Schalke beim FC Augsburg:Den Bestand gewahrt

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Viel Mühe aber keine Tore: Augsburgs Abdul Rahman Baba (li.) und Schalkes Joel Matip kämpfen um den Ball. (Foto: AP)
  • Schon vor dem Spiel jubelt der FC Augsburg - Trainer Weinzierl und Manager Reuter haben ihre Verträge vorzeitig verlängert.
  • Durch das anschließende 0:0 gegen Schalke verpassen die Schwaben den Sprung auf Tabellenplatz fünf. Die Gelsenkirchner müssen die Champions League wohl abschreiben.
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Von Maik Rosner, Augsburg

Am Ende huschte Markus Weinzierl noch ein Lächeln über das Gesicht, als er auf den großen Jubel der Fans angesprochen wurde. "Das habe ich leider nicht gehört, aber es freut mich, wenn das so gut ankommt", sagte der Trainer des FC Augsburg und berichtete: "Ich war in der Kabine und habe geschwitzt, weil ich die Mannschaft vorbereitet habe." Und er grinste noch einmal, als er sagte, die Spieler seien vor dem Anpfiff nicht informiert worden. "Wenn die Spieler es jetzt mitkriegen, reicht es ja auch."

Es ging um jene Vertragsverlängerungen von Weinzierl und Manager Stefan Reuter, durch die der FC Augsburg eigentlich schon vor dem Anpfiff als Gewinner dieses Ostersonntags feststand, jedenfalls aus Sicht des Vereins und seiner Fans. Deshalb hatten diese ja auch so gejubelt. Denn kundgetan worden war noch vor Beginn des Bundesligaspiels gegen den FC Schalke 04 diese Nachricht, die durchaus als so überraschend wie womöglich geschickt platziert bezeichnet werden konnte. Bekannt gegeben worden waren die vorzeitigen Vertragsverlängerungen mit Weinzierl bis 2019 und Reuter bis 2020 wohl auch deshalb, weil sich zuletzt die Spekulationen über den Fortbestand des Erfolgsduos gehäuft hatten. Die gemeinsame Verlängerung zeige nun, "dass das Miteinander richtig gut ist", sagte Reuter. Und Weinzierl ergänzte: "Wir haben beide eine hohe Jobzufriedenheit." Und beide erkennen ganz offensichtlich das Potenzial, auch finanziell, das bisherige Fundament weiter zu stabilisieren.

Für Schalke wird die Lage immer schwieriger

Bis 2017 und 2018 galten ihre vorherigen Arbeitspapiere. Diese nun auszudehnen, war vor allem ein Bekenntnis zum Verein und dessen Perspektiven weit über die Aussicht in dieser Saison hinaus, erstmals in die Europa League versetzt zu werden. "Die letzten zweieinhalb Jahre waren sehr, sehr gut und keine Eintagsfliege", erklärte Weinzierl seine Entscheidung, "wir wollen uns genauso weiterentwickeln und den FCA in der Bundesliga verankern. Dafür müssen wir noch ein paar weitere Schritte machen." Vielleicht komme irgendwann der Punkt, an dem man "eine neue Herausforderung sucht. Aber den sehe ich noch nicht, deswegen haben wir diesen Schritt jetzt getan", sagte Weinzierl.

Grund zur Freude und zum Jubeln hatten die Anhänger beider Vereine nach dem Spiel sportlich allerdings weniger. Denn das 0:0, mit dem die Augsburger und Schalker diesen aufreibenden Nachmittag beschlossen, war nur eine Bestandswahrung. Auch die Verfolger hatten an diesem Wochenende ja nicht gewonnen, immerhin. Aber vor allem für Roberto Di Matteos Schalker war der Punkt zu wenig, um noch ernsthaft an die Champions League denken zu dürfen. Voraussichtlich verspielt hatte seine Elf die erneute Teilnahme an Europas Eliteliga aber nicht in Augsburg, trotz vieler vergebener Torchancen. "Solange es noch rechnerisch möglich ist, ist es der falsche Zeitpunkt, irgendetwas hinzuschmeißen", sagte Sportchef Horst Heldt mit viel Zweckoptimismus. Di Matteo ließ wegen der acht Punkte Rückstand allerdings große Zweifel erkennen. "Das ist natürlich eine schwierige Ausgangslage. Wir haben zwei Punkte auf die Mannschaften vor uns verloren", sagte der Schweizer.

Fährmann muss sich beim Coemback mit Händen und Füßen wehren

Es war ein lebhaftes, intensives und wogendes Spiel gewesen, in dem beide Mannschaften erkennbar darum rangen, der internationalen Startberechtigung für die kommende Saison einen wichtigen Schritt näher zu kommen. Chancen waren dabei auf beiden Seiten zu bestaunen, wobei den durchaus häufigen Versuchen meist die Präzision abging. Das galt auch für die zunächst besten Gelegenheiten, bei denen es immerhin recht knapp zuging. Zunächst strich Joel Matips Kopfball dicht am Augsburger Tor vorbei. Dann musste sich Schalkes Torwart Ralf Fährmann bei seinem Comeback nach einem Kreuzbandteilriss kurz vor Weihnachten mit Händen und Füßen dem Gestocher von Ragnar Klavan erwehren.

Das Publikum im ausverkauften Augsburger Stadion nicht vorwiegend mit packenden Zweikämpfen zu unterhalten, wäre allerdings gut möglich gewesen. Immer wieder taten sich ja aussichtsreiche Abschlussmöglichkeiten auf, und genutzt wurden diese durchaus. Doch jener Eifer, mit dem sich die Akteure in die Torannäherungen legten, geriet in den Schussversuchen eher zu hastigen Aktionen. Ein völlig verzogener Abschluss von Caiuby, der etwas überraschend aber ordentlich als Stürmer agierte, zählte ebenso dazu wie die ähnlich deutlich missratenen Schüsse von Max Meyer und Marco Höger.

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Der Spannung und dem Unterhaltungswert der Partie taten die Unzulänglichkeiten in den letzten Aktionen aber keinen wesentlichen Abbruch. Denn zuweilen hübsch waren die Spielzüge ja schon, mit denen sich beide Mannschaften überhaupt in die gefährlichen Situationen brachten. Das galt zunächst in der Mehrzahl der Fälle für die Augsburger, doch auch Daniel Baier, Pierre-Emile Højbjerg und erneut Caiuby hatten ihre Abschlüsse bis zur Pause nicht exakt genug justiert. "Von 21 Torschüssen haben wir nur drei aufs Tor gebracht. Das kann man kritisieren", sagte Weinzierl später. Er befand aber auch: "Wir sind noch nicht so weit, dass wir nach einem Unentschieden gegen Schalke enttäuscht sein können."

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"Wir sind froh, ihn als Trainer zu haben"

Das Spiel hatte diesen abwechslungsreichen Charakter in der zweiten Halbzeit genauso behalten wie das Manko, dass die Tore häufig zu weit rechts oder links standen oder nicht hoch genug geraten waren. Oder aber, und das sprach immerhin für die Fortschritte vor allem der im zweiten Durchgang besseren Schalker Akteure, dass die Bälle nun zwar zunehmend auch auf das Tor zugeflogen kamen, beide Torhüter aber sicher agierten. Das galt für Augsburgs Marwin Hitz, der Klaas-Jan Huntelaars zu zentral ausgerichtete Schüsse ebenso souverän in die Arme schloss wie gegenüber Fährmann Højbjergs abgefälschten und Tobias Werners mittig angesetzten Versuch.

Vielleicht war der Mangel an Fortune in den letzten Spielzügen schlicht der Anspannung zuzuschreiben, die über diesem sogenannten Kampf um Europa lag. Anders war es kaum zu erklären, dass Bobadilla einen hübschen Doppelpass mit Caiuby nicht zu einem entschlossenen und zielgerichteten Abschluss nutzte, sondern sich hektisch eindrehte und dabei den Ball und die gute Chance verlor. Gleichfalls unentschlossen wirkte der eingewechselte Schalker Jefferson Farfan, als er sich für eine Lösung zwischen Flanke und Torschuss entschied. Und als auch Bobadillas zwei direkt getretene Freistöße in der Schlussphase knapp über Fährmanns Tor strichen, zeichnete sich immer deutlicher ab, dass dieses Spiel den größten Jubel schon vor dem eigentlichen Beginn erlebt hatte, als sich die Augsburger auf weitere Jahre mit Weinzierl und Reuter einrichten konnten. Aus Sicht des FCA war das ein großer Gewinn. "Das ist ein super Signal an den ganzen Verein", sagte Werner, denn Weinzierl passe "super zum Verein. Wir sind froh, ihn als Trainer zu haben." Weinzierl hatte das schon wieder nicht gehört.

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