Nürnberg empfängt 1860 München:Bange Blicke nach oben

Lesezeit: 3 min

Es läuft nicht bei 1860: Guillermo Vallori und Kollegen (Foto: dpa)

Das Duell zwischen zwei traditionsreichen und selbstbewussten Vereinen? Wenn der 1. FC Nürnberg den TSV 1860 München empfängt, ist das vor allem der Kampf zweier Kellerkinder. Einen Sieg brauchen beide Klubs - unbedingt.

Von Benedikt Warmbrunn

Markus von Ahlen kräuselte seine Lippen, ganz leicht, er war ein bisschen euphorisch, und das wollte er nicht verbergen. Dann erzählte von Ahlen von den Toren. Nicht von irgendwelchen Toren, gerade erst gesehen und schon wieder vergessen. Markus von Ahlen erzählte von "vielen guten, teilweise spektakulären Toren". Er lächelte. Treffer sind ja auch nicht selbstverständlich für den TSV 1860 München, die Mannschaft, die von Ahlen betreut. Am vergangenen Spieltag etwa, zu Hause gegen den FSV Frankfurt, hatte von Ahlen von seinen Spielern kein spektakuläres, kein gutes und auch sonst kein Tor gesehen: nullzwo. Nun aber berichtete von Ahlen von den Toren, die Lippen weiter leicht gekräuselt, und es störte ihn auch nicht, dass es Tore aus dem Training der Mannschaft waren.

An diesem Montag (20.15 Uhr) tritt der TSV 1860 beim 1. FC Nürnberg an, und vielleicht sagt wenig so viel aus über den Zustand der beiden Vereine wie von Ahlens stille Freude über Tore, erzielt von seinen Spielern im Duell mit deren Mitspielern.

Okotie fällt wegen eines Infekts aus

Nürnberg gegen die Münchner Löwen, das ist natürlich weiterhin das Aufeinandertreffen von zwei sogenannten Altmeistern, von traditionsreichen und -bewussten Vereinen, das Spiel zwischen dem neunmaligen deutschen Fußball-Meister Nürnberg und dem Meister von 1966. An diesem Montag ist es jedoch in erster Linie das Duell zwischen dem 14. und dem 16. der Zweitliga-Tabelle. An diesem Montag ist es das Duell von zwei sogenannten Kellerkindern.

Beide Vereine hatten im Sommer den Kader kräftig erneuert, Nürnberg nach dem Abstieg aus der Bundesliga, der TSV 1860 nach dem wiederholt meilenweit verpassten Aufstieg. Neue Spieler kamen, dazu jeweils ein neuer Trainer. Es änderte sich: nichts. Der Erfolg kehrte nicht zurück. Inzwischen haben beide Vereine den Trainer gewechselt, von Ahlen folgte auf den kuriosen Ricardo Moniz, René Weiler in Nürnberg auf den höflichen Valérien Ismaël. Es änderte sich weiter: nicht viel.

2. Fußball-Bundesliga
:Ingolstadt ist schon Herbstmeister

Der FC Ingolstadt lässt sich auf dem Weg in die Bundesliga auch von RB Leipzig nicht aufhalten und gewinnt 1:0. Der Karlsruher SC verdrängt Braunschweig vom Relegationsplatz. Union Berlin beendet die Erfolgsserie des FSV Frankfurt.

Und so saß Markus von Ahlen am Sonntag im Pressestüberl auf dem Vereinsgelände des TSV 1860 und redete über Tore im Training. Dass er überhaupt über Tore redete, das war schon einmal eine gute Nachricht. Rubin Okotie, mit zehn Treffern in 14 Spielen bester Torschütze des Teams, fehlte in der vergangenen Woche ja aufgrund einer Kapselverletzung im rechten Knie; am Freitag sollte er eigentlich das erste Mal wieder mit der Mannschaft trainieren. Er fehlte erneut. Dieses Mal aufgrund eines Infekts. Gegen Nürnberg muss von Ahlen daher auf den österreichischen Nationalstürmer verzichten.

Gegen Frankfurt hatte Marius Wolf für Okotie gespielt, in der zweiten Halbzeit wechselte von Ahlen zusätzlich Fejsal Mulic ein. Einer der beiden wird auch in Nürnberg spielen, wenngleich der Trainer das nicht direkt bestätigte. "Natürlich hast du deine Möglichkeiten, und die habe ich auch im Kopf. Und die werden wir auch am Montag umsetzen."

Für Wolf und Mulic spricht dabei: Sie sind nicht Bobby Wood. Der Stürmer trainiert schon länger bei der U21 mit, befördern wird von Ahlen ihn trotz Okoties Ausfall nicht. "Klar ist: Du musst dich aufdrängen. Und Bobby hat in der U21 nicht gespielt." Dies sei nicht seine Entscheidung gewesen, sondern allein die von U21-Trainer Torsten Fröhling.

Auch taktisch hat von Ahlen versucht, das Fehlen seines besten Angreifers zu kompensieren. So ließ er in der vergangenen Woche "eine andere Interpretation" des 4-3-3-Systems trainieren: ein 4-3-2-1 mit "engeren Spitzen". Der erhoffte Vorteil: "eine andere Raumbesetzung". Von Ahlen erwartet, dass Nürnberg anders auftreten wird als Frankfurt, das "außer Nadelspitzen und Standardsituationen" nichts für das Spiel gemacht habe.

Ein Sieg, dann eine Niederlage

Und tatsächlich kündigte der Nürnberger Trainer Weiler am Sonntag an, dass seine Mannschaft die Partie bestimmen soll, er sagte: "Ich möchte schon auch Fortschritte erkennen lassen. In der Defensive wollen wir die Stabilität der letzten Spiele beibehalten. Nach vorne hoffe ich, dass man mehr Druck auf das Tor des Gegners erzeugen kann als zuletzt." Am vergangenen Montag hatte der Club verloren, 0:1 bei Eintracht Braunschweig, es war die erste Niederlage unter Weiler.

TSV 1860 München
:"Hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen"

Auf ihrer Versammlung bestätigen die Delegierten des TSV 1860 München Präsident Gerhard Mayrhofer im Amt, während sein Gegner Erich Meidert schwere Vorwürfe erhebt. Ob die Beschlüsse diesmal gültig sind, ist völlig offen.

Von Markus Schäflein

Gegen den TSV 1860 München muss er weiter auf Verteidiger Javier Pinola verzichten, er fehlt wegen einer Rotsperre. Ersetzen wird ihn voraussichtlich Dave Bulthuis. Nach seiner abgelaufenen Sperre kehrt dafür Ondrej Petrak zurück ins Team. Weiler sagte, er könne sich "gut vorstellen", dass der Mittelfeldspieler am Montag in der Startelf steht.

Neunmaliger deutscher Meister gegen den Meister von 1966, Fünftletzter gegen Drittletzter. "Es wird ein enges Spiel", sagte Weiler. Und von Ahlen sagte: "Ich würde nach dem Spiel auch gern mal sagen: Wir haben nicht so gut gespielt und drei Punkte mitgenommen."

© SZ vom 08.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: