Fußball:Der TSV 1860 und eine bizarre Pressemitteilung

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Dürfen sie bleiben oder müssen sie gehen? Die 1860-Geschäftsführer Noor Basha (links) und Markus Rejek sind offenbar zur Verhandlungsmasse geworden. (Foto: dpa)
  • Die Gesellschafter des TSV 1860 München irritieren mit einer bizarren Pressemitteilung, in der nichts mitgeteilt wird.
  • Möglich ist, dass sie die Entlassung des Geschäftsführers Markus Rejek sowie eine Degradierung seines Kollegen Noor Basha forcieren.
  • Ein Nachfolger für Rejek wird jedenfalls längst gesucht: Nach SZ-Informationen hat 1860 beim ehemaligen DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock angefragt.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Wenn sich beim TSV 1860 München die Vertreter des Vereins und des Investors Hasan Ismaik zusammensetzen und tagen, ist es zu einer guten Tradition geworden: Die Protagonisten tauchen tagelang ab, reden gar nichts und kündigen an, hinterher in einer Pressemitteilung über ihre Ergebnisse zu berichten. Das geht so, seit Ismaik eine eigene PR-Agentur beschäftigt, alle Schreiben von seinen Anwälten prüfen lässt und zudem Raed Gerges engagiert hat, den früheren Kommunikationsdirektor für Red Bull im mittleren Osten und Nordafrika.

Ebenso traditionell geraten diese Mitteilungen dann recht bizarr, im klassischen Sinne mitgeteilt wird jedenfalls nichts. "Der Strategie Ausschuss hat nun eine Strategie festgelegt", hieß es am Mittwochmittag in einem neuerlichen Schreiben, das von den Nachrichtenagenturen aus Mangel an Nachricht nicht aufgegriffen wurde.

Seit Gründung jenes Arbeitskreises ist selbst die Frage, wer dort eigentlich mitwirkt, offiziell unbeantwortet geblieben. Nach SZ-Informationen waren von Vereinsseite diesmal Präsident Peter Cassalette, Vizepräsident Heinz Schmidt und Verwaltungsratschef Karl-Christian Bay anwesend, für Ismaik vier Vertreter, darunter sein Cousin Abdelrahman Ismaik. Weiter schrieben die Unbenannten: "Der von dem Strategy Committee / Strategie Ausschuss ausgearbeitete Plan umfasst sowohl die Konzeption eines neuen schlagkräftigen Teams als auch den Plan."

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Dieser beinhalte, und nun erfuhr man mutmaßlich doch noch etwas, eine "Neuausrichtung der Geschäftsstelle". Diese Neuausrichtung, so vermutete der Leser, dürfte die von Ismaik bereits bei seinem Auftritt vor Fans in Rudelzhausen geforderte Entlassung des Geschäftsführers Markus Rejek sowie eine Degradierung seines Kollegen Noor Basha beinhalten. Allein, wenn dem so war, warum schrieben es die Gesellschafter dann nicht einfach hin?

Offenbar steht Ismaik auf dem Standpunkt, Rejek stehe trotz Vertrags keine Abfindung zu, da er zu schlecht gearbeitet habe; die Vereinsvertreter beißen mit dem Hinweis, eine solche Argumentation sei in Deutschland nicht möglich, auf Granit. Ein Nachfolger für Rejek wird jedenfalls längst gesucht: Nach SZ-Informationen hat 1860 beim ehemaligen DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock angefragt, der von 2006 bis 2008, teils gemeinsam mit dem jetzigen 1860-Sportdirektor Oliver Kreuzer, bei RB Salzburg arbeitete.

Womöglich haben sich die Parteien zudem noch nicht final auf Rejeks Demission geeinigt, weil die Vereinsvertreter hier noch eine taktisch motivierte Blockade aufbauen, um andere Aspekte der Verhandlungen in ihre Richtung zu lenken. Schließlich stehen neben der Geschäftsführerfrage ja noch eine Reihe weiterer Forderungen Ismaiks im Raum: personelle selbstredend, etwa der Rücktritt ungeliebter Verwaltungsratsmitglieder. Und möglicherweise auch der früher schon geäußerte Wunsch nach einer stärkeren Partizipation des jordanischen Investors am erfolgreichen Nachwuchsleistungszentrum, indem neben der U21 und U19 auch die weiteren Juniorenmannschaften aus dem e.V. in die KGaA überführt werden.

Schließlich handelt es sich hier um den einzigen Bereich des TSV, der funktioniert - am Dienstag gewann die U19 das Halbfinal-Hinspiel um die deutsche Meisterschaft 2:1 bei Borussia Dortmund. In jedem Fall lässt die Aussagelosigkeit der Pressemitteilung nur zwei Schlussfolgerungen zu: Die Vereinsseite versucht noch, Ismaiks Forderungen einzudämmen. Oder aber, sie stimmt ihnen zu, sie sind aber so gravierend, dass man sie besser nicht öffentlich formuliert.

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Nur eine Personalie, die die Geschäftsstelle betrifft, wurde am Mittwoch noch bekannt: Der seit Februar 2015 bei Sechzig tätige Mediendirektor Thomas Blazek muss den Klub auf Beschluss der Gesellschafter verlassen, Pressesprecherin Lil Zercher soll seine Aufgaben künftig mit übernehmen. Kurioserweise wollte sich schon der ehemalige Präsident Gerhard Mayrhofer von Blazek trennen, wegen dessen Nähe zum früheren Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner - damals kam allerdings keine Zustimmung von Ismaik, weil Blazek sich gut mit dessen Cousin Basha verstand und die Investorenseite Poschner stützte.

Nun muss Blazek im Zuge der Einsparungen gehen - und in der merkwürdigen Logik des 1860-Kosmos kann man diese Stelle ja wahrlich bedenkenlos streichen: Bei den Pressemitteilungen, die die Gesellschafter veröffentlichen, hatte der Kommunikationsdirektor ohnehin nichts mitzureden.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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