1860 München: Hamada Iraki im Gespräch:"Auf ihn ist zu 100 Prozent Verlass"

Berater Hamada Iraki über den 1860-Investor Hasan Ismaik, die knifflige Rettungssituation der vergangenen Wochen, seine eigene Rolle und das große Potential des Traditionsvereins.

Gerald Kleffmann

Hamada Iraki spielte eine entscheidende Rolle beim Einstieg des neuen Investors Hasan Ismaik beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München. Der 38-jährige gebürtige Palästinenser lebt seit über zehn Jahren in München und arbeitet als Managing Director bei der Unicredit. Dort leitet er das Investment-Geschäft für Nordafrika und den Mittleren Osten. Im Stadtteil Schwabing betreibt Iraki zudem ein Restaurant.

Hamada Iraki, Dieter Schneider

"Das Potential von 1860 München hat mich persönlich begeistert": Hamada Iraki (re.) mit Löwen-Präsident Dieter Schneider.

(Foto: dpa)

SZ: Herr Iraki, Sie haben bei der Rettungsaktion des TSV 1860 eine Schlüsselrolle gespielt. Erzählen Sie doch bitte: Wie haben Sie das Ganze eingefädelt? So ein Geschäft wie dieses wickeln Sie sicher auch nicht jeden Tag ab.

Iraki: Nachdem ich aus der Presse Mitte, Ende März von der finanziellen Schieflage und der drohenden Insolvenz bei 1860 erfahren habe, habe ich die Herren Dieter Schneider (1860-Präsident; d. Red.) und Robert Schäfer (1860-Geschäftsführer) angerufen und gefragt, ob sie an einem Einstieg eines arabischen Investors interessiert wären.

SZ: Ihr Anruf muss bei 1860 eher unwirklich gewirkt haben.

Iraki: Ich kann Ihnen nicht sagen, was die beiden zunächst dachten, aber Herr Schneider und Herr Schäfer klangen angetan und waren von der Idee begeistert. Deshalb haben sie mir angeboten, dass wir uns noch am selben Tag treffen, um über die Eckpunkte und mögliche Voraussetzungen eines Einstiegs zu sprechen. Da 1860 ja unter enormem Zeitdruck stand, haben wir uns schon zwei Stunden später auf der Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße getroffen.

SZ: Wie war die erste Begegnung?

Iraki: Das Treffen verlief sehr gut und sachlich. Die beiden haben mir klar gesagt, was sie genau erwarten und was sie dafür anbieten können. Es war ein sehr professionelles Gespräch.

SZ: Sie sind ja als Mittelsmann für den jordanischen Geschäftsmann Hasan Ismaik vorstellig geworden. Wie sind Sie auf ihn gekommen?

Iraki: Die Voraussetzungen sowie das Potential von 1860 München haben mich persönlich begeistert. Ich war mir damals schon sicher, dass in der Hinsicht einiges bezüglich Investorenfindung machbar ist. Ich hatte einige potentielle Kandidaten im Kopf, allerdings war ich mir fast sicher, dass Hasan der Richtige für diese Aufgabe ist. Er hatte sich zuvor schon ausländische Klubs angesehen, den AS Rom zum Beispiel sowie ein, zwei in England. Aber diese hatten ihn nicht derart begeistert wie 1860.

SZ: Warum, glauben Sie, ist Ismaik der Richtige?

Iraki: Ich kannte Hasan bereits seit einigen Jahren und wusste, dass ihm die Herausforderung und das ganze Konzept gefallen würden. Ich habe ihn dann umgehend kontaktiert. Er hat bereits schon damals sofort signalisiert, dass er unter gewissen Voraussetzungen ernsthaft interessiert sei. Aus meiner Erfahrung mit Hasan kann ich nur sagen, dass man sichstets auf seine Aussagen zu 100 Prozent verlassen kann und er mich nie damit beauftragen würde, wenn er nicht fest entschlossen wäre, diesen Schritt zu wagen.

SZ: Wie verliefen die weiteren Verhandlungen, nachdem auf beiden Seiten die Bereitschaft vorlag, miteinander ins Geschäft zu kommen?

Iraki: Die Verhandlungen waren sehr intensiv, umfassend und zäh. Schneider und Schäfer haben alles versucht, um die beste Kooperation für den Verein zu erzielen. Ich aber wollte immer das Beste für Hasan. Ich muss zugeben, dass wir oft kurz davor waren, das Ganze scheitern zu lassen. Aber wir alle waren in einem Punkt einig: Wir wollten unbedingt die Rettung für 1860.

"Wir alle können stolz darauf sein"

SZ: Quasi im letzten Moment tauchte noch ein Finanzloch von rund fünf Millionen Euro auf. Spätestens da hätten Sie für Ismaik einen Rückzug anordnen können. Das hätte jeder verstanden.

Iraki: Ich muss betonen, dass beide Parteien stets fair zueinander waren, und deshalb wollten auch wir, nachdem wir umgehend über dieses Defizit informiert wurden, das Ganze nicht sterben lassen. Mit Hilfe unserer Anwälte unter der Leitung von Christoph Schickhardt, die Hervorragendes geleistet haben und bis an ihre Grenzen gegangen sind, konnten wir am Ende unsere Kooperationsvereinbarung so gestalten, dass sie für alle Seiten und insbesondere für die DFL (Deutsche Fußball-Liga; d. Red.) akzeptabel ist. Ich glaube, wir alle können stolz darauf sein.

SZ: Sie sind Investment-Banker bei einer global tätigen Bank. Welche Rolle hat diese im Fall 1860 gespielt?

Iraki: Gar keine. Das Ganze hat mit meiner Arbeit bei der Bank nichts zu tun, das habe ich als Privatperson getan. Hasan bat mich, ihn bei diesem Vorgehen zu unterstützen, und ich wollte aber auch 1860 helfen, eine Einigung zu erzielen.

SZ: Ist Ismaik eigentlich ein Kunde bei der Unicredit?

Iraki: Noch nicht, aber vielleicht wird er es ja eines Tages. Man kann nie wissen.

SZ: Unter manchen Löwen-Fans kursiert eine Verschwörungstheorie: Dieter Rampl, der bis 2005 Vorstandschef bei der Hypovereinsbank war, die von der Unicredit übernommen wurde, und nun dem Verwaltungsrat vorsitzt, habe an der Rettung mitgewirkt. Die Fans kamen auf diesen Gedanken, weil Rampl im Aufsichtsrat des FCBayern München sitzt; 1860 schuldet dem Lokalrivalen noch Geld als Arena-Mieter. War Rampl informiert oder sogar involviert?

Iraki: Weder noch. Ich glaube, er wusste gar nicht, dass bei 1860 eine Rettung stattfindet. Herr Rampl hat mich erst vor zwei Wochen angerufen, um zu fragen, ob ich tatsächlich an der Rettungsgeschichte beteiligt bin. Er hat es zufällig auf einer Aufsichtsratssitzung des FC Bayern Mitte Mai erfahren. Ich habe es ihm bestätigt. Mehr war auch nicht.

SZ: Welche Rolle werden Sie beim TSV 1860 zukünftig spielen?

Iraki: Keine offizielle Rolle. Ich könnte mir vorstellen, eventuell Aufsichtsratsmitglied zu sein, mehr aber nicht. Ich muss auch mit meinem Arbeitgeber zuerst abklären, welche Rolle ich überhaupt spielen darf. Letztendlich ist mein Hauptberuf Banker bei der Unicredit, und ich möchte hier auch gerne bleiben. Ich werde aber ganz bestimmt Hasan weiter zur Seite stehen, falls er meine Hilfe benötigt. Vorausgesetzt natürlich, alles ist mit meinem Job zu vereinbaren.

SZ: Wie geht es bei Ihnen weiter?

Iraki: Ich werde mich weiter auf meinem Job konzentrieren und mein Leben wie vor 1860 weiterführen. Ich werde allerdings die Entwicklungen bei 1860 sehr aufmerksam weiterverfolgen. Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit 1860 Großes erreichen kann und wird. Vor allem hoffe ich, dass die Fans und alle Beteiligten Spaß mit 1860 haben.

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