FC Bayern:Mit Kovac folgt Bayern der Stallgeruch-Logik

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Derzeit Trainer von Eintracht Frankfurt: Niko Kovac. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Niko Kovac, 46, wird zur nächsten Spielzeit beim FC Bayern Nachfolger von Trainer Jupp Heynckes. Das bestätigt Sportdirektor Hasan Salihamidzic am Freitag, er bekommt einen Dreijahresvertrag.
  • Kovac erfüllt mehrere Kriterien: Er überzeugt bei Eintracht Frankfurt mit erfolgreicher Arbeit. Er kennt den FC Bayern aus seiner Zeit als Spieler. Und er ist im Sommer zu haben.
  • Allerdings bringt die Entscheidung auch ein gewisses Risiko mit sich.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Niko Kovac war noch Trainer der kroatischen Nationalmannschaft, als er dem FC Bayern das erste Mal seit langer Zeit wieder ganz nah kam. Januar 2015, der Verein war zum Trainingslager nach Doha gereist. Unten auf dem Rasen leitete Pep Guardiola die Übungen der Mannschaft, und oben auf einem kleinen Hügel spionierte Kovac, schwarzer Pullover, schwarze Sonnenbrille. Neben ihm stand sein Bruder und Assistenztrainer Robert, doch die beiden blieben nicht lange allein. Bald kamen die Anhänger des FC Bayern, sie baten um Autogramme und Fotos. Kovac lächelte, die Fans lachten. Sie erkannten in ihm einen, der immer noch dazugehört, zwölf Jahre nachdem er den Verein als Spieler verlassen hatte.

Am Freitag bestätigt Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic: Kovac, 46, wird zur nächsten Spielzeit beim FC Bayern Nachfolger von Trainer Jupp Heynckes. Auf den ersten Blick wirkt diese Personalie vielleicht überraschend; Kovac ist noch vergleichsweise unerfahren, er hat noch keinen großen Verein betreut, auch als Trainer noch keinen Titel gewonnen. Auf den zweiten Blick überrascht die Personalie nicht mehr ganz so sehr. Kovac wird neuer FCB-Trainer, weil sie im Verein in ihm einen erkennen, der immer noch dazugehört.

Zwei Jahre spielte Kovac einst für die Bayern

Monatelang hatte sich die Suche des FC Bayern nach einem Trainer hingezogen, erschwert wurde sie dadurch, dass sie im Verein zwischendurch nicht so recht glauben wollten, wirklich suchen zu müssen. So glücklich waren sie mit Heynckes, der Anfang Oktober aus dem Ruhestand zurückgekehrt war, nachdem der Klub sich von Carlo Ancelotti getrennt hatte. Vor allem Präsident Uli Hoeneß hätte gerne ein weiteres Jahr mit seinem Freund verbracht. Also startete er eine Charmeoffensive.

Irgendwann assistierte ihm auch Klubboss Karl-Heinz Rummenigge, für den Heynckes der "idealste deutsche Trainer" war. Doch Heynckes wollte von der ursprünglichen Verabredung nicht abweichen. Die Trainersuche wurde daher erst zu einer Suche, als Ende März Heynckes' Absage endgültig unmissverständlich war - und als der vereinslose Thomas Tuchel absagte; dem Vernehmen nach geht er zu Paris Saint-Germain.

Dass nun Kovac kommt, liegt daran, dass er mehrere Kriterien erfüllt. Im März 2016 übernahm er Eintracht Frankfurt, rettete den Klub vor dem Abstieg und formte die Mannschaft innerhalb von zwei Jahren zu einer der erfolgreichsten der Liga. Zurzeit ist Frankfurt Tabellenfünfter, mit zwei Punkten Rückstand auf die Champions-League-Plätze. Aus seinen zwei Münchner Jahren als Spieler kennt er zudem den Klub; kennengelernt haben ihn Hoeneß und Rummenigge als einen, der eine Meinung hat und diese vertritt - zugleich aber auch als einen, der kein schwieriger Charakter ist. Außerdem spricht für Kovac, dass er in diesem Sommer zu haben ist.

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Kovac hat in Frankfurt zwar einen Vertrag bis 2019 unterschrieben; Anfang des Monats hatte er noch gesagt, dass "es keinen Grund gibt, daran zu zweifeln, dass ich im nächsten Jahr hier Trainer bin". Er hat allerdings laut Kicker auch eine Ausstiegsklausel, die ihm gegen eine Ablösezahlung von 2,2 Millionen Euro jetzt schon den Wechsel nach München ermöglicht. Zu Kovac' Trainerteam soll sein Bruder gehören, angeblich auch Peter Hermann, der aktuelle Assistent von Jupp Heynckes.

Kovac darf wohl auf Robben und Ribéry zählen

Die Entscheidung des Vereins für Kovac ist nicht ohne ein gewisses Risiko. So hatte Heynckes selbst erst vor wenigen Wochen der Sport-Bild gesagt: "Es ist schon von Nutzen, wenn er im nächsten Jahr erst mal international mit seiner Eintracht spielt und diese Erfahrung sammelt."

Diese wird er nun direkt mit dem FC Bayern sammeln, und dabei darf er wohl auf die Dienste der Routiniers Arjen Robben und Franck Ribéry zählen. Am Tag nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League durch das 0:0 im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Sevilla verdichteten sich auch die Anzeichen, dass sich die beiden Flügelspieler und der Verein auf ein weiteres gemeinsames Jahr verabredet haben.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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