Sonntagsspiele der Bundesliga:Leverkusen schnappt sich Platz drei

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Emir Spahic und seiner Leverkusener verpassten zwar den Sieg, stehen nach dem 1:1 gegen Gladbach aber auf Platz drei.

(Foto: AFP)
  • Bayer Leverkusen verpasst beim 1:1 gegen Gladbach den Sieg - trotzdem steht die Werkself nun auf Platz drei.
  • Wolfsburg bringt gegen Paderborn nur einen Treffer zustande - dass es am Ende 1:1 steht, verdanken die Gäste ihrem Torwart.
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Um 17.22 Uhr mittelrheinischer Ortszeit hatte die Mühsal für Stefan Kießling ein Ende. Er brach den letzten seiner Läufe ab, stützte sich auf die Knie und senkte erschöpft den Kopf. Selbst im fortgeschrittenen Computerzeitalter ist es wahrscheinlich nicht möglich, den aberwitzigen Aufwand in Zahlen zu fassen, den der Leverkusener Mittelstürmer aufbringt, um seiner Rolle gerecht zu werden. An diesem dritten Adventssonntag beim Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach ist Kießling mutmaßlich tausend Mal in vermeintlich freie Räume gestartet, er hat an die tausend Zweikämpfe bestritten, sich treten und stoßen lassen, und ist jedem entfernt verfügbaren Ball hinterhergerannt, aber aufs Tor geschossen hat er nicht. Was einer der Gründe dafür war, dass die Partie 1:1 endete.

In früheren Zeiten hätte Kießling vermutlich wütend das Weite gesucht nach einem Spiel wie diesem, aber am Sonntag hatte er auch nach dem Abpfiff ziemlich gute Laune. Diesem gewöhnlichen Resultat war ein ungewöhnlich gutes Spiel vorausgegangen, weshalb nicht nur die Gäste zufrieden in den Abend gingen. Selbst der anspruchsvolle Leverkusener Trainer Roger Schmidt war bereit, sich mit dem Remis arrangieren.

"Da muss man einfach mal mit einem 1:1 leben, ich denke auch, dass das in Ordnung ist für beide Seiten", sagte er, aber er vergaß natürlich nicht zu erwähnen, dass es seine Mannschaft war, die mehr für die Offensive unternommen hatte, während die Gladbacher Angriffe vorwiegend auf Kontern beruht hätten. Somit erklärte er sich wenigstens noch zum heimlichen Punktsieger. Den Gladbachern war's einerlei. "Ein verdienter Punkt für beide Teams", stellte Torwart Yann Sommer fest, "dieses 1:1 ist insgesamt okay", urteilte Borussia-Trainer Lucien Favre.

Beide Seiten hätten auch Grund, einem verpassten Sieg nachzutrauern. Die Leverkusener nahmen das Spiel mit dem Anpfiff in Besitz, "in der ersten halben Stunde sind wir kaum rausgekommen", sagte Verteidiger Roel Brouwers. Die beste Chance hatte allerdings Patrick Herrmann nach einem Konter (8. Minute). Der Leverkusener Führungstreffer (18.) zeigte, warum Kießling mittlerweile auch ein Spiel ohne eigenen Torerfolg ganz gut ertragen kann - der ständig als Anspielstelle frequentierte Angreifer leistete die Vorarbeit für einen weiteren von Hakan Calhanoglus Kunstschüssen.

Das 0:1 lockte die Gladbacher ins Spiel, sie kamen nun öfter dazu, in die notorischen Leverkusener Deckungslücken vorzudringen, denn Bayer spielte weiterhin sehr offensiv und weiterhin sehr riskant. Der (angekündigte) Ausgleich entsprang jedoch einem profanen Eckstoß, den Brouwers mit einem Volleyschuss abschloss (40.). Beinahe hätte der altgediente Verteidiger wenig später noch einen zweiten Treffer gelandet (55.), wieder nach einer Ecke. Zentimeter fehlten zum Glück.

Schmidt hatte nun genug von den vielen gefährlichen Kontern. Er wechselte als zusätzliche Mittelfeldsicherung Simon Rolfes für Heung Min Son ein, danach wurde das Spiel prompt enger. Das Geschehen verlagerte sich in Zweikampfscharmützel, Torchancen wurden rar, der Sieg rückte für beide Seiten in die Ferne. Dass allmählich Zweifel an der Leverkusener Punkte-Bilanz aufkommen - Bayer hat nur sechs von 15 Spielen gewonnen - beeindruckt Schmidt, den Chef-Mathematiker des Vereins, kaum: "Wir könnten ein paar Punkte mehr haben, aber wir sind nicht so vermessen zu sagen, dass wir in dieser guten Liga imstande sind, alle in Grund und Boden zu spielen."

(Text: Philipp Selldorf, SZ vom 15.12.2014)

Wolfsburg prallt an Kruse ab

Warum sich Wolfsburg kaum freuen kann

Der VfL Wolfsburg wird sich ärgern, denn zum Schluss des 15. Spieltags war für die Mannschaft eigentlich mehr drin als ein schnödes 1:1 (1:0) gegen Paderborn. Nun sind die Niedersachsen wohl endgültig kein ernsthafter Bayern-Verfolger mehr. Die "Wölfe" haben auf Rang zwei nun schon neun Punkte Rückstand auf den Meister aus München. Die Wolfsburger Führung durch ein Eigentor von Rafa Lopez (17.) glich Alban Meha (51.) per Foulelfmeter aus. Zuvor war Ivan Perisic mit einem Strafstoß am überragenden SCP-Keeper Lukas Kruse gescheitert (20.).

Was für einen Rekord der VfL einstellte

So schaffte der SC Paderborn vor 26.044 Zuschauern ein respektables Remis, durch das die Ostwestfalen mit 18 Punkten den zehnten Platz belegen. Allerdings blieb die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter auch im fünften Spiel in Folge ohne Sieg und legte damit die längste Durststrecke ohne Dreier der laufenden Saison hin. Wolfsburg stellte mit 30 Punkten seinen Hinrunden-Rekord in der Bundesliga-Geschichte ein.

Der VfL zeigte drei Tage nach dem Europa-League-Sieg gegen den OSC Lille (3:0), der den Einzug in die K.o.-Phase brachte, zunächst keinerlei Ermüdungserscheinungen. Von Beginn an ging es Richtung Paderborner Tor. Zur Pause hätte es 3:0 heißen müssen. Schiedsrichter Manuel Gräfe erkannte ein Tor von Bas Dost (33.) wegen angeblichen Foulspiels des Niederländers nicht an. Gräfe machte nicht nur in dieser Szene eine unglückliche Figur. Auch seine Strafstoß-Entscheidung für die Gäste war äußerst umstritten, Naldo soll Christian Strohdiek im Gesicht getroffen haben.

Wie die Gäste das Remis verteidigten

In der 58. Minute wurde Dost im Strafraum von Meha umgerissen, doch Gräfe verweigerte den fälligen Elfmeter-Pfiff. Kurz zuvor hätte Dost per Kopf den zweiten "Wölfe"-Treffer erzielen müssen, doch der Pechvogel des Tages scheiterte an Kruse. Paderborn, das in der ersten Halbzeit zeitweise hinten mit fünf Spielern auf einer Linie stand, lockerte zur zweiten Halbzeit den Abwehrriegel ein wenig.

Der eingewechselte Stefan Kutschke sorgte an alter Wirkungsstätte für mehr Gefahr im gegnerischen Strafraum, doch viele Chancen gab es für den Gast nicht. Die Wolfsburger, bei denen am Dienstag der Chinese Xizhe Zhang als Neuzugang präsentiert werden soll, hätten indes abermals durch Dost (65.), Kevin de Bruyne (67.) und Nicklas Bendtner (90.) treffen müssen. Bei den Gastgebern zeigten de Bruyne und Luiz Gustavo die größte Effizienz in ihren Aktionen, bei den Gästen verdienten sich Kruse und Meha die Bestnoten.

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