NBA-Finale: Miami Heat:Nowitzkis Gegner: Unter der Tarnkappe

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LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh wollten mit den Miami Heat zahlreiche Titel gewinnen. Nach der bitteren wie verdienten Niederlage gegen Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks könnte das Team zerfallen.

Jürgen Schmieder

Es war ein ruhiger, fast intimer Moment, als die Dallas Mavericks die Larry O'Brien Trophy überreicht bekamen. Die wenigen Dallas-Fans jubelten, doch die meisten Zuschauer - so sie die Arena noch nicht verlassen hatten - standen konsterniert da und sahen den Mavericks still beim Feiern zu.

Überlegenheit: Dirk Nowitzki (rechts) gegen LeBron James. (Foto: REUTERS)

Der in den Vereinigten Staaten übliche Konfettiregen auf die Sieger blieb aus, wahrscheinlich deshalb, weil der Basketballklub Miami Heat sämtliches Konfetti bereits vor der Saison verbraucht hatte.

Es war eine pompöse Inszenierung gewesen vor 49 Wochen, 13.000 Fans hatten damals gebrüllt, als gäben Elvis Presley, John Lennon und Michael Jackson gemeinsam ein Konzert. Feuerwände und künstlichen Rauch hatte es gegeben und natürlich kiloweise Konfetti, als die prägenden Akteure LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh verkündet hatten, in Miami eine Dynastie einleiten zu wollen. Es war die erste Provokation für die anderen Vereine, aber längst nicht die letzte.

Nun, nach der Niederlage im sechsten Spiel, war Chris Bosh nicht in der Lage, alleine vom Feld zu gehen, er wurde von seinem Kollegen Eric Dampier aus der Halle geführt. James und Wade schlichen schockiert hinterher. Ihr Verhalten während der Serie gegen Dallas hatte angedeutet, dass ihre überdimensionierten Egos ein mögliches Scheitern einfach ausgeblendet hatten: Es war im vierten Viertel des zweiten Spiels, Miami hatte mit 15 Punkten in Führung gelegen.

Nach einem erfolgreichen Wurf hatte sich Dwyane Wade vor der Ersatzbank von Dallas in heroische Pose geworfen. Mehrere Spieler der Mavericks gaben später an, dass diese Situation der Knackpunkt gewesen sei und sie das arrogante Verhalten ihrer Gegner bestrafen wollten.

NBA-Titel für Dirk Nowitzki
:"Ich habe ein bisschen geheult"

Als die Schlusssirene ertönte, rannte Dirk Nowitzki erstmal aus der Halle. Die Emotionen hatten ihn übermannt. Später wurde jedoch kräftig gefeiert, auch Nowitzki fand schnell seine Worte wieder - und sprudelte vor Glück.

Das entscheidende Spiel in Bildern

Auch danach gingen die Provokationen von Wade und James weiter. Nach dem vierten Spiel simulierten die beiden einen Hustenanfall und machten sich damit über Dirk Nowitzki lustig, der die Partie mit einer Grippe und 39 Grad Fieber absolviert hatte. Vor dem sechsten Spiel sprachen die beiden bereits über die entscheidende siebte Partie, mit keinem Wort erwähnten sie, dass sie dafür erst einmal am Sonntagabend hätten gewinnen müssen.

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:"Ich habe ein bisschen geheult"

Als die Schlusssirene ertönte, rannte Dirk Nowitzki erstmal aus der Halle. Die Emotionen hatten ihn übermannt. Später wurde jedoch kräftig gefeiert, auch Nowitzki fand schnell seine Worte wieder - und sprudelte vor Glück.

Das entscheidende Spiel in Bildern

"Ein bisschen kindisch und ignorant" nannte Nowitzki das Verhalten von James und Wade. James ist 26 Jahre alt, mit einer Größe von 2,03 Meter und einem Gewicht von 113 Kilo sieht er zehn Jahre älter aus, sein Benehmen erinnert bisweilen an das eines 16-Jährigen. Zu Beginn seiner Karriere hatte er den Spitznamen The Chosen One (der Auserwählte) bekommen, den er sich sogleich auf den Rücken hatte tätowieren lassen.

In der Finalserie indes wirkte James wie "der Unsichtbare", vor allem in den entscheidenden Momenten hatte es den Anschein, als wäre er unter einer Tarnkappe verschwunden. Als Miami am Ende des sechsten Spiels noch einmal eine kleine Aufholjagd startete, da war von James ebenso wenig zu sehen wie von Wade, allein Chris Bosh wehrte sich gegen die Niederlage.

In der Halle, die vor einem Jahr noch gebebt hatte, wurde es immer leiser, die muskelbepackten Schultern von James und Wade hingen mit jeder Minute, die verging, einen Zentimeter tiefer. "Dallas hat deshalb verdient gewonnen, weil sie als Team besser funktioniert haben", sagte Bosh dann nach dem Spiel.

Er verkniff sich deutliche Worte gegen seine Kameraden, doch war ihm anzumerken, wie genervt er war über diese Niederlage. Von James indes war kaum Selbstreflexion zu hören. "Dallas hat großartig gegen mich verteidigt", sagte er nur. Wie es mit Wade, James und Bosh weitergeht, ist schwer abzusehen. 43 Millionen Dollar haben sie gemeinsam in der vergangenen Saison an Gehalt bekommen, in der kommenden Spielzeit sollen es 47,6 Millionen sein.

Durch den neuen Tarifvertrag, der im Sommer verhandelt werden soll, könnte Miami gezwungen sein, einen der drei Akteure abzugeben. Die Dynastie, die vor 49 Wochen beginnen sollte, könnte dann bereits wieder vorbei sein.

© SZ vom 14.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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