Proteste der Brasilianer:Zeit, dass der Ball rollt

Die brasilianische Polizei bringt sich vor dem Fußballstadion in Brasilia gegen Demonstranten in Stellung (Foto: dpa)

Die Proteste der Brasilianer gegen die horrenden Ausgaben für die Fußball-WM sind nicht so groß wie vor einem Jahr. Dennoch muss Präsidentin Rousseff versuchen, die Widerständler ohne brutale Polizeieinheiten zu besänftigen - sonst wird die WM zum Chaos.

Ein Kommentar von Peter Burghardt

Es war zu erwarten, dass es ungemütlich werden würde vor Anpfiff dieser Fußball-Weltmeisterschaft. Viele Brasilianer sind nachhaltig verärgert. Für Stadien wurden Milliarden ausgegeben, obwohl mehrere von ihnen nach dem Turnier kaum mehr gebraucht werden.

In Schulen, Krankenhäuser oder Nahverkehrszüge dagegen wurde zu wenig investiert. Die Proteste sind nicht so groß wie vor einem Jahr, aber dazu kommen nun Streiks von Polizisten, Lehrern oder Metro-Personal für bessere Löhne. Was tun?

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und die teilweise oppositionellen Regionalregierungen können nur noch versuchen, die Demonstranten so weit wie möglich zu besänftigen. Und sie sollten dabei achtgeben, die oft brutalen Polizeieinheiten im Zaum zu halten.

Proteste vor der Fußball-WM
:São Paulo versinkt im Chaos

Staus über 200 Kilometer Länge, massenhafter Widerstand und überforderte Behörden: Vier Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel kommt es in São Paulo erneut zu tumultartigen Szenen. Einsatzkräfte der Polizei gehen mit Tränengas gegen Demonstranten vor.

Bilder von schwer bewaffneten Sicherheitskräften und Tränengas passen schlecht zum größten Sportfest der Erde. Die große politische Auseinandersetzung sollte die Nation am besten auf die Wahlen im Oktober verlegen, sonst wird diese WM zum Chaos.

Natürlich haben die Widerständler recht. Es wurde Geld verschwendet, und Politiker, Funktionäre und Unternehmer verdienen an der WM besser als das Volk. Die Fifa stolpert von einer Affäre in die nächste und benimmt sich trotzdem wie eine Mischung aus Heilsstifter und Kolonialmacht. Aber die WM wird trotz allem beginnen, und vielleicht ist es auch an der Zeit, dass fürs Erste der Ball rollt.

© SZ vom 10.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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