Radsport: Alberto Contador:Fünf Türmchen statt drei

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Alberto Contador soll trotz Clenbuterol-Befundes bei der Tour 2010 nur für ein Jahr gesperrt werden. Falls die spanische Justiz weiter die Augen verschließt, muss die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada zeigen, ob sie mehr als ein Papiertiger ist.

Thomas Kistner

Alberto Contador soll trotz Clenbuterol-Befundes bei der Tour 2010 nur für ein Jahr gesperrt werden, heißt es in Spanien, und auch wenn der Spruch noch aussteht: Mit einem milden Urteil darf dieser hohe Vertreter der generación de oro, der iberischen Gold-Generation, gewiss rechnen. Spaniens luft- und kraftstrotzende Helden mischen seit Jahren die Kernsportarten auf: Rad, Fußball, Leichtathletik, Tennis.

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Dass aber der legendäre Madrider Blutdoper Fuentes kürzlich erneut verhaftet wurde, wird in der steil aufstrebenden Sportnation keineswegs als Indiz dafür gesehen, dass es neben göttlichem Generationenglück ein paar weltliche Gründe geben könnte für die wundersame Dominanz.

Der Hinweis ist nötig, weil Spaniens Justiz die Akte Fuentes in dem Moment hastig zuklappte, als mehr herauszusickern begann als die paar Dutzend Radprofis aus aller Herren Länder. Ein gewisser A.C. zum Beispiel, dessen Blutbeutel flott verschwanden.

Wer diese Dopingbelege einfordert, beißt in Spanien auf Granit. Und ausländische Medien wie Le Monde, die Fuentes' Medikationspläne für namhafte Fußballklubs publizierten, kassierten enorme Geldbußen in Prozessen, bei denen die Vorlage just dieser Pläne untersagt wurde.

Sollte es kommen wie angedroht, muss die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada zeigen, ob sie mehr als ein Papiertiger ist. Spaniens Sportstaatssekretär ist, noch so ein Zufall, Europas Vertreter in ihrem Vorstand.

Bei einer Verurteilung ginge Contadors Tour-Sieg auf Andy Schleck über - den, hoppla, Bruder des Fuentes-Kunden Frank Schleck. Zweiter wäre der Russe Denis Mentschow, der nicht Fuentes, sondern der Wiener Humanplasma-Affäre zugerechnet wird (was er bestreitet); Dritter wäre mit Samuel Sanchez der nächste aus der Goldgeneration.

Was aber Humanplasma angeht: Eine Kernfigur der Österreich-Affäre, Langlauftrainer Walter Mayer, teilt im Buch eines Freundes mit, dass heute Clenbuterol mit verändertem Genprofil in Gebrauch sei: "Da sieht man in der Auswertung fünf statt drei Türmchen, und keiner weiß, was es ist."

Dies vom Kenner an die Wada zur Frage, ob Contadors Sperre verkürzt werden darf, weil man ja nicht weiß, wie das Zeug in seinen Körper kam.

© SZ vom 26.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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