Fußball:Pep wird bei City fürs Grobe gebraucht

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Pep Guardiola soll Manchester City dazu bringen, schön zu spielen und zu gewinnen. (Foto: AFP)

Der neue Trainer von Manchester City muss einem bislang von Kraft lebenden Kader Kreativität einhauchen - am besten schon zum Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern.

Von Raphael Honigstein, London

Barcelona, München, Manchester: Die Ligen und Mannschaften ändern sich, aber Pep Guardiolas großes, ja existenzielles Dilemma bleibt doch immer das gleiche. "Ich brauche Zeit, ich habe keine Zeit", sagte der 45-Jährige bei seiner ersten Pressekonferenz in England.

Zehn Tage sind seit seiner dreistufigen Vorstellung vergangenen: Begegnung mit den Fans, Interview mit dem Musiker und Man-City-Edelfan Noel Gallagher, Gespräch mit den Journalisten. Guardiolas Anstellung ging jedoch ein vierjähriges Werben um dessen Unterschrift von Klubbesitzer Scheich Mansour voraus, was nun, da der Spanier endlich bei den Himmelblauen ist, den Erfolgsdruck wesentlich erhöht.

Der Neue muss gewinnen, schön spielen, und alles nicht erst morgen, sondern schon heute, am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) in der Münchner Arena, bei seinem ersten Match als City-Chef: "Die Leute werden nicht bis Januar warten, um zu sehen, wie gut wir sind. Beim ersten Freundschaftsspiel gegen Bayern München wird es heißen:,Wie gut ist Pep?'"

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Guardiola will dem Team seine Idee von Kreativarbeit einhauchen

Der Sommer-Kick an alter Wirkungsstätte wird diese Frage nicht ernsthaft beantworten, zu schwach ist dafür der Kader, mit dem Englands Viertplatzierter der Vorsaison nach Fröttmaning reist. Alle bei der EM in Frankreich und der Copa America in den USA eingesetzten Profis wie Kevin De Bruyne (Belgien), Sergio Agüero (Argentinien), Joe Hart (England) oder Bacary Sagna (Frankreich) stoßen erst zur China-Reise am Wochenende zur Mannschaft.

In München kommen so Spieler zum Einsatz, die entweder keine große Zukunft unter Guardiola haben - das brasilianische Möbelpackerduo Fernando und Fernandinho im Mittelfeld zum Beispiel - , oder erst am Anfang ihrer Karriere stehen, wie Pablo Maffeo, 19, Tosin Adarabioyo, 18, und Cameron Humphreys, 17.

Bis zum Anfang der Saison in vier Wochen will Guardiola dem bisher eher von Muskelkraft und individuellen Aktionen in der Offensive lebenden Team seine Idee von kollektiver Kreativarbeit mit Ball und Raum einhauchen, sich dabei aber devot auch den Gepflogenheiten am Ort anpassen. Er sei nicht gekommen, "um die englische Kultur und Mentalität" zu ändern, sagte er.

Wohl aber Citys Personal. Guardiola, der Detailtrainer, wird in den ersten Wochen vor allem fürs Grobe gebraucht, er muss den von Sportdirektor Txiki Begiristain nicht gänzlich sinnvoll zusammengestellten Kader so umbauen, damit er unter den verschärften Premier-League-Bedingungen ("Ich habe noch nie an Weihnachten und in solchen kalten Stadien gespielt") Guardiola-Fußball spielen kann.

Neuverpflichtung Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund) gilt diesbezüglich als Königstransfer. Der Nationalspieler soll in der Zentrale die Ballzirkulation regeln, die ebenfalls gerüchteweise gehandelten Spielmacher Thiago (FC Bayern) und Toni Kroos (Real Madrid) sind wohl kein Thema mehr. Als ballgewandter Innenverteidiger steht John Stones auf dem Zettel. Der Engländer wird auch beim FC Bayern als sehr fähig eingeschätzt, aber auch als unerhört teuer: Bis zu 50 Millionen Euro wird der Transfer des 22-Jährigen vom FC Everton kosten.

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Deutlicher Widerspruch zur Politik beim Nachbarn Manchester United

In der Offensive fokussieren sich die Bemühungen nach der Ankunft des von Celta Vigo gekauften Spaniers Nolito (19 Millionen Euro) und gescheiterten Verhandlungen um Pierre-Emerick Aubameyang (Dortmund) auf das Schalker Talent Leroy Sané. Aus City-Kreisen heißt es zuversichtlich, der deutsche Nationalspieler sei mit einem Wechsel einverstanden, es gehe nur noch um die Höhe der Ablöse. Am Ende der insgesamt bis zu 200 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten wird wohl eine hoch talentierte Mannschaft stehen, deren einziger echter Superstar auf der Bank sitzt.

Das entspricht Guardiolas Vorstellung vom Fußball als Denkaufgabe, die nach strukturellen, im Idealfall von Einzelspielern unabhängigen Lösungen verlangt, und steht im deutlichen Widerspruch zur Politik beim Nachbarn Manchester United, der unter seinem neuen Übungsleiter José Mourinho sein Heil in spektakulären Transfers sucht. Zlatan Ibrahimovic ist mitsamt seinem zur Selbstparodie verkommenen Größenwahn ("Ich werde nicht der König von Manchester sein, sondern der Gott") schon da; für den Franzosen Paul Pogba ist man bereit, 120 Millionen Euro an Juventus Turin zu überweisen.

ManU, im Vorjahr nur Fünfter, will mit- hilfe Mourinhos und anderer großer Namen weltweite Aufmerksamkeit zurückerobern, ein homogenes oder gar längerfristig tragfähiges Konzept erscheint dabei zweitrangig. Das Geschäftsmodell des Branchenkrösus hat sich - wie die ganze Liga - vom sportlichen Erfolg längst abgekoppelt.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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