Neymar-Transfer nach Barcelona:Millionen hierhin, Millionen dorthin

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Doch ein klein wenig teurer: Der Brasilianer Neymar kostete angeblich 95 Millionen statt 57. (Foto: REUTERS)

Neymar & Neymar, Neymar Marketing Limited, Neymar Consultoría Deportiva y Empresarial, Organisation Proyecto Neymar: Eine gerichtliche Untersuchung gibt Einblicke in ein Firmengeflecht hinter dem Wechsel des Brasilianers zu Barça. Insgesamt könnte er plötzlich der teuerste Fußballer des Planeten sein.

Von Oliver Meiler, Barcelona

Ein sportwirtschaftlicher Rekord gerät ins Wanken. Die spanische Zeitung El Mundo berichtet, der FC Barcelona habe für den Transfer des brasilianischen Fußball-Nationalspieler Neymar im vergangenen Sommer nicht 57 Millionen Euro bezahlt, wie Präsident Sandro Rosell das offiziell verkündet hatte, sondern insgesamt 95 Millionen.

Eine Differenz von 38 Millionen also. Stimmen die Berechnungen des Blattes, dann wäre das der bislang teuerste Transfer im Fußballgeschäft - auch teurer als jener von Cristiano Ronaldo von Manchester United zu Real Madrid (94 Millionen). Und wenn sich Barça und Real auch in allen Belangen gerne messen, so ist es doch fraglich, ob sich die Katalanen über dieses Primat freuen.

Die Transferverträge sind nämlich Umstand einer gerichtlichen Untersuchung. Es besteht der Verdacht, Rosell habe den Vereinsmitgliedern einen Teil der Wahrheit und einige Zusatzvereinbarungen mit Vater und Sohn Neymar verheimlicht, um das tatsächliche Salär des Spielers zu verschleiern. (Die Barça-Verantwortlichen dementierten dies am Montagabend prompt.)

El Mundo hatte offenbar Zugang zu den Dokumenten, die Barça auf Geheiß des Ermittlungsrichters Pablo Ruz von der Audiencia Nacional kurz vor Weihnachten nach Madrid übermittelt hat. Bisher galt, dass Barcelona der Firma Neymar & Neymar, im Besitz von Senior und Junior, 40 Millionen Euro überwies für die Dienste des 21-Jährigen. Zehn Millionen Euro gab es als Handgeld und Transferprämie schon 2011, damit sich der Spieler nicht noch für einen anderen Verein entscheidet. Gebuhlt hatte natürlich auch Real Madrid.

Weitere 17,1 Millionen soll Neymars früherer Verein, der FC Santos, erhalten haben. Ins Gesamtpaket gehören auch Kaufoptionen für drei junge Spieler von Santos für 7,9 Millionen Euro. Ausgemacht wurden sodann zwei Freundschaftsspiele für einen Betrag von je 4,5 Millionen Euro, was rund drei Mal so viel ist wie Weltmeister Spanien für solche Auftritte verlangt.

Ein besonderes Interesse wecken Kommissionen und Prämien, über die Barça und die Neymars erst nach der Präsentation des Spielers im Sommer 2013 Vereinbarungen unterzeichnet haben. So wurde beispielsweise festgelegt, dass die Firma Neymar Marketing Limited jedes Jahr 800.000 Euro dafür erhält, dass sie nach brasilianischen Werbepartnern sucht - vier Millionen Euro insgesamt in fünf Vertragsjahren. Mehr als zu suchen, brauchen die Neymars aber nicht: Der Betrag ist ihnen auch ohne jede Kundenakquise sicher. So steht es offenbar ausdrücklich im Vertrag.

Transfer deutlich teurer als gedacht
:Barça soll für Neymar 95 Millionen gezahlt haben

Im vergangenen Sommer legte der FC Barcelona für den brasilianischen Offensivspieler offiziell 57 Millionen Euro hin - diese Summe scheint aber nicht zu stimmen. Wie eine spanische Zeitung berichtet, war Neymar viel teurer. Eine Reihe von Zusatzverträgen trieben den Preis angeblich in die Höhe.

Insgesamt zwei Millionen Euro fließen außerdem der so genannten Neymar Consultoría Deportiva y Empresarial dafür zu, dass sie auch künftig nach Talenten des FC Santos sucht. Finden muss sie aber keine. 2,5 Millionen Euro bekommt die gemeinnützige Organisation Proyecto Neymar, die sich um Kinder in den Favelas von Sao Paulo kümmert. Und Neymars Vater kriegt eine fünfprozentige Kommission auf jene ausgehandelte Summe von 54 Millionen Euro, die sein Sohn in den nächsten fünf Jahren an Gehalt und Prämien verdienen soll, nämlich 2,7 Millionen. Die 54 Millionen sind überdies garantiert, egal, wie erfolgreich Barça in dieser Zeit spielt: Der Verein müsste dem Brasilianer die Differenz begleichen, wenn der es mit den Boni nicht auf diese Summe brächte.

Die Unverbindlichkeiten in den Verträgen deuten laut El Mundo auf eine mögliche Simulation hin. Das eigentliche Jahressalär Neymars dürfte demnach weit höher sein als die Zahl, die inoffiziell zirkuliert. Womöglich verdient er in Wahrheit mehr als Lionel Messi, der deutlich dienstältere Held und Trophäenbeschaffer im Team des FC Barcelona. Wie zu hören ist, werde Messis Gehalt deshalb gerade nach oben korrigiert. Damit auch ja keine bösen Gefühle aufkommen im Traumduo des spanischen Tabellenführers.

© SZ vom 21.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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