribéry tanzt Demichelis mit seinen Freestyle-Dribblings selten aus. Dante hämmert mit den Fäusten, dass die Locken beben. Und Neuer stellt fest, dass er als Torwart angestellt ist. Der FC Bayern beim 2:3 gegen Manchester City in der Einzelkritik.
Der Finne bot gegen San Sebastian dieselbe Formation auf, die am Samstag bei Borussia Dortmund 1:0 gewonnen hatte. Beide Teams schenkten sich vor 23.408 Zuschauern nichts, und die erste große Torchance der Partie hatte Leverkusen, als Gonzalo Castro einen Freistoß aus knapp 20 Metern ans Lattenkreuz ballerte (11.).
Bayer machte weiter Druck, Kapitän Simon Rolfes köpfte nach einem Freistoß von Castro knapp übers Tor (23.), Stefan Kießling zielte nach einem Konter vorbei (28.). Der meist zu hektische Heung-Min Son (41.) und der sehr eifrige Lars Bender (43.) scheiterten jeweils an San Sebastians Keeper Enaut Zubirakai.
Auch die Gastgeber zeigten sich gefährlich, sodass Bayer-Keeper Bernd Leno zweimal gegen Antoine Griezmann (18./30.) retten musste. Später hatte Leno Glück, als Carlos Vela Sekunden vor der Pause an einer Hereingabe des Franzosen vorbei rutschte.
Nach der Pause trat Bayer noch angriffslustiger auf und belohnte sich für seine Entschlossenheit: Zunächst parierte Zubirakai einen Kopfball von Kießling nach einer Flanke des eingewechselten Robbie Kruse glänzend, nach der anschließenden Ecke von Castro nutzte Toprak die Konfusion in der baskischen Abwehr und drückte den Ball über die Linie.
Es schneit und hagelt so heftig in Istanbul, dass der Schiedsrichter die Champions-League-Partie zwischen Galatasaray Istanbul und Juventus Turin abbricht. Am Mittwochnachmittag geht das Duell um den Achtelfinal-Einzug nun weiter - aber nur noch eine Stunde lang.
Der fleißige, aber glücklose Kießling verpasste daraufhin zweimal die Vorentscheidung: Zunächst köpfte er ans Lattenkreuz (56.), dann in die Arme von Zubirakai (61.). Auf der Gegenseite parierte Leno einen tückischen Aufsetzer von Rubén Pardo hervorragend (62.).
Mit dem Sieg bei San Sebastian hat Bayer Leverkusen zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte das Achtelfinale der Champions League erreicht. Damit sind dem Werksklub Einnahmen von 21,5 Millionen Euro garantiert, außerdem winkt nun ein hochkarätiger Gegner, der seine Gruppe als Erster abgeschlossen hat.