Premier League:Chelsea hat den Blues

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Immer stärker unter Druck: Meistertrainer Antonio Conte verlor mit dem FC Chelsea 1:4 in Watford. (Foto: AFP)
  • Die Champions-League-Qualifikation für den FC Chelsea ist in Gefahr, weil der Klub zuletzt zwei Mal verlor.
  • Trainer Antonio Conte gerät zunehmend unter Druck, seine Ablösung wird bereits diskutiert.
  • Trotz Spielertransfers für 250 Millionen Euro gelingt es dem Klub nicht, die Erfolge aus der Vorsaison zu wiederholen.

Von Sven Haist, London

Die Entscheidung des nimmermüden Antonio Conte, seinen Spielern nicht nur am Dienstag freizugeben, sondern auch am Mittwoch und Donnerstag, hört sich nach einem Eingeständnis an, die Leistung aus seinen Spielern zuletzt herausgequetscht zu haben wie den Saft aus einer Zitrone.

Trotz des dicht gedrängten Spielplans in England und der im Vergleich zur vergangenen Saison zusätzlichen Belastung durch die Teilnahme an der Champions League, hat Conte seinen Profis selten mal drei Tage in der Woche freigegeben. Vielmehr hielt er an seinen intensiven Trainingseinheiten fest, die nun offensichtlich zur Erschöpfung des Teams geführt haben. Und das wohlgemerkt Anfang Februar, wo gerade erst knapp mehr als die Hälfte der Saison absolviert ist.

Der sportliche Zusammenbruch in der Schlussphase mit drei Gegentoren in sieben Minuten beim 1:4 in Watford bringt Chelsea nach dem 0:3 an der heimischen Stamford Bridge in der Vorwoche gegen AFC Bournemouth eine Serie negativer Ergebnisse ein, wie der Klub sie seit mehr als 22 Jahren in der Premier League nicht erlebt hat. Im Oktober 1995 mussten die Blues zuletzt zwei aufeinanderfolgende Niederlagen mit mindestens drei Toren Differenz hinnehmen.

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Wie der große Franzose lupft der Ex-BVB-Stürmer sein erstes Tor beim rauschhaften 5:1 des FC Arsenal gegen den FC Everton. Trainer Arséne Wenger hofft, dass er mit Henrikh Mkhitaryan ein kongeniales Duo bilden wird.

Von Sven Haist

Schlimmer jedoch als lediglich zwei Siege in den vergangenen zehn Pflichtspielen wiegt für den englischen Meister die Tatsache, dass die erneute Qualifikation für den wichtigsten europäischen Wettbewerb in Gefahr geraten ist. Chelsea besitzt bloß noch einen Punkt Vorsprung auf Tottenham Hotspur auf Rang fünf, der nur zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Neben den finanziellen Einbußen würde das dem Renommee und Selbstverständnis des erfolgsverwöhnten Klubs immens schaden.

250 Millionen Euro wurden investiert - ohne Erfolg

Weil Chelsea in den fast 15 Jahren unter der Führung des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch zwölf Trainerwechsel vollzogen hat, würde es in London kaum einen wundern, wenn bald womöglich auch Conte zu dieser Liste gehört. Nach dessen im Sommer zu Chelseas Nachteil öffentlich ausgetragenem Disput mit dem inzwischen zu Atlético Madrid abgewanderten Angreifer Diego Costa halten sich kontinuierlich Spekulationen um eine Ablösung des italienischen Trainers.

Angeblich soll sich schon länger der Spanier Luis Enrique, der sich in drei Jahren als Trainer des FC Barcelona einen Namen gemacht hat, bereithalten, kurzfristig zu übernehmen. "Nein, ich habe keine Sorge um meinen Job. Ich gebe jeden Tag 120 Prozent und versuche alles. Wenn das nicht gut ist, kann der Klub eine andere Entscheidung treffen", sagte Conte, der bei den Blues noch einen Vertrag bis Juni 2019 besitzt: "Morgen ist ein neuer Tag. Ich kann bei Chelsea Trainer sein oder nicht. Wo ist das Problem? Das Leben geht weiter."

Mit der betonten Gleichgültigkeit gegenüber einer möglichen Entlassung möchte Conte, 48, demonstrieren, dass er die Schuld für die jüngsten Resultate nicht bei sich, sondern beim Klub sieht. Umgehend nach der gewonnenen Meisterschaft in seiner Debütsaison mahnte Conte ja an, bei unveränderter Qualität des Kaders zukünftig dieselben Erfolge eher nicht mehr erzielen zu können.

Dabei mangelt es Chelsea statt an einer schlagkräftigen Startelf eher an weiteren schlagkräftigen Ergänzungsspielern. In den bisherigen 41 Partien haben bereits zwölf Profis bei Chelsea mehr als 30 Einsätze vorzuweisen. Einen solchen Verschleiß hat zu diesem Zeitpunkt ansonsten kein anderes europäisches Spitzenteam zu beklagen. Im Verlauf der Saison haben sich schon acht Spieler wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel abgemeldet, ein weiteres Indiz für die erhöhte Belastung.

Zwar investierte Chelsea in dieser Spielzeit mittlerweile rund 250 Millionen Euro in neue Profis, doch damit konnten etwa die Verluste des Torjägers Costa oder des Organisators Nemanja Matic (inzwischen Manchester United) nicht adäquat ersetzt werden. Der für Matic verpflichtete Tiemoué Bakayoko flog gegen Watford wegen wiederholten Foulspiels nach einer halben Stunde vom Platz.

Das ausufernde Zerwürfnis zwischen Conte und dem Klub dürfte indes einen erfreuen, der damit eigentlich gar nichts zu tun hat: José Mourinho. Mit ihm pflegt Conte eine innige Feindschaft, die eskalierte, als Conte im Sommer ankündigte, mit seinem Team eine "Mourinho-Saison" vermeiden zu wollen. Es war eine Anspielung auf dessen Totalabsturz mit Chelsea in die Niederungen der Tabelle in der Saison 2015/16. Das zu vermeiden, ist Conte immerhin gelungen. Der FC Chelsea steht gerade auf Platz vier der Tabelle.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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