Thiago-Rückkehr beim FC Bayern:Tränen nach 371 Tagen

Schlussjubel RAFINHA FCB 13 Philipp Lahm FCB 21 Thiago ALCANTARA FCB 6 Manuel NEUER FCB 1 Thom

Der vermutlich glücklichste Mensch auf dem Platz: Thiago (links) schmiegt sich nach dem Spiel an Manuel Neuers Trikot.

(Foto: imago/ActionPictures)
  • Der geschmeidige Mittelfeld-Stratege Thiago feiert gegen den BVB eine Rückkehr - gerade rechtzeitig vor den entscheidenden Wochen beim FC Bayern.
  • Der Auftritt ist emotional. Die Mitspieler besingen ihn in der Kabine.
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Von Maik Rosner, Dortmund

Was ihm dieses Comeback bedeutet, war Thiago Alcántara auch noch lange nach dem Schlusspfiff anzusehen. Mit geröteten Augen trat er aus der Kabine, und als der Spanier des FC Bayern zu erzählen begann, kam bei den Zuhörern viel von seinen Gefühlen an, die ihn an diesem Samstagabend bewegten.

"Es war ein emotionaler Moment", berichtete der 23-Jährige also über jene 68. Minute, als er im Topspiel bei Borussia Dortmund eingewechselt worden war. Ob es stimme, dass er geweint habe? "Sicher", sagte Thiago ohne Scham und bezog den anderen Rückkehrer Philipp Lahm in seine Ausführungen ein, der erstmals nach seinem Knöchelbruch wieder von Beginn an auf dem Platz gestanden hatte. Denn Fußball, erinnerte Thiago, "ist unser Leben".

371 Tage waren vergangen, seit Thiago seinen wichtigsten Lebensinhalt letztmals für die Münchner auf der großen Bühne vorführen konnte. Nun betrat er Mitte der zweiten Halbzeit den Platz, die Bayern-Fans sangen seinen Namen, und es dauerte nicht lange, bis sie auch seine geschmeidigen Bewegungen wieder bestaunen durften. Jene Pässe aus dem Fußgelenk und jene Körpertäuschungen, die vor allem sein größter Anhänger, Trainer Pep Guardiola, vermisst hatte in der langen Zeit seit dem 29. März 2014, als das Innenband im Knie erstmals riss.

Heftige interne Debatten

Diese Verletzung hat den FC Bayern in den vergangenen zwölf Monaten beinahe ebenso viel beschäftigt wie den Profi selbst. Die zwei erneuten Innenbandverletzungen und die Behandlungsmethoden des spanischen Vertrauensarztes führten zu heftigen internen Debatten, auch mit Guardiola. Nun sind wohl alle Beteiligten froh, dass das Comeback geglückt ist. Nachwirken wird der Fall aber weiter.

Nach dem Spiel hatten die Mitspieler Thiago in der Kabine mit Sprechchören und Musik gefeiert. Gerührt hatte er schon den Platz verlassen, nun brach es aus ihm heraus, war aus der Kabine zu vernehmen. Thiago weinte vor Rührung und bedankte sich bei jedem einzelnen Mitspieler für die Gesten der Unterstützung. Es war der emotionale Abschluss seiner langen Leidenszeit, und es soll der Beginn einer vergnüglichen Phase beim FC Bayern werden, ohne Rückschläge. Ob er es nun besonders genossen habe, mitkicken zu können, wurde er gefragt. "Du genießt es genauso", sagte Thiago, "aber du schätzt es mehr."

Noch aber wird es eine Weile dauern, ehe er wieder vollbelastbar ist im Mittelfeld. Gut, dass Thiago und Lahm zurück seien, befand Sportvorstand Matthias Sammer wegen der Ausfälle von Arjen Robben und David Alaba, "aber wir erwarten keine Wunderdinge."

"Nach zehn Minuten fühle ich mich schon sehr müde"

Erstmals hatten Xabi Alonso, Bastian Schweinsteiger und Lahm in Dortmund im Dreierverbund im Mittelfeldzentrum agiert. Kapitän Lahm hatte diese Formation zuletzt als schwer vorstellbar bezeichnet, doch das Trio harmonierte gut, zumindest diesmal. Allerdings zog sich Schweinsteiger eine Blessur am Sprunggelenk zu, womöglich an den Bändern, vielleicht auch nur an der Kapsel. Klarheit bestand da zunächst noch nicht.

Thiago könnte in jedem Fall schon bald mehr Spielanteile bekommen. Ob er denn schon fit sei für 90 Minuten, wurde er noch gefragt. "Nein", sagte er bestimmt, "nach zehn Minuten fühlte ich mich schon sehr müde." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Sich müde zu fühlen beim Fußballspielen, das war für Thiago offenbar so etwas wie ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Am 11. April wird er 24.

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